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Wikinger meiner Träume

Wikinger meiner Träume

Titel: Wikinger meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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mit ihr aufs Bett.
    Seine geflüsterten Trostworte hörte Rycca nicht. Aber sie spürte seine Hand, die ihr Haar streichelte. Seine Zärtlichkeit zerteilte den Nebel ihres Grauens, erreichte aber nicht die Frau, die er umarmte, sondern das kleine Mädchen, von qualvollen Erinnerungen gefangen.
    So schreckliche Erinnerungen... Aus brennenden Hütten stieg Rauch empor, überall lagen Leichen. Verzweifelte, schreiende Menschen rannten umher, strauchelten und stürzten ... Und Aelflynne... Die liebe, süße Aelflynne, in Ryccas Alter, ebenfalls ein mutterloses Kind, die beste Freundin... So oft waren sie ins Heu gekrochen, um mit Puppen zu spielen und Geheimnisse auszutauschen. Aelflynne...
    »Nein!«
    Mit beiden Fäusten hämmerte sie gegen Dragons Brust. Tränen strömten über ihre bleichen Wangen. So wie in jener grässlichen Nacht stockte ihr Atem. Hustend und würgend hatte sie sich durch den Qualm zu ihrer Freundin gekämpft. Immer wieder war sie auf dem dunklen Blut ausgerutscht, das in der gierigen Erde versickerte. Und Aelflynne, bleich und reglos - weit aufgerissen hatten die Augen zum gnadenlosen Himmel hinaufgestarrt.
    Genauso wie damals wollte Rycca sterben, einer Welt entrinnen, in der so entsetzliche Dinge geschahen. Doch dann mischte sich etwas anderes in die beklemmende Erinnerung - starke Arme und eine sanfte Stimme, die sie aus dem Abgrund der Verzweiflung zurückholten.
    Er - der Held dieser merkwürdigen neuen Welt, in die sie unversehens geraten war. In seiner Nähe ließ das Grauen allmählich nach. Nur für ein paar Sekunden öffnete sie die Augen und begegnete seinem Blick, bevor sie in einen traumlosen, erholsamen Schlaf versank.
    Erleichtert seufzte Dragon auf. Die bösen Träume waren entschwunden. Aber vielleicht würden sie zurückkehren. Deshalb durfte er die junge Frau nicht allein lassen. Er selbst konnte nicht einschlafen. Viel zu deutlich spürte er ihren weichen Körper durch ihr dünnes Nachthemd, und er wünschte ausnahmsweise, er wäre nicht so leidenschaftlich veranlagt. Nun, ich bin eben so, wie ich bin, dachte er wehmütig. Zum Glück nahm sie seine wachsende Erregung nicht wahr. Wenn sie erwachte, würde er ihr neues Entsetzen einjagen? Was sollte er dann tun? Mit Frauen, die ihm nicht wohlgesinnt waren, hatte er keine Erfahrungen gemacht. Diese junge Dame hatte nicht den Eindruck erweckt, sie würde für ihn schwärmen. Viel mehr glich sie einem kleinen Igel, der seine Stacheln in alle Richtungen spreizte.
    Jetzt bewegte sie sich. Nein, keine Stacheln - sondern verlockende, warme Rundungen. Mühsam unterdrückte er ein Stöhnen und wappnete sich gegen eine lange, qualvolle Nacht.
    Von einem tiefen Schlaf erfrischt, öffnete Rycca die Augen. Ihre Kopfschmerzen waren fast verflogen. Nur ihre Glieder fühlten sich immer noch ein wenig steif an. Aber auch davon spürte sie nichts mehr, nachdem sie sich ein paar Mal wohlig gestreckt hatte. Sie stieg aus dem Bett, zog vorsichtig das schöne Nachthemd über ihren Kopf und wusch sich mit dem Wasser im Eimer, der auf dem Tisch stand. Dabei erinnerte sie sich an ihren Traum. Über ihren Rücken rann ein Schauer. Doch sie fror nicht wirklich, denn die Luft war mild und das Wasser angenehm warm.
    Längst müsste das Waschwasser vom vergangenen Abend erkaltet sein. Also hatte er diesen Eimer für sie erhitzt - bevor sie erwacht war.
    Erst jetzt sah sie die Spuren zweier Körper im breiten Bett. Seite an Seite.
    Als die Erinnerung zurückkehrte, vergaß sie das Wasser, das von ihrem Gesicht tropfte. Der Traum überraschte sie nicht, denn er suchte sie jedes Mal heim, wenn sie besonders müde oder verängstigt war oder Schmerzen erleiden musste. War er tatsächlich zu ihr gekommen, um sie zu trösten und in den Armen zu halten? Hatte er die Nacht bei ihr verbracht und sie beschützt und die Furcht verscheucht? Offensichtlich, denn das Grauen war erstaunlich schnell entschwunden ...
    Allein schon das gute Essen und das heiße Wasser erschienen ihr ungewöhnlich. Dass er sie auch noch so zärtlich getröstet hatte... Nein, unmöglich! Und doch - die Spuren im Bett bewiesen das Gegenteil. Spontan neigte sie sich hinab, legte eine Wange auf das glatte Leinen und atmete den Duft ein. Sonne - Wind - Meer - ein Flüstern, das von männlicher Leidenschaft und Kraft erzählte. Und ihr eigener Geist -kühn und stark und weiblich - gab eine instinktive Antwort.
    Verwirrt wandte sie sich vom Bett ab und schlüpfte in ihre Männerkleider - eine

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