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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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Arm aus. »Er meinte, das hier könne ich ablegen, es würde meinen Husten nicht lindern. Tut es ja auch nicht.«
    Rúna musterte das getrocknete Hasenohr, das er seit einiger Zeit an einer Lederschnur um den Oberarm trug, auf Stígrs Rat hin. »Nicht vielleicht doch ein bisschen?«
    Arien rollte die Augen. »Rouwen sagt, in Venedig machen Frauen etwas ähnliches, wenn sie kein Kind kriegen wollen. Nur ist es kein Ohr, sondern eine Pfote. Was die sarazenischen Ärzte ebenfalls für Unsinn halten. Ehrlich, es war mir peinlich, als er das Ohr sah und dabei grinste.«
    »Es sollte dir eher unangenehm sein, dass du es ihm überhaupt gezeigt hast. Er ist ein Gefangener, ein Feind, und niemand, mit dem man nett plaudert.« Als sie diese Worte sprach, senkte sie den Kopf, weil sie zu erröten glaubte. Sie hatte sich ja selbst freundlich mit Rouwen unterhalten. Halbwegs freundlich. »Hat er denn auch gesagt, was du stattdessen tun sollst?«
    Arien schüttelte den Kopf. »Das wusste er auch nicht. Außer abhärten, aber das versuche ich doch schon. Ich gehe in die Schwitzhütte und laufe oft barfuß, wie du. Er sagte, er hätte in seiner Truhe einen Arzneitrank aus Salerno. Das ist in Italien, und da gibt es eine berühmte Schule für Gelehrte, und die Kreuzfahrer bringen dort ihre Kranken hin. Ich habe Vater danach gefragt, aber er meinte, ich solle die Finger von dem Trank lassen.«
    »Dann hör am besten auf ihn! Und jetzt ab ins Bett mit dir. Da ist es schön warm.«
    Brummelnd schnappte sich Arien seinen Teller, rutschte von der hohen Bettstatt und trollte sich. Es war spät am Abend, und auch Rúna verspürte Müdigkeit. Heute war sie ausgeritten, hatte Bogenschießen und Messerwerfen geübt und den Frauen geholfen, das Segel der Windjägerin auszubessern. Ihre Bemühungen, nicht an Rouwen zu denken, waren leider nicht immer erfolgreich gewesen. Nein, viel zu selten.
    Eigentlich hatte sie ständig an ihn gedacht.
    Gütige Freya, lass mich nicht auch noch von ihm träumen .
    Sie löschte die Kerze auf ihrer Kleidertruhe und schlüpfte aus ihrem Unterkleid. Nackt, wie es üblich war, kroch sie unter die Felle. Morgen würde sie sich mit Yngvarr im Schwertkampf üben. Jede Ablenkung war ihr recht.
    Aber bis morgen war es noch lange hin. Sie dachte an das Gefühl, als Rouwens Atem über ihren Nacken gestrichen war. Als seine Hand auf ihrer Schulter gelegen hatte. Und daran, wie sich in ihrem Leib alles zusammengezogen hatte, allein bei der Betrachtung seines schönen Mundes …
    Gütige Freya …
    Sie warf sich hin und her. Ihre Finger glitten zwischen ihre Beine. Wie erwartet war sie dort feucht. Nein, nass. So nass, wie sie bei Yngvarrs Anblick niemals gewesen war. Dabei mochte sie ihn doch. Er sollte schließlich einmal ihr Gefährte werden. Sie versuchte sich sein ansehnliches Gesicht vor das innere Auge zu rufen. Er ist schließlich auch schön! Ein prächtiger Krieger, einer, dem alle Frauen der Yoturer hinterherstarren! Sie mochte seine Grübchen in den Wangen, sein glänzendes langes Haar, seine eisblauen Augen. Aber sie konnte nicht verhindern, dass sein Bild von Bernsteinaugen und dunklem, kurzem Haar verdrängt wurde.
    Und von Lippen, die viel zu schön für einen Mann waren …
    Ihr Zeigefinger umkreiste den hart gewordenen Knoten; ihr Becken bewegte sich im Takt dazu. Leise stöhnte sie und schob sich mit der freien Hand die Felldecke zwischen die Zähne, damit niemand hörte, dass sie seufzte und stöhnte.
    Freya, hilf mir doch!
    Entschlossen riss sie sich von sich selbst los und ballte die Fäuste. Tief atmete sie ein, zweimal, dreimal. Langsam ebbte die Sehnsucht ab, sie wurde ruhiger. Ja, so war es besser. Es war falsch, an den Engländer zu denken, selbst wenn es sich so furchtbar richtig anfühlte. Erschöpft warf sie sich auf die Seite. Es dauerte lange, bis sie in den Schlaf fand.

7.
    I m Haus eines Tuchhändlers hatte Rouwen einmal vor langer Zeit, als er noch ein halbwüchsiger Junge gewesen war, ein Mosaik gesehen. Der Händler hatte ihn in den Keller geführt und von dort aus in einen darunter liegenden Raum. Es hatte ihn geängstigt, denn dort hinabzusteigen, war wie durch das Angstloch eines Verlieses zu klettern. Nass und modrig war es in diesem Raum gewesen, alten Wein hatte der Händler dort gelagert. Doch die Furcht war vergessen beim Anblick des Mosaiks im Boden. Es sei aus der Römerzeit, hatte der Händler gesagt, und die beiden dargestellten Kämpfer nannte man Gladiatoren. Weshalb diese

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