Wigges Tauschrausch
scheint. So ziehe ich weiter durch Manhattan und bleibe an der West 4th Street stehen.
Hier, mitten in der Stadt, liegt einer der bekanntesten Basketball Courts für Amateure. Er wird auch liebevoll The Cage genannt, da das Spielfeld von Gittern umgeben ist. Die Leute hier sind alle ziemlich gut, große, meist dunkelhäutige Spieler, die sich die Bälle regelrecht um die Ohren hauen.
Da ich selbst irgendwann mal zumindest halbwegs ordentlich gespielt habe, reizt mich ein kleines Tauschspiel. Kann ich einen Spieler auf diesem Platz zu einem Match herausfordern und im Falle eines Gewinnes ein neues Tauschgut herausspielen? Ich spreche den kleinsten aller Spieler an. Er heißt Dexter, ist kräftig gebaut und nur 1,69 Meter groß, also 14 Zentimeter kleiner als ich. Ich fordere ihn zu einem kleinen Match heraus, wer zuerst drei Punkte erreicht, gewinnt. Sollte er gewinnen, bekommt er mein Smartphone aus Pomerode. Sollte ich gewinnen, bekomme ich ein Laptop von ihm.
Dexter berät sich mit seinen Spielerkollegen über dieseungewöhnliche Herausforderung. Ich höre, wie ihn andere Spieler, die früher sogar mal in der East Coast League oder als Profis in Europa gespielt haben, warnen. Einer rät ihm, vorsichtig zu sein, da so ein selbstbewusstes Angebot nur von einem Profi kommen könne. Aber Dexter stimmt zu, und der Ball wird zwischen uns in die Höhe geworfen.
Drei Sekunden später steht es 1:0 für Dexter, ohne dass ich nur einmal den Ball berührt habe. Dann der zweite Wurf in die Höhe, den ich sogar wegschlagen kann, um aufgeregt links am Feld entlang zu dribbeln. Doch weitere drei Sekunden später steht es schon 2:0. Der Ball wird ein drittes Mal hochgeworfen. Bis ich überhaupt reagieren kann, steht es 3:0 für Dexter und das nach gerade mal dreißig Sekunden Gesamtspielzeit.
Was für eine Schnapsidee! Gegen einen West-4th-Street-Spieler anzutreten, selbst wenn er nur 1,20 Meter groß wäre, ist absoluter Basketball-Selbstmord. So geht das Smartphone an einen grinsenden Dexter, und ich verlasse ziemlich frustriert das Feld und plage mich mit dem Gedanken, wie es nun weitergehen soll.
Wenn das Tauschen auf der Straße schon nicht klappt, werde ich wohl auf eine Strategie zurückgreifen müssen, die ich schon in Deutschland erprobt habe: die große Medienoffensive.
Schließlich ist meine Geschichte doch ganz spannend. Warum sollten amerikanische Medien nicht darauf anspringen, dass ein Deutscher versucht, aus einem Apfel ein Haus auf Hawaii zu machen? So setze ich mich mit Kameramann Jakob zusammen, um mit mehreren hundert Vertretern von TV -Sendern, Radioanstalten und Zeitungen zu sprechen. Überall erzählen wir das Gleiche:
»Hallo, Barterman (übersetzt: Tausch-Mann) ist in der Stadt und sucht noch Tauschpartner. Wäre es wohl möglich, in Ihrer Live-Sendung – oder auf der Titelseite Ihrer Zeitung – für ihn zu werben?«
Einige Medienvertreter signalisieren zumindest Interesse, andere wiederum wiegeln sofort ab. Dabei ist es ein ziemliches Problem, dass man die Redakteure in den USA oftmals überhaupt nicht an den Hörer bekommt. Entweder hört man eine Voicemail, die um eine Nachricht bittet, oder man wird weitergeleitet zu einer Person aus einer falschen Abteilung, oder man wird von einer Person aus einer falschen Abteilung zu einer weiteren Voicemail weitergeleitet. Immer wieder das gleiche Spiel. Zurück ruft so gut wie niemand. Schade, ich hätte es mir so gut vorstellen können, in einer New Yorker Zeitung aufzutauchen.
Vorsichtshalber schreibe ich also noch zehn Freunde und Bekannte in den USA an, um bei Ihnen für Tauschaktionen zu werben. Hieraus ergeben sich zwar wieder 25 weitere Kontakte, aber erst mal kein konkretes Tauschangebot. Und wie bereits früher stelle ich auch jetzt Tauschaufrufe auf diverse Online-Plattformen, was aber so auf die Schnelle auch nichts einbringt.
Barterman!
Es bedarf also eindeutig einer Verbesserung der Strategie »Amerikanische Medienoffensive«. Kurzentschlossen kaufe ich mir ein Flash-Kostüm. Flash ist einer der bekannten amerikanischen Superhelden wie Batman, Superman oder Spiderman. Dieses rote und hautenge Superhelden-Kostüm mit schneidiger Kopfbedeckung wird anschließendumgewandelt. Flash bekommt einen großen Barterman-Sticker auf die Brust. Freche Spitzen werden in die Kopfbedeckung geschnitten, und einzelne Farbstreifen, die auf Flash hindeuten, werden entfernt. So wird aus Flash der bislang noch völlig unbekannte Barterman!
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