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Wigges Tauschrausch

Wigges Tauschrausch

Titel: Wigges Tauschrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wigge
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die wie gezeichnet wirken. Und Marianne Engberg hat sich mit ihren Bildern, die auf diese Art entstanden sind, in den letzten Jahrzehnten nicht nur in der New Yorker, sondern auch in der internationalen Kunstszene einen Namen gemacht.
    Sie kommt sofort zum Geschäftlichen: Für ihre gerade veröffentlichte Biografie braucht sie ein Promo-Video. Klar, kein Problem, so was habe ich mit den Kameramännern Jakob und Dominik ja auch schon in Indien für den Yoga-Besitzer Panta produziert. Als Gegenleistung bietet mir Marianne etwas ganz Besonderes an: Sie erzählt mir, dass sie 1972 einen Auftrag vom Kunstgott Salvador Dalí bekommen hat. Er schneite wohl eines Morgens in ihr Atelier herein und bat sie, tausend Bohnen mit dem Gesicht Mao Tse-tungs zu belichten. Diese Bohnen sollten dann anschließend in Manhattan als politisches und künstlerisches Statement verteilt werden. Marianne belichtete also winzige Bohnen mit Maos Gesicht, allerdings wurden es keine tausend Stück, da das Projekt vorzeitig beendet wurde. Dennoch wurden alle Bohnen in New York verteilt.
    Heute ist von dieser Aktion nur noch ein Schwarz-Weiß-Foto übrig, das die Kunstaktion mit den belichteten Bohnen belegt. Und genau dieses Foto möchte Marianne gegen das Video tauschen. Ich bin begeistert von der Geschichte und stimme sofort zu, noch bevor Marianne erwähnt, dass der Galeriepreis dieses Unikats geschätzte 5000 Dollar beträgt.
    Also ist das Ganze beschlossene Sache, es wird ein Video über Mariannes Lebenswerk gedreht und geschnitten, und ich bekomme dafür das Dalí-Engberg-Mao-Foto, was mir persönlich sehr gefällt. Allerdings mache ich mir Sorgen, dass zukünftige Tauschpartner den Wert dieses Unikats nicht recht erkennen.
    Mit diesem gelungenen Tausch ist meine Mission in New York erfüllt, und ich bereite mich auf meinen Weiterflug an die amerikanische Westküste vor. Während ich das Tauschgut verstaue, denke ich darüber nach, dass sich der Reisegutschein, der mich nun schon seit Afrika begleitet, völlig unerwartet zu einem echten Ladenhüter entwickelt hat.
    Während ich darüber nachdenke, ob ich ihn in den USA wohl loswerden kann, fällt mir ein, dass nicht geklärt ist, ob Hilde die deutlich längere Flugstrecke von den USA nach Tansania überhaupt bezahlen würde? Schließlich hatten wir nur darüber gesprochen, dass Tauschpartner aus Deutschland die Reise antreten. Ich entscheide mich, Hilde anzurufen.
    Wie ich bereits befürchtet hatte, bestätigt sie mir, dass zwei Passagiere aus den USA ihre Kalkulation durcheinanderbringen würden und sie das nicht so einfach finanzieren könne. Wir überlegen eine Zeitlang gemeinsam, was wir tun können, bis Hilde auf die Idee kommt, den Gutschein zurückzutauschen, denn sie möchte den Tauschrausch auch weiterhin unterstützen. Zuerst zögere ich, da das erst einmal ein finanzieller Verlust ist. Doch schließlich nehme ich das Angebot an, es ist trotz allem sehr großzügig. Immerhin ist Gold ein sehr sicherer Wert und damit bestimmt ein populäres Tauschgut.
    Als die drei Unzen Gold einige Tage später in San Francisco eintreffen, schmeiße ich den großen Reisegutschein diskret weg. Ich informiere mich online sofort über den aktuellen Goldpreis und bemerke, dass dieser Rücktausch gar nicht so schlecht war. Während der Goldpreis im Mai,als ich die Münzen von Jim Rogers erhalten habe, noch bei 1500 Dollar je Unze lag, ist er mittlerweile auf knapp 1900 Dollar gestiegen. Also ist der Wert der drei Unzen Gold von 4500 auf stolze 5700 Dollar gestiegen!
Schenken vs. Tauschen
    Sofort starte ich in San Francisco eine neue Medienoffensive, um all meine Besitztümer endlich weitertauschen zu können.
    Wieder gibt es viele Telefonate und wenig Resonanz, obwohl diesmal keine Naturkatastrophe der Barterman-Berichterstattung im Wege steht. Um nicht untätig auf Anrufe zu warten, entscheide ich mich, einen Abstecher nach Nevada zu machen, da dort gerade das jährliche Burning-Man-Festival stattfindet.
    Abgesehen davon, dass das Festival, auf dem 50000 Menschen mitten in der Wüste zusammenkommen, um eine Woche Spaß zu haben, ein unglaublich schrilles Ereignis sein muss, habe ich gehört, dass die Besucher auch richtig Spaß am Tauschen haben sollen. Eine Woche lang wird also in der Black Rock Desert in Nevada eine Art künstliche Stadt errichtet, die von allen Teilnehmern mitgestaltet wird. Am Ende dieser Woche verschwindet die gesamte Stadt, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen.
    Ich kann mich

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