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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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fragte Varic.
    »Das ist er«, sagte Spazier.
    »Die beiden kannten sich also.«
    »Zumindest haben sie miteinander telefoniert. Und vor Dorins Haus beobachteten wenigstens zwei Personen – die wir bislang nicht besonders ernst genommen haben, wie ich ehrlich zugeben muss – ein Auto, dessen Beschreibung auf jenen Wagentyp passt, den Emil Komeska fährt, und das von jemandem gefahren oder beladen wurde, der wie Florian Dorin aussah.«
    »Habt ihr einen Hinweis gefunden, was die beiden miteinander zu tun hatten?«, fragte Varic.
    »Vor ein paar Monaten hatten Dorin und Komeska erste Kontakte, wie die Rufdatenverfolgung zeigt«, sagte Freund. »Offensichtlich haben sie sich auch gegenseitig besucht. Das hat Pridlaschek beobachtet, als er dachte, Dorin kommt in dem alten Auto. Bloß dass er nicht Dorin gesehen hat, sondern Komeska.«
    »Vielleicht wusste Dorin ja von Pridlascheks Überwachung und hatte einen Deal mit Komeska«, meinte Wagner. »Wer weiß, ob Pridlaschek überhaupt Dorin gesehen hat bei seinen Bespitzelungsaktionen.«
    »Auf jeden Fall sollten wir Emil Komeska finden«, sagte Freund.
    »Brauchen wir eine Fahndung?«, fragte Spazier.
    »Ihm ist bislang nichts vorzuwerfen«, sagte Freund. »Ähnlichkeit mit einem Toten ist schließlich kein Verbrechen. Wir suchen ihn als Zeugen – wofür auch immer.«
    Er schloss kurz die Augen, um sich zu konzentrieren.
    »Also, noch einmal: Vor ein paar Monaten lernen die zwei sich kennen. Dann geschehen mehrere Dinge. Erstens: Florian Dorin beginnt, Sport zu treiben und auf seine Ernährung zu achten, um abzunehmen.«
    Freund legte ein drittes Bild neben die anderen zwei.
    »Das war Florian Dorin vor einem Jahr. Unschwer zu erkennen, dass er damals noch nicht abgenommen hatte.«
    »Die Ähnlichkeit ist trotzdem schon vorhanden, wenn auch nicht so offensichtlich«, meinte Varic. »Dorin hatte immer deutlich längere Haare als Komeska.«
    »Bis er sie sich ein paar Wochen vor seinem Tod schneiden ließ«, bemerkte Freund. »Zu exakt der Frisur, die Emil Komeska trug.«
    »Also, wir waren bei erstens. Sport und Abnehmen. Zweitens: Pridlaschek beobachtete mutmaßlich Komeska bei Dorin. Drittens: Florian Dorin stirbt. Viertens: Am Tag darauf meldet sich Emil Komeska an seinem Arbeitsplatz krank und taucht seither nicht mehr auf. Auch seine Nachbarin hat ihn seither nicht mehr gesehen oder gehört. Sein Briefkasten quillt über. Der Mann war seit Tagen nicht mehr zu Hause.«
    Freund trank Kaffee und sah die anderen über den Rand der Schale an.
    »Vielleicht nicht mehr seit Florian Dorins Tod«, fügte er hinzu.
    Sie schwiegen und wogen die Optionen ab.
    »Auf jeden Fall müssen wir jemanden zu Emil Komeska fragen, der ihn kennt«, stellte Freund schließlich fest.
    »Vielleicht seine Eltern«, schlug Wagner vor. »Ich habe schon nachgesehen. Es ist tatsächlich der ehemalige Abgeordnete.«
    »Schon wieder so ein engagierter Vater«, stöhnte Freund. »Dorins Vater war in der Industriellenvereinigung, Komeskas Vater in der anderen Reichshälfte. Dieser Fall ist in guter österreichischer Tradition nach Proporz besetzt.«
    Freund wusste gern, mit wem er es zu tun hatte. Seine Recherche im Internet ergab, dass Wagner recht hatte. Der alte Komeska war Gewerkschaftsfunktionär gewesen und unter Bruno Kreiskys Regierungszeit in den späten siebziger, frühen achtziger Jahren zwei Legislaturperioden lang Abgeordneter der Sozialistischen Partei Österreichs. Freund erlebte einen Flashback. Die Jahre seiner Kindheit und Jugend, ein Österreich voller VW  Käfer und Opel Kadett, nur zwei Fernsehprogramme, FS 1 und  FS 2, Schichtarbeiterprogramm am Vormittag, Schlechtwetterprogramm an verregneten Sommertagen, wobei man erst wenige Stunden davor erfuhr, ob man wirklich einen dieser altmodischen Filme würde sehen können oder die Herrschaften beim Rundfunk das Wetter als gut genug für die österreichischen Kinder befunden hatten, dass sie ihren Nachmittag mit sinnvolleren Tätigkeiten verbrachten, als vor der »Glotze« zu sitzen. Der eiserne Vorhang war das Ende der Welt und ziemlich nahe. Wenn er etwas, was ihm gefiel, »lässig« nannte, freuten sich seine Eltern darüber etwa so wie Freund heute, wenn seine Kinder als Ausdruck ihrer Begeisterung vor jedes zweite Wort ein »ur« stellten, bedeutete es für die Vorgeneration doch noch die abfällige Bezeichnung für »mangelhaft gepflegt«.
    Ein paar Bilder zeigten Komeska – ein gut genährter Mann, gekleidet in der Mode

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