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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Eingangstür stapelte sich Kram, Schlüssel, Rechnungen, Kugelschreiber, Notizblock, eine Schüssel. Die Garderobenhaken waren leer, ebenso die Fußmatte darunter, auf der Freund die eingetrockneten Spuren von Schuhen, die man im Regen getragen hatte, erkannte.
    Die erste Tür führte in die Küche. Ein schmaler Raum mit Ablagen und Hängekästen auf beiden Seiten. Ein paar Teller und Besteck steckten in einem Trockengestell neben dem Abwaschbecken. Ein leeres Trinkglas stand neben dem Herd.
    Das Bett im Schlafzimmer war ungemacht. Auf dem Nachttisch lag ein Kriminalroman. Als Lesezeichen steckte ein Stück herausgerissener Zeitung darin.
    »Diese Kleiderschränke wirken ausgeräumt«, sagte Spazier. Tatsächlich hingen und lagen nur vereinzelte Stücke darin.
    »Als wäre er verreist oder ausgezogen«, sagte Freund.
    »Da fällt mir dieser Student ein, der Florian Dorin in der Nacht gesehen haben will, wie er Koffer in sein Auto lud. Als wolle er verreisen.«
    Er untersuchte ein Jackett. »Wenn er für sonst nicht viel Geld ausgegeben hat, für Kleidung hat er.«
    »Wieso?«, fragte Freund, der sich damit nicht so auskannte.
    »Teure Marke. Und dieses Hemd hier ist maßgeschneidert.«
    »Woran erkennst du das?«
    »Zum Beispiel an der Verarbeitung der Knopflöcher.«
    Woher wusste Spazier über solche Dinge Bescheid?
    »Jeder braucht seinen Spleen.«
    Das Bad wirkte spartanisch. Auf der Ablage unterhalb des Spiegels ragte ein einsamer Kamm aus einem Zahnputzbecher. Daneben lag eine fast leer gedrückte Zahnpastatube. Eine Zahnbürste, ein Parfum. Am Waschbecken eine Seife. In einem Schrank fand Spazier Handtücher, Klopapier, Putzmittel.
    »Typischer Mann«, bemerkte Freunds junger Kollege. »Bloß nicht zu viele Pflegeutensilien.«
    Freund überlegte, wie sein Bad aussah. Sein Teil des Bades. Den größten Bereich nahmen Claudias Cremen und Wässerchen ein. Er selbst kam mit einem kleinen Flecken aus für seine zwei Parfums, sein Rasierwasser, eine Handcreme. Nicht sehr viel mehr als Komeska.
    »Hast du denn mehr?«, fragte er Spazier.
    »Ein bisschen.«
    Freund hätte gern gewusst, was das bedeutete.
    Das Wohnzimmer hätte man als das durchschnittliche österreichische in einen Katalog stellen können. Ein Kiefernholzwandverbau aus dem Möbelhaus, gefüllt mit Nippes, Geschirr, Büchern, eine blaue Sofalandschaft, dazu ein Glastisch. Darauf ein Teller voll Brösel. Der Fernseher im Stand-by-Modus. In einer Ecke stand ein kleiner Arbeitstisch mit Computer, Telefon und Anrufbeantworter.
    Spazier sah sich ratlos um. »Und jetzt?«
    »Wie vermutet, ein Simulant. Sitzt in irgendeinem Beisl und trinkt sein Bier. Oder ist bei einer Freundin.«
    »Glaube ich nicht. Dann hätte nicht so viel Werbung an der Tür gehangen. Der Briefkasten wurde auch tagelang nicht geleert. Und den fast leeren Schrank hast du ja auch bemerkt. Sieht mir vielmehr so aus, als wäre hier jemand verreist.«
    Wie üblich studierte Freund die Buchrücken im Wandverbau, eine schlechte Angewohnheit, die er in allen Wohnungen pflegte, in die er kam. Reisereportagen, Krimis, Fotoalben. Eines davon zog Freund heraus – »Sommer 2007« stand in weißer Handschrift auf dem dunkelgrünen Umschlag – und begann zu blättern. Landschafts- und Stadtaufnahmen, auf manchen klein ein Mann, vielleicht Mitte dreißig, blonde Haare. Zuerst wusste Freund nicht, was ihn irritierte. Der Mann in Badehose am Strand. Untrainiert, aber nicht übergewichtig. Er blätterte weiter. Auf einem Bild hielt er sein Gesicht groß in die Kamera, im Hintergrund war eine Kirche zu sehen.
    »Da hol mich doch der … Lukas! Hast du bei deinen Recherchen schon ein Bild von Emil Komeska gesehen, Führerschein oder so?«
    »Nein.«
    »Schau dir das an!«
    Spazier eilte zu ihm.
    »Das ist Emil Komeska!«
    »Ach du liebe …«
    Freund legte ein Bild von Florian Dorin auf den Besprechungstisch.
    »Das ist Florian Dorin«, erklärte er der versammelten Mannschaft, »ein paar Tage vor seinem Tod.« Sie hatten das Bild auf Dorins Laptop gefunden, neben Hunderten anderen.
    »Und das« – er legte das Bild aus Komeskas Fotoalbum daneben – »ist Emil Komeska.«
    »Wow«, war alles, was Petzold dazu einfiel.
    »Allerdings.«
    »Ich kenne Zwillinge, die sich weniger ähneln«, sagte Spazier.
    Fasziniert betrachteten sie die Aufnahmen.
    »Emil Komeska, Angestellter in der Spedition Bruchtaler in Mödling, achtunddreißig Jahre alt, ledig.«
    »Das ist der Typ, von dem Lukas gesprochen hat?«,

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