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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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seiner Zeit. In dem Artikel wurden auch Komeskas Frau Hildegard und seine drei Kinder erwähnt: Ines, Trude und Emil. Viel mehr war zu den dreien nicht zu finden. Ines war Lehrerin an einem Wiener Gymnasium, Trude Psychotherapeutin, wie Freund in anderen Quellen fand.
    Freund überlegte, wen er zu Emil befragen könnte. Wieder musste er an seinen Vater denken. Welche Auskunft würde Oswald Freund über seinen Sohn geben, geben können?

Schnaps ist Schnaps
    Was für eine wunderbare Gelegenheit, dachte Lukas Spazier. Er hatte nicht erwartet, Solveig Harnusson so bald wiederzusehen. Er besuchte sie in ihrer Wohnung. Sie servierte ihm ein Glas Wein. Sie sah noch besser aus als beim letzten Mal. Sie trug enge Jeans und einen weiten Wollrollkragenpullover mit Norwegermuster. Eine Stehlampe neben dem Sofa und ein paar Kerzen schufen eine gemütliche Atmosphäre im Wohnzimmer.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte er.
    »Danke. Ich fürchte, dass ich schneller über Florians Tod hinweggekommen bin, als es die Pietät erlaubt.«
    »Freut mich zu hören. Ich bedaure, Sie trotzdem noch einmal damit behelligen zu müssen.«
    »Wurde er schon begraben?«
    »Vergangenen Freitag. Im engsten Familienkreis.«
    Sie nickte und trank einen Schluck.
    »Dann ist der Fall wohl abgeschlossen.«
    »Nicht ganz. Der Tod Florian Dorins hat ein paar Ereignisse ausgelöst, die wir untersuchen müssen.«
    »In was für einer Abteilung genau arbeiten Sie eigentlich?«
    »In einer sogenannten Gruppe Gewalt der Wiener Kriminalpolizei. Davon gibt es drei. Jede ist mit etwa fünf Beamten besetzt.«
    »Und wofür sind Sie zuständig? Für Gewalttaten, wie der Name schon sagt.«
    »Mord, schwere Körperverletzung, aber zum Beispiel auch Erpressung.«
    Sie zog die Füße aufs Sofa und umarmte ihre Unterschenkel.
    »Stelle ich mir nicht angenehm vor. Der Tod, das Leid, die Leute, mit denen man in Kontakt kommt. Sind sicher nicht immer die angenehmsten Zeitgenossen.«
    »Man lernt, damit umzugehen.«
    Sie musterte ihn mit ihren großen Augen, als wolle sie herausfinden, wie er das tat. Spazier gefiel es.
    »Darf ich fragen, was mit Jo ist? Haben Sie ihn gefunden?«, fragte sie schließlich.
    Spazier lachte. »Er hatte sich tatsächlich bei einem der Freunde versteckt, die Sie uns genannt hatten. Wussten Sie, dass er nicht nur Ihnen nachgestellt hat, sondern auch Florian Dorin?«
    Im selben Moment fiel ihm wieder ein, dass Pridlaschek behauptet hatte, Harnusson von Gundi Bielert erzählt zu haben.
    »Er hat einmal so etwas erwähnt. Ich hoffe, er hat keinen Unsinn angestellt.«
    »Ja und nein. Er hat Herrn Dorin belästigt. Auf eine Weise, die ihn bei uns in Schwierigkeiten brachte. Andererseits hat er dabei interessante Beobachtungen gemacht.«
    »Ja, ja, ich weiß. Er will Florian mit anderen Frauen gesehen haben. Das hat er zumindest behauptet. Namen konnte er aber keine nennen.«
    »Davon haben Sie beim ersten Mal gar nichts erzählt.«
    »Das war doch nur übles Anpatzen eines eifersüchtigen, verlassenen Liebhabers. Nicht ernst zu nehmen.«
    Wäre das auch geklärt, dachte Spazier. Er glaubte ihr gern.
    »Er hat auch noch eine andere Beobachtung gemacht. Sagt Ihnen der Name Emil Komeska etwas?«
    Sie dachte nach, schüttelte den Kopf.
    »Nie gehört. Wer ist das?«
    »Ein Bekannter von Florian Dorin.«
    Spazier zog die Kopie eines der Fotos aus dem Album hervor, das sie in Komeskas Wohnung gefunden hatten.
    »Das ist er.«
    Sie nahm das Bild, betrachtete es. Ihre Augen wurden noch größer.
    »Er sieht aus wie Florian!«
    »Sie sind ihm nie begegnet?«
    Sie lachte. »Ich hoffe es! Sonst hätte man ein böses Spiel mit mir getrieben. Nein. An so einen Zwilling hätte ich mich erinnert.«
    Spazier hätte sie jetzt gern auf ein Abendessen eingeladen. Doch Dienst ist Dienst, wie man so sagt, und Schnaps ist Schnaps.

Kindheit
    Seit siebenundvierzig Jahren lebte Laurenz Freund in Wien, doch das gewaltige Ensemble des Karl-Marx-Hofs kannte er bis heute nur von Bildern und vom Vorbeifahren. Als er jetzt davorstand, wirkte er noch mächtiger. Da ist jemand konsequent, hatte Freund gedacht, als er Rudolf Komeskas Adresse erfuhr. Die Wohnhausanlage galt seit ihrer Errichtung in den frühen Dreißigern als Hochburg des roten Wien. Wie jedes Schulkind hatte auch Freund gelernt, dass sich 1934 während des Februaraufstands gegen die austrofaschistische Diktatur Arbeiter und Vertreter des Republikanischen Schutzbunds darin verbarrikadiert und erst nach Artilleriebeschuss

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