Wikinger meiner Träume
in die Box eines kräftigen Braunen häufte, warf er den Kopf zurück und nahm sichtlich erfreut einen Apfel entgegen.
Je länger sie im Stall arbeitete, desto besser fühlte sie sich. Gewiss, sie hatte ein Problem. Aber sie würde es lösen. Immerhin besaß sie die Gabe, stets die Wahrheit zu erkennen. Und deshalb würde sie bald herausfinden, wer die Schuld an den beängstigenden Zwischenfällen trug.
Nicht Magda, davon war Rycca fest überzeugt - nicht nur wegen des lauteren Charakters, den die Frau oft genug bewiesen hatte. Als der Gewürzschrank leer geräumt worden war, hatte sie den ganzen Vormittag auf den Feldern verbracht. Außerdem wäre sie zu schwach gewesen, um das Salzfass umzukippen, die Hälfte des Inhalts auszuschütten und den Rest mit Sand zu vermischen.
Und Magnus? Diesen Verdacht fand Rycca begründet. Von Anfang an hatte sie seine Lügen durchschaut, und sie wusste, dass ihm die Heirat seines Herrn missfiel. Würde er deshalb wagen, den Jarl zu erzürnen - und zu welchem Zweck?
Ihr Kopf begann zu schmerzen, und sie hörte auf, die Boxen auszumisten. An den Pfosten des Stalltors gelehnt, starrte sie ins Nichts. Inzwischen war die Sonne unsichtbar am Himmel emporgestiegen, doch der Nebel verflüchtigte sich nicht.
Seufzend drehte sie sich um und wollte in den Stall zurückkehren. Da bemerkte sie eine Bewegung zu ihrer Linken, schräg hinter sich. Ein schattenhafter Schemen näherte sich. Bevor sie irgendetwas unternehmen konnte, presste sich eine Hand auf ihr Gesicht, ein harter Arm umfing ihre Taille.
Voller Entsetzen wehrte sie sich, zerkratzte die Hand, die ihr Mund und Nase zuhielt, und trat nach den Beinen des Angreifers. Als sie keine Luft mehr bekam, geriet sie in Panik. Ihre Lungen brannten, allmählich schwanden ihre Sinne, ihr Kopf sank in den Nacken. Kurz bevor ihr schwarz vor Augen wurde, sah sie zwei verschlungene Schlangen, die einander zu fressen schienen. Verzweifelt rang sie um ihr Bewusstsein - bis sie hilflos in einen dunklen Abgrund fiel.
Dragon half seinen Kriegern, ein Handelsschiff auf den steinigen Strand zu ziehen. Nachdem sich der verdammte Kahn mit Wasser gefüllt hatte, würde er versinken, wenn er nicht in Sicherheit gebracht wurde. Auch unter anderen Umständen war die Aufgabe mühsam genug. Doch der Nebel erschwerte sie noch zusätzlich, denn die Männer konnten ihre Gefährten oder das Schiff kaum sehen. Trotzdem hatten sie dicke Taue um den Rumpf gewunden, und ein paar tapfere Burschen waren unter den Kiel gekrochen, um sie zu verknoten. Wenn die Kräfte nicht nachließen, musste das Werk gelingen.
»Zieht!«, schrie Dragon in den Nebel. Mit seinen starken Händen zerrte er an zwei Stricken, und das Schiff schob sich etwas weiter aus dem Wasser. »Zieht!« Die Muskeln spannten sich an, und trotz des kühlen Morgens floss der Schweiß in Strömen. Noch ein paar Zoll...
»Zieht!« Aus einem Loch am Bug quoll Wasser, als er sich in die Luft hob. Einige Männer wateten zum Heck und stemmten sich dagegen, während die anderen an den Tauen zogen. Nach zwei Stunden wurde ihre Mühe belohnt, und Dragon ließ die Stricke los, die seine Schultern fast aufgeschürft hatten.
Noch nie war ein Schiff in Landsende gesunken, nicht einmal in wilden Stürmen, die manchmal ohne Vorwarnung aus dem Norden herabrasten. Deshalb kamen die Handelsreisenden bedenkenlos hierher - weil sie wussten, ihren Frachten, ihren Schiffen und ihnen selbst würde nichts zustoßen. Und dass sich nichts daran änderte, dafür wollte der Jarl sorgen.
Aber den leichtfertigen Gallier, der atemlose Dankesworte stammelte, verschonte Dragon nicht mit seinem Zorn. »Seht doch!«, rief er und zeigte auf das Loch am Bug. »Wie morsch das Holz ist! Wann wurde der Rumpf zum letzten Mal geteert?«
»Lord Dragon, ich bin ein armer Mann, und...«
»Wenn Ihr Euer Schiff verliert, seid Ihr noch viel ärmer. In der nächsten Woche bleibt Ihr hier, und meine Leute werden Euer Schiff instand setzen. Ist das klar?«
»Gewiss, Lord Dragon, ich kenne Eure tüchtigen Männer, und ich weiß, sie werden mich nicht berauben. Ich bitte Euch, nur zu bedenken, ich bin...«
»Ja, schon gut, ein armer Mann. Trotzdem scheint es Euch nie an Frachten zu mangeln... Keine Bange, ich werde Euch einen günstigen Preis machen. Und jetzt geht an die Arbeit. Ich muss mich um andere Dinge kümmern. Vorausgesetzt, ich finde den richtigen Weg.«
Da er kein Pferd der Gefahr des dichten Nebels ausliefern wollte, war er zu Fuß in
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