Identität fahre ich zurück nach Manhattan, wo mir die Menschen schon in der U-Bahn zujubeln. New Yorker stehen einfach auf ihre Superhelden-Charaktere. Viele scheinen sich zu fragen, um welchen Superhelden es sich hier wohl handelt. Für Batman bin ich zu rot, für Spiderman fehlt das Spinnenmuster, und Superman hatte bestimmt keine roten Fransen in der Stirn. Also deute ich auf den Sticker auf meiner Brust, und es scheint mir, als ob sich viele über den Zuwachs in der Superhelden-Familie freuen. Auf meiner Werbetour zwischen den Hochhäusern mache ich den Passanten deutlich, dass Barterman dringend tauschen muss. Viele Passanten fragen nach, wollen alle Details wissen, versprechen mir, ihren Bekannten von Barterman zu erzählen, und nehmen kleine Kärtchen von mir an, auf denen steht:
Sie möchten mit Barterman tauschen? Bitte melden Sie sich unter
[email protected]!
Ich habe ein gutes Gefühl bei dieser Strategie, sie scheint die New Yorker zu unterhalten. Begeistert, wie ich bin, schiebe ich noch einige verrückte Stunts auf den Straßen der Stadt hinterher, die Bartermans selbstlosen Einsatz für die Einwohner New Yorks dokumentieren.
Zuerst schiebt Barterman ein fahrendes Taxi an, um kurz darauf eine junge Frau über die Straße zu tragen,die genauso gut selbst hätte gehen können. Kaum ist diese Tat vollbracht,
rennt Barterman über die Straße und demonstriert seine Körperbeherrschung – mit einem vollendeten Purzelbaum.
Schließlich bin ich all meine Adresskärtchen losgeworden. Doch der Erfolg lässt auf sich warten. Am nächsten Tag habe ich nicht eine E-Mail bekommen.
Die Natur schlägt zurück
Mittlerweile steigt mein Stresslevel: eine Woche New York und vier Aktionen, die nichts gebracht haben, sowie ein verspieltes Smartphone. Und dann gibt es weitere schlechte Nachrichten. In der Nähe von New York ereignet sich ein Erdbeben der Stärke fünf bis sechs auf der Richterskala. In New York schüttelt und rüttelt es, aber zum Glück passiert nicht mehr. Trotzdem hat das für mich große Nachteile. Bei weiteren Kontakten mit den Medien höre ich immer wieder, dass sich momentan alle Nachrichten nur um das Erdbeben drehen.
Kurz darauf dann die Meldung, dass der Hurrikan Irene in wenigen Tagen in New York City eintreffen soll. Hurrikans sind genau wie Erdbeben äußerst selten an der amerikanischen Ostküste, und so macht New York sich auf das Schlimmste gefasst. Ganze Wohngebiete in der Nähe des Hudson River sollen evakuiert werden, da man mit hohen Flutwellen rechnet. Diese Wetterprognose macht es vollständig unmöglich, irgendwie als Barterman in die Medien zu kommen. Hier ist dann wohl doch eher Superman gefragt.
So vergehen trostlose Tage, und ich stecke ziemlich in der Patsche. Tausende von New Yorkern sind evakuiert, die Fenster verriegelt und Geschäfte geschlossen.
Nicht so die Kneipen in Brooklyn, die wenige Stunden vor Eintreffen des Sturms randvoll sind. Drinnen stoßen die Leute auf einen »Happy Hurricane« an. Auch Barterman wird es langsam ein wenig mulmig zumute, da die Wettervorhersage Geschwindigkeiten von 150 km/h ankündigt, und das klingt ziemlich beunruhigend. Aber vielleicht machen es die New Yorker in den Kneipen ja richtig, und so trinke ich mit auf einen »Happy Hurricane«. Nachts um eins wird der Sturm dann allerdings so stark, dass ich es kaum zurück in mein Apartment schaffe, während hinter mir immer noch »Rock me like a Hurricane« durch die offene Tür des Pubs schallt.
Am nächsten Morgen gibt es gute Nachrichten. Das Schlimmste ist nicht eingetreten, aber auf den Straßen herrscht ein ziemliches Durcheinander. Während ich ein paar der entwurzelten Bäume betrachte, merke ich, dass ich ziemlich erleichtert bin, und denke, dass Deutschland doch ein verdammt sicheres Land ist.
Und schließlich gibt es dann auch gute Nachrichten aus der Tauschszene. Meine Freundin Sayuri, die mir auch schon geholfen hatte, den Goldtausch mit dem Milliardär Jim Rogers einzufädeln, meldet sich bei mir. Sie sagt mir, dass die dänische Künstlerin Marianne Engberg, die in Brooklyn wohnt, gerne mit mir tauschen möchte.
So besuche ich diese renommierte Künstlerin, die sich der Pinhole Photography verschrieben hat. Bei diesen Bildern wird auf die wohl älteste Art des Fotografierens zurückgegriffen. Die Künstler nehmen ihre Objekte mit einer Lochkamera auf, wie wir sie alle aus dem Physikunterrichtkennen. Dadurch entstehen flächige, aber sehr tiefenscharfe Bilder,