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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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passierte.«
    »Vergiss es«, sagte Freiflug. »Sie ist mit Nero zusammen. Nero Keller aus meiner Abteilung. Sie ist seine Freundin.«
    »Deswegen sollen wir die Klappe halten?«
    »Ich glaube, du spinnst. Wir haben alle durchgecheckt, die in ›The Demon‹ waren, als der Junge starb«, warf Sandra ein. »Alle.«
    »Soweit wir sie erwischt haben.« Marek nahm die Wasserflasche und leerte sie in einem Zug.
    »Exakt. Vielleicht sind uns ein paar durch die Lappen gegangen. Darunter der Mörder. Die Laverde jedenfalls hat eine Aussage gemacht.« Sandra sah auf ihr Handy. Sie ahnte, dass das Innenministerium sich bald melden würde, und wünschte sich weit weg. »Die Ereignisse sind so weit rekonstruiert, dass wir wissen, was Sache ist. Nur reichen die Spuren nicht. Sie weisen auf einen Einzeltäter. Auf eine kleine, schmal gebaute Person in schwarzen Klamotten, die sich mit Rechnern auskennt und erst am Tag vor dem Mord mit dem Virus fertig geworden ist. Unsere Sexbombe, die Bianca aufgegriffen hat, war es nicht. Zu klein! Neta Kasimirs Daten passen auch nicht. Sie ist größer als die Gestalt auf unseren Videos.«
    »Aber es kommt keine andere Frau infrage! Wir müssen noch einmal alle Zeugen ausquetschen«, sagte Marek. »Müssen herausfinden, wann sie sich entschieden, in ›The Demon‹ zu fahren, und gegebenenfalls, wie sie sich verabredeten.«
    »Mein Gedanke«, nickte Freiflug anerkennend. »Der Mörder hing nicht nur in Lilianas Mail, sondern vielleicht in anderen Rechnern auch. In unseren übrigens nicht. Ich habe das gecheckt. Keine Angriffe.«
    »Dann wirst du nur das Problem haben, dass sich viele Leute nicht explizit für ›The Demon‹ verabredet haben, Marek«, warf Sandra ein. »Normalerweise schlendert man über die Wiesn und lässt sich treiben.« Irgendetwas nagte an ihr. Es hing mit Freiflugs Frage zusammen. Konnte der Mörder darauf gekommen sein, dass Liliana Bachmann ins Visier der Ermittler geraten würde? Und wenn ja, warum schon so bald, am Tag zwei nach dem Anschlag in der Geisterbahn?
    »Das ist es doch!« Marek hieb auf das Fenstersims. »Das ist der rettende Gedanke. Wenn sich Zeugen verabredet haben, wäre die nächste Frage, ob sie das im Internet gemacht haben. Und dann könnten wir davon ausgehen, dass es dem Mörder um diese Personen ging.«
    »Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Leute ausgerechnet auf die Geisterbahn eingeschossen haben, ist gar nicht so gering«, bestätigte Freiflug. »Denkt an die Gutscheine in den Zeitungen!«
    k., Marek«, fasste Sandra zusammen. »Du hast einiges zu tun. Wochenende oder nicht. Außerdem überzeugt mich deine Befragung von Wolfgang Bachmann nicht.« Sie hielt das Protokoll hoch. »Wo war er zur Tatzeit? Könnte er der Täter sein? Was versteht er von Computern? Könnte er jemanden beauftragt haben? Frag ihn, wie Johannes Bachmann zu seinem Halbbruder stand. Der junge Mann muss doch darunter gelitten haben, vor seiner Mutter verbergen zu müssen, dass er Bescheid wusste.« Das hätte ich als Erstes gefragt, dachte Sandra. Aber ich kann nicht überall gleichzeitig sein. »Morgen früh will ich Ergebnisse sehen!«

39
    »Gehen Sie schon mal zu Neta, Frau Bachmann«, sagte ich, während wir das Foyer des Ingolstädter Klinikums durchschritten. »Ich komme später nach. Ich brauche einen Kaffee.«
    »Danke. Ja. Natürlich.« Sie hastete zu den Aufzügen.
    »Soll ich Ihnen was mitbringen?«, rief ich ihr nach.
    »Nicht nötig.«
    Die hat’s wirklich eilig, dachte ich. Während der Fahrt hatten wir geschwiegen. Mir war kalt, obwohl die Sonne wieder hervorgekrochen war. Ich war ausgelaugt. Nahm mir einen Cappuccino und eine Schinkensemmel und stellte mich an der Kasse an.
    Die Cafeteria war überfüllt. Ein paar Besucher diskutierten am Zeitschriftenständer, was das passende Geschenk für eine Frau im Wochenbett wäre. »Brigitte«, murmelte ich und musste grinsen. Manchmal gelang mir das tatsächlich: mir einen Witz zu erzählen, den ich noch nicht kannte. Eine Ärztin mit blondem Pagenkopf stand hinter mir, griff nach einem Becher Suppe und drängte sich von hinten an mich.
    »Sorry, aber so geht es auch nicht schneller!« Ich stemmte die Hände in die Hüften.
    Sie sah einfach weg. Ich guckte auf ihr Namensschild, konnte es aber nicht lesen, denn sie drehte sich um und kramte in den Besteckkästen herum. Von wegen Schweinegrippe, dachte ich. Hier feiern die Viren fröhliche Urstände. Ohnehin war ich überzeugt, dass es die Schweinegrippe gar nicht

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