Wieweitdugehst - Wieweitdugehst
mit?«
»Zur Nedopil?«
Sandra ließ sich auf ihren Schreibtischstuhl sinken. »Eben. Die Nedopil. Nehmen wir uns noch einmal das Opfer vor. Wir ziehen alle Register. Müssen die Kinder noch einmal befragen, die mit Marius in ›The Demon‹ waren und die Mutter des Jungen, die die Bande begleitet hat. Viel zu tun für einen Samstag, ich weiß.«
»Vielleicht sollten wir die Fälle der letzten Monate noch mal durchschauen. Drohungen gegen das Oktoberfest, Virustäter, Anschläge auf Geisterbahnen.«
»Wozu haben wir junge Vollzeitkräfte, die man auf die Datenbanken hetzen kann!«, rief Sandra entnervt. »Da qualmen schon die Köpfe!«
Sie sah auf, als Markus Freiflug zur Tür hereinrauschte. Er stellte einen Laptop auf Sandras mit Unterlagen übersäten Tisch.
»Du kommst gerade recht«, sagte sie. »Wie ist das Virus auf Liliana Bachmanns Rechner gelangt?«
»Das habe ich eben herausgefunden. Schlicht und ergreifend online.«
»Erklär’s mir!«
Marek Weiß verschränkte die Arme und starrte Freiflug missmutig an.
»Das Virus entfaltete sich nach alter Hacker Sitte in dem Moment auf Lilianas Rechner, als sie eine Mail anklickte. Ein Pop-up-Fenster mit irgendeiner absurden Werbung schoss auf. Nun konnte Liliana Bachmann tun, was sie wollte: Alles war falsch.«
»Wieso?« Sandra schaufelte Aktendeckel und Notizzettel beiseite, um Freiflug Platz zu schaffen.
»Ob sie die Werbung anklickte, um zu einer angeblichen Promotion-Webseite für Zahnersatz weitergeleitet zu werden, oder oben rechts auf das weiße X in rotem Grund klickte – beides aktivierte die Malware. Das Virus richtete auf ihrer Festplatte einen Ordner ein und kopierte die schlechten Daten hinein. Denkt dran, Pop-ups immer mit Alt F4 zu schließen.«
»Kannst du das nachweisen?«, fragte Marek Weiß.
»Keck, junger Kollege.« Freiflug sah verletzt drein. »Rechner merken sich alles. Du kannst versuchen, sie zu betrügen, sie zu hintergehen oder sie auszubremsen. Doch alles Tricksen hilft nichts. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie dir verraten, was du wissen willst. Ich habe rausgekriegt, wie und wann das Virus auf dem Rechner landete. Am Tag nach dem Anschlag in ›The Demon‹. Am Donnerstag.«
Knallbumm, damit ist Liliana Bachmann raus aus der Geschichte, dachte Sandra.
»Und? Wer hat es geschickt?«, erkundigte sich Marek Weiß.
»Interessant ist eher, wann das Virus gebastelt wurde. Zwei Tage vor dem Anschlag wurde damit begonnen und 24 Stunden später war es bereits fertig.«
»Also am Dienstag? So schnell?« Sandra strich sich die Locken aus dem Gesicht. »Möchte jemand was trinken? Mineralwasser?«
»Ich habe dir ja schon gesagt, das dauert nicht so lang.«
»Aber du weißt nicht, wer es geschickt hat?«
»Noch nicht. Es war so ein kurzfristiger Mail-Account, der sich nach zehn Minuten wieder löscht. Wenn du vorsichtig bist, kannst du beim Einrichten eines solchen Kontos deine IP-Adresse verschleiern, ein paar Schleifen ins Netz binden. Ich bleibe dran.«
Sandra goss Mineralwasser in ein Glas und hielt es Freiflug hin. Er sieht schlecht aus, fand Sandra. Nahm ihren Hinweis, nachts an dem Fall oder wahlweise an seiner neuen Schnittstelle zu arbeiten, wörtlich. Seine Lider waren geschwollen, die Augen gerötet. So stellte sie sich Computerfreaks vor, die abseits der Welt an hinterfotzigen Programmen tüftelten und sich von Pizzas aus der Tiefkühlung ernährten.
»Erstens: Hat noch jemand dieses Virus auf dem Rechner?« Freiflug hob den Daumen. »Zweitens: Könnte es sein, dass der Mörder damit gerechnet hat, dass ihr die Bachmann verdächtigt, und ihr ein manipuliertes Beweisstück untergejubelt hat, damit er selbst aus dem Schneider ist?« Er reckte den Zeigefinger in die Höhe. »Und drittens«, sein Mittelfinger schnellte hinterher, »woher hat der Mörder das gewusst? Dass ihr auf die Spuren der Bachmann geraten seid?«
»Diese Tussi«, brachte Marek hervor und starrte auf die drei Finger, die Freiflug in die Luft streckte. »Diese Ghostwriterin. Sie war im Haus von der Bachmann.«
»Stopp!« Sandra hob die Hand. »Stopp, Marek. Was ist eigentlich mit dir los? Warum blockierst du dich selbst?«
Marek starrte sie an. »Was meinst du?«
»Du arbeitest nicht wie ein Ermittler, mein Lieber.« Sie hielt ihm die Mineralwasserflasche hin. »Trink mal was. Ihr trinkt alle zu wenig, das macht eure Hirnwindungen sauer.«
»Pfff«, machte Marek. »Diese Laverde war auf der Wiesn, vor ›The Demon‹, als es
Weitere Kostenlose Bücher