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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Sommerferien, Brückentage – alles Erfindungen, um die Autofahrer an die Grenzen ihrer Nervenleistung zu treiben. Heiner Strengs Gebiet erstreckte sich über ganz Oberbayern und Bayerisch Schwaben, außerdem auf die Bodenseeregion und den Großraum Passau. Dort allerdings verkaufte er am wenigsten. Seit Jahren versuchte er, nach Norddeutschland umgelenkt zu werden. Sein Chef wollte davon nichts wissen. Hannover oder Hamburg, das waren feine Städte, da wäre was zu verdienen, dachte er. Er fuhr zu schnell. Noch eine Geschwindigkeitsüberschreitung durfte er sich nicht leisten. Sein Führerschein war sein Einkommen. Er nahm den Fuß vom Gas. Er hatte in Garmisch übernachtet. War bereits eine gute Weile auf der Straße. Spätsommer. Eigentlich schon Herbst. Sanfter Nebel, der am Morgen aufstieg. ›Und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar.‹ Das mochte er an seinem Job: allein unterwegs zu sein, ohne quasselnde Kollegen. Was ihn wirklich störte, waren die Staus. Und das mit den Toiletten.
    Gerade jetzt musste er dringend. Ungeduldig spähte er nach einer Möglichkeit, rechts ran zu fahren und sich hinter einem Busch zu verkriechen. Er überholte einen Traktor. Beschleunigte. Sah im Rückspiegel, wie der Traktor rechts auf einen Flurbereinigungsweg abbog. Warum regte ihn das auf? Hätte der nicht abbiegen können, bevor er mit seinem BMW zum Überholen angesetzt hatte? In seinen Eingeweiden rumorte es.
    Er musste mal wieder zum Arzt. Für den großen Check-up. Dieser ständige Stress und der Ärger auf der Straße … und sein Vater war an Darmkrebs gestorben. Heiner Streng stieg in die Bremsen. Es pressierte jetzt wirklich, und hier konnte er halten und –
    Später sagte er der Polizistin, die den Unfall aufnahm, er habe den blauen Twingo im Rückspiegel nicht gesehen. Er bestand darauf, dass er scharf habe bremsen müssen. Ein außergesetzlicher Notfall. Seine Verdauung, er müsse irgendwas Schlechtes gegessen haben. Nein, er sei nicht zu schnell gewesen, und wieso ihm der Twingo überhaupt hinten auf den BMW gerumst sei, das könne er nicht begreifen. Konnte die Tussi in der französischen Salatschüssel nicht bremsen?
    Er hockte immer noch hinter Schlehen und erleichterte sich, als der Rettungswagen mit Blaulicht davonraste.

20
    Ich lag noch im Koma. Hatte mit Juliane eine Nachtfahrt im Spider hingelegt. Bis Innsbruck und wieder zurück. Einen Gedanken an die Spritpreise hatten wir nicht verschwendet. Wir wollten einfach mal raus. Wenigstens die Richtung nach Süden einschlagen, auch wenn es nur bis Tirol reichte.
    »Ich weiß nicht, immer so zwischen Bergen eingekeilt zu sein«, hatte Juliane sich beschwert. »Kein Wunder, dass die Leute irgendwann auf die Idee kommen hochzukraxeln. Ewig diese Massive vor der Nase, das hält kein Mensch aus.«
    Nun also kuschelte ich mich tiefer in die Federn, um den aufdringlichen Klingelton meines Telefons zu ignorieren. Erfolgreich. Nach zehnmal Dideldumdideldei war Ruhe. Ich glitt zurück in meinen Traum, in dem Nero eine Rolle gespielt hatte. Wo war er, der Traum? Meine Hand streckte sich nach ihm aus; er wich zurück, glitt in die Schatten und verschwand.
    Tap Dance. Mein Handyrufton. Von irgendwo aus der Küche. Fluchend krabbelte ich aus dem Bett und tastete mich zu meiner Tasche, die ich gestern achtlos und übermüdet auf dem Sofa in der Küche liegen gelassen hatte.
    »Laverde?«, murmelte ich.
    Die Antwort bekam ich nicht richtig mit. Nur, dass eine Klinik am anderen Ende war und mich fragte, ob ich eine gewisse Neta Kasimir kannte.
    »Sicher.« Ich strich mir die Strähnen aus dem Gesicht und unterdrückte ein Gähnen.
    »Sie ist heute Morgen mit schweren Verletzungen bei uns eingeliefert worden. Wir fanden Ihre Visitenkarte unter Frau Kasimirs Unterlagen, sonst keine Hinweise auf Verwandte. Können Sie uns weiterhelfen?«
     
    Eine halbe Stunde später brauste ich nach Ingolstadt, das Handy am Ohr.
    »Nero, es ist ein Unfall passiert. Neta Kasimir, deren Mutter mit euch in ›The Demon‹ war, als … es … passiert ist. Sie ist in ihrem Twingo einem BMW hintendrauf geknallt.«
    Ich hörte Neros ungehaltenes Brummen.
    »Nero?«
    »Ja, Kea, ich höre dich. Du, ich muss heute nach Passau. Vorbereitungen für das Seminar nächste Woche.«
    »Kannst du dich erkundigen?«
    »Was meinst du?«
    »Wie das passiert ist? Kurz vor Ingolstadt auf der B 13. Heute früh.«
    Nero versprach, sich umzuhören. Ich legte auf.
     
    Neta lag in einem Bett,

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