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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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ein Mensch Ian MacCallum war … Ein Zauderer vielleicht, ein ängstlicher schwacher Mann. Seine Tochter hingegen erschien Rouwen trotz ihrer Zartheit und ihrer Tränen sehr stark.
    »Bitte, wer seid Ihr?«, fragte sie.
    »Rouwen von Durham.«
    »Ihr seid ein Tempelritter? Ich habe gehört, wie Arien über euch geredet hat. Wie seid Ihr hierher geraten?«
    »Baldvins Mannen brachten die Handelskogge auf, die mich und meinen Knappen nach Hause bringen sollte. Wir kamen aus Outremer.«
    »Jerusalem ist verloren, ich weiß«, murmelte sie. Fahrig befingerte sie wieder die Hülse. »Die Templer sind die besten Krieger der Welt, sagt man. Ihr werdet alles daransetzen, zu entkommen, nicht wahr?«
    Sie wusste nichts von seinem Schwur, der ihm die Flucht erschwerte. Aber es versuchen, ja, das würde er. Er nickte. Athelna sah sich wieder um, ob nicht einer der Wächter käme, und auch Rouwen lauschte auf das, was sich auf der anderen Hausseite tat. Unvermindert hielten die Anfeuerungsrufe, das Klatschen und Johlen und das Klirren der stumpfen Schwerter an.
    »Ich will nicht von Euch erbitten, dass Ihr mich auf Eurer Flucht mitnehmt, Herr Rouwen. Damit würde ich sie nur zunichte machen. Doch wollt Ihr meinem Verlobten etwas ausrichten, falls es Euch möglich ist? Er heißt Wulfher und lebt in Edinburgh. Sagt ihm … sagt ihm …« Sie seufzte tief. »Dass ich ihn liebe.«
    »Ma dame, wenn es in meiner Macht steht, so sorge ich dafür, dass Ihr es ihm selbst sagen könnt. Ich will Euch keine falsche Hoffnung machen. Ihr seht selbst, wie es um mich bestellt ist, aber ich schwöre, dass ich alles daransetzen werde, Euch beizustehen …«
    Aus dem Augenwinkel sah er jemanden heranstürmen. Athelna versuchte einen langen Schritt fort von Stígrs Haus zu tun. Prompt fiel sie wegen der Fußfessel rücklings auf den schmutzigen Boden. Einer der Wächter stürmte heran, packte sie am Oberarm und zerrte sie grob auf die Füße. Rouwen öffnete den Mund, um ihn anzuschreien, dass er sie weniger rüde behandeln solle; doch im gleichen Augenblick hörte er das Türschloss rappeln und einen Knall, als sie mit Macht aufgestoßen wurde.
    Er wirbelte herum und sprang von der Truhe. Niemand anderer als Yngvarr kam herein, das stumpfe Übungsschwert erhoben. Nun erst fiel Rouwen auf, dass die Geräusche des Kampfes nicht eben erst verstummt waren.
    »Engländer!« Brüllend stürmte der Wikingerkrieger auf ihn zu. »Du hast deine Nase gefälligst nicht in den Wind zu stecken, hast du verstanden?«
    Rouwen ging in die Knie und wich dem ersten Hieb seitwärts aus. Mit dieser Waffe würde Yngvarr ihn nicht auf Anhieb töten können, doch mit genug Schwung könnte er ihm einige Knochen brechen. Und er versuchte es. Rouwen sprang an ihm vorbei, zog den Tisch von der Wand fort und suchte dahinter Deckung. Yngvarr machte einen gewaltigen Satz hinauf; Rouwen tauchte darunter hinweg und kam hinter ihm wieder hoch. Auf federnden Knien wirbelte er herum, bereit zum nächsten Ausweichmanöver. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Dieser gottverdammte Schwur, niemanden anzugreifen! Das Versprechen, das er Rúna gegeben hatte, beinhaltete zwar nicht, sich nicht wehren zu dürfen, doch Angriff war immer noch die beste Verteidigung. Und die blieb ihm verwehrt.
    Andere erschienen an der Tür und schauten neugierig zu. Was war mit Athelna? Offenbar hatte man ihr nichts getan, denn er hörte sie auf jemanden einreden, dass er unschuldig sei. Ein kurzer Blick durch die Tür zeigte ihm, dass es Rúna war, die sich stirnrunzelnd Athelnas Verteidigung anhörte. Dann kam sie heran. Man machte ihr Platz, und sie trat auf die Schwelle.
    »Rúna«, schnaufte Yngvarr vom Tisch herunter. »Geh, hier ist wenig Platz.«
    »Du befiehlst mir?«, fragte sie schneidend. Sie würdigte ihn keines Blickes, ihre Augen lagen auf Rouwen.
    »Verzeih, Wirbelwind!« Ein wenig Spott schwang in Yngvarrs Worten mit, und ihr Gesicht rötete sich vor Ärger. Ohne weiter zu zögern, sprang er vom Tisch herunter und stürzte sich erneut auf Rouwen. Der riesenhafte Kerl würde ihn noch entzweihacken, wenn das hier kein Ende nahm … Rouwen wich dem Hieb wieder geschickt aus. Er packte den Tisch, hob ihn mit beiden Händen und drehte ihn in Yngvarrs Richtung. Dessen Klinge, obschon stumpf, drang in das Holz; Rouwen warf den Tisch zur Seite, und das Schwert entglitt zugleich dem Holz und Yngvarrs Pranke.
    Der Krieger wollte vor Wut schier platzen. Er klaubte das Schwert vom Boden auf und drang

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