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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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hatte. »So, und jetzt halt still, damit ich dich wieder fesseln kann.«
    »Ich verspreche dir, dir nichts zu tun. Doch lass mir die Hände frei. Allein der Gedanke, sie wieder auf den Rücken legen zu müssen, lässt meine Schultern schmerzen. Und willst du diesen Tanz etwa jedes Mal machen, wenn ich mein Geschäft verrichten muss?«
    Das war in der Tat ein Problem. Weder Baldvin, der angeordnet hatte, Rouwen hier einzusperren, noch Sverri hatten daran gedacht. Von seinen Raubzügen hatte Baldvin lediglich ein paar Sklaven und Athelna mitgebracht, und die durfte sich frei bewegen. Was also machte man mit einer männlichen Geisel? Hielt man sie zum Arbeiten an wie die englischen und dänischen Sklaven im Dorf? Rúna lachte säuerlich. Würde Rouwen sich zum Arbeiten prügeln lassen?
    »Schwöre mir bei deinem Gott, dass du dich ruhig verhältst und niemanden angreifst«, sagte sie. »Nein, schwöre es bei … bei Salomon. Und bei einem Heiligen.« Ihr kam ein Gedanke. Sie holte das Glashäuschen aus dem Regal und stellte es auf den Tisch.
    »Was machst du … Nein!«, schrie Rouwen.
    Doch da schlug sie schon mit dem Dolchgriff gegen das Dach. Klirrend zersprang das Glas. Mit spitzen Fingern fischte sie die dürren Knochen heraus, und da sie sich ein wenig vor ihnen ekelte, umwickelte sie sie mit dem Samttuch, auf dem sie gelegen hatten. Das Bündel trug sie zu Rouwen.
    »Schwöre bei diesen Knochen!«
    Er wirkte über ihr Tun höchst entsetzt. »Sei vorsichtig damit, ja?«
    »Schwöre!«
    »Ma dame, ich schwöre bei Gott, bei Salomon und beim heiligen Blane, dass ich friedlich bleiben werde.« Seine Bernsteinaugen schauten grimmig, und er knirschte förmlich mit den Zähnen – ein Beweis, dass er es ernst meinte.
    »Ich werde veranlassen, dass immer vier Schwertmänner rund um das Haus Wache stehen.« Bei Odin, Stígr würde zetern, sobald er von seiner Wanderung zurück war und bemerkte, dass sein Haus zu einem Gefängnis gemacht worden war! Aber das war jetzt ihre geringste Sorge. Wie würde ihr Vater aufnehmen, dass sie Rouwen diese Bewegungsfreiheit ließ, so gering sie auch sein mochte? »Und wenn du deinen Schwur brichst, nähe ich dir eigenhändig deine … Lippen zu, damit du niemals wieder einen falschen Schwur tun kannst, verstanden, Christ?«
    »Verstanden«, erwiderte er.
    Hätte sie wirklich beinahe ›deine schönen Lippen‹ gesagt? Sie musste hier weg, sonst wurde sie noch wahnsinnig. Sie durchschnitt seine Fessel. Dann stapfte sie zur Tür, schlug dagegen, und kaum hatte man ihr geöffnet, rannte sie hinaus in die frische Luft und sog sie tief ein.
    Rouwen nahm einen tiefen Atemzug. Ob Rúna wusste, welch betörende Wirkung sie auf ihn ausübte? Er glaubte es nicht, andererseits war es ein deutliches Zeichen, dass er sich zu diesem dummen Schwur hatte hinreißen lassen. Hätte diese ungewöhnliche Frau ihn nicht so verwirrt, hätte er das niemals getan. Vorsichtig legte er die Reliquien zurück in den beschädigten Schrein. Eigentlich sollte er Gott schwören, die Knochen des heiligen Blane nach England zu bringen. Aber er ließ es bleiben; er hatte sich eben schon einen Schwur aufgeladen, den einzuhalten ihm das Äußerste abverlangen würde.
    Wenigstens hatte Rúna nicht daran gedacht, ihn auch schwören zu lassen, dass er keinen Fluchtversuch unternahm.
    Er legte sich hin, um sich noch ein wenig zu erholen. Doch er konnte nicht schlafen; ständig schwebte dieses berückend schöne Gesicht vor seinen Augen. Also erhob er sich wieder und beschloss, sein kleines Gefängnis in Augenschein zu nehmen.
    In der Truhe fand er vier Bücher: Eines beschäftigte sich mit Heilkunde, zwei andere waren Romane, die anscheinend von Rittern handelten, die auszogen, Jungfrauen vor Drachen zu schützen. Und das vierte, ein besonders großer Foliant, erwies sich, nachdem er die Schließen geöffnet hatte, als eine Bibel. Gut, dieser Zauberer mochte ein Heiler sein und benötigte ein Buch über Arzneien. Rittergeschichten waren auch nicht allzu verwunderlich. Aber was, zum Teufel, wollte Stígr mit einer Bibel? Wahrscheinlich gar nichts. Baldvin Baldvinsson wusste mit Büchern nichts anzufangen; er wusste nur, dass sie kostbar waren. Und darum hatte er seinen Dorfzauberer damit belohnt.
    Nun ja, er, Rouwen, befand sich eben unter Barbaren. Es sollte ihn nicht wundern.
    Die Bibel war sehr schön illuminiert. Er blätterte und gelangte, wie sollte es anders sein, zu Salomons Hohelied.
    Dein Hals ist wie der Turm Davids,

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