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Wikinger meiner Träume

Wikinger meiner Träume

Titel: Wikinger meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Märchenprinzessin würdig waren? Vielleicht irgendwann in ferner Zukunft - vorerst wollte sie ihre Zeit nicht mit solch müßigen Gedanken vergeuden.
    Entschlossen trat sie in den hellen Tag hinaus. Vom Meer wehte eine frische Brise heran, die nach Salz roch und sich mit dem Duft umgegrabener Erde mischte. Sonnenschein beleuchtete die Berge im Westen, wo sie Schafherden weiden sah. Auf den Feldern nahe der Festung schwankte goldgelbes Getreide im Wind.
    Fischerboote fuhren zum Hafen, in dem mächtige Handelsschiffe ankerten. Von Frieden und Sicherheit umgeben, spürte Rycca, wie ihre innere Anspannung nachließ, die ihr erst jetzt bewusst wurde. Da sie daran gewöhnt war, auf jeden ihrer Schritte zu achten und ständig über die Schulter zu schauen, bemerkte sie ihr eigenes Unbehagen nur selten. Hier war alles neu - und ganz anders. Die alten Gefühle passten nicht nach Landsende.
    Wohin sollte ihr erster Weg führen? In die Küche, entschied sie. Das Nebengebäude lag nicht weit von der Haupthalle entfernt. Vor dem Eingang standen mehrere eiserne Dreifüße über lodernden Flammen, neben einem Backofen. Einige Frauen bereiteten eine Mahlzeit vor.
    Während Rycca zögernd zu ihnen ging, erregte sie die Aufmerksamkeit einer älteren Frau mit einem Kopftuch über dem grauen Haar. Hastig sprach sie mit ihren Gefährtinnen, dann eilte sie der Herrin entgegen, um sie zu begrüßen. »Mylady, ich bin Magda Kirstendotter. Wenn Ihr die Küche besichtigen wollt - darf ich Euch alles zeigen? Hier führe ich seit Jahren die Aufsicht, und wenn ich Euch helfen kann, bin ich gern dazu bereit.« Bei diesen Worten nahm sie einen Schlüsselbund von ihrem Ledergürtel und überreichte ihn Rycca. »Sicher werdet Ihr alles in bester Ordnung finden, Mylady. Landsende ist eine reiche Stadt, und es mangelt uns wahrlich an nichts.«
    Unsicher starrte Rycca die Schlüssel an, deren Bedeutung sie sehr gut verstand. Die Gemahlin des Festungsherrn hatte das Recht, das gesamte Eigentum des Haushalts zu verwalten - Essensvorräte, Getränke, Kleider und dergleichen. Das alles sollte sie verteilen, so wie sie es für richtig hielt. Dieser Verantwortung fühlte sie sich nicht gewachsen. Aber sie musste den Schlüsselbund wohl oder übel entgegennehmen. Als er an ihrem eigenen Gürtel hing, lächelte Magda zufrieden.
    »So lange haben wir auf Lord Dragons Heirat gewartet, Mylady, und wir alle freuen uns über Eure Ankunft.«
    »Das will ich hoffen«, erwiderte Rycca. Das heitere Gesicht der Frau verriet aufrichtige Zuneigung. »Am Kai gewann ich gestern den Eindruck, die Leute wären sich ihrer Gefühle nicht sicher.«
    Dieses freimütige Geständnis schien Magda zu verwirren. Aber sie erholte sich sofort von ihrer Verwunderung und lachte. »Oh, sobald sie Euch auf Grani sahen, überwanden sie ihre anfänglichen Bedenken. Unvorstellbar - eine Frau, die diesen wilden Hengst bändigt! Gestern Abend sprachen die Männer kaum von anderen Dingen, und schließlich redeten sie sich ein, Lord Dragon habe dem Pferd befohlen, Euch nicht abzuwerfen.«
    Da lachte auch Rycca, und sämtliche Frauen stimmten ein. Magda stellte ihr alle vor. Schwatzend nahmen sie die Herrin in ihre Mitte und geleiteten sie zur Küche. Das Selbstvertrauen und der Frohsinn der kleinen Schar fiel ihr ebenso auf wie Tags zuvor die vielen Spuren weiblichen Schönheitssinns in den Straßen der Stadt. Vor ihren Besuch in Hawkforte hatte sie keine Frauen gekannt, die sich nicht ständig fürchteten. Nun wuchs ihre Verblüffung, was sie sorgsam verbarg.
    Auch die Küche erschien ihr wie ein Wunder. Auf Wolscroft tauchte halb rohes oder verbranntes Fleisch aus düsteren, schmutzigen, feuchten Räumen auf, auch andere Ekel erregende Speisen, an die sie sich lieber nicht erinnerte. Nur selten hatte sie die heimische Küche betreten, denn ihr Vater war gar nicht auf den Gedanken gekommen, ihr die Verantwortung für den Haushalt zu übertragen.
    Aber hier blitzte die Küche vor Sauberkeit, mit blank gescheuerten Arbeitstischen und geschrubbten Böden. Nirgends war Unrat zu sehen, nur angenehme, verlockende Gerüche hingen in der Luft.
    »Da haben wir Wasser.« Magda zeigte ihr einen Brunnen in der Mitte des größten Raums. Davor standen mehrere hölzerne Bottiche. Die ältere Frau sprach englisch, wiederholte die Worte auf Norwegisch und nickte anerkennend, als Rycca diesem Beispiel zu folgen suchte. »Seht doch - die vielen Töpfe und Bratspieße aus bestem Eisen. Die stellen die Schmiede

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