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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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aufhielt.
    Offenbar unterhielt er sich angeregt mit der schottischen Lady. Rúna versetzte es einen Stich.
    Sie stieß die Fersen in die Flanken des Ponys und ritt die Anhöhe hinauf. Die Wächter, unter ihnen Haakon Steinriese, dessen Gesicht immer noch zerschunden aussah, wichen vor ihr zurück. Rouwen und die Frauen wandten sich ihr zu. Rúna fand, dass er prächtig aussah, trotz des kurzen Bartes, den seine untere Gesichtshälfte inzwischen bedeckte, und der Platzwunde an der Stirn. Seine Tunika verbarg gewiss noch einige schlimme Male.
    Er neigte leicht den Kopf vor ihr. Ebenso Athelna und die Sklavin, die eingeschüchtert wirkten. Recht so! »Geht!«, wies sie die Frauen an. Athelna warf die Haare zurück, als sie sich aufrichtete, und für einen Moment glaubte Rúna ein störrisches Funkeln in ihren Augen zu sehen. Dann wandte sich die Schottin ab und ging mit winzigen Schritten und von Morag begleitet den Abhang hinunter.
    »Geht auch ihr«, befahl Rúna den Männern. Haakon trat vor; seine Kiefer mahlten, als er nach Worten suchte. »Er wird mir nichts tun«, nahm sie seinen Einwand vorweg. Eher , dachte sie, hätte ich euch vorhin am Broch gebraucht .
    »Wir bleiben in der Nähe, Herrin Rúna.« Er bedeutete den anderen, ihm zu folgen, und trollte sich.
    »Komm mit, Engländer.« Sie lenkte das Tier hinter die Kirche, langsam, damit er mit seinen gefesselten Füßen nicht zurückfiel.
    Hier, allen Blicken entzogen, fragte sie ihn sofort: »Was hast du mit Athelna beredet?«
    Rouwen runzelte die geschwungenen Brauen. Die Art, wie er die Arme vor der mächtigen Brust verschränkte, erschien ihr aufsässig. Aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein. »Wir haben uns über diese Kirche unterhalten und dass ihr jetziger Zustand eine Schande vor dem Herrn ist. Es gibt Christen hier in Yotur: Sie und mich und noch ein paar Sklaven. Die Kirche sollte …«
    »Das könnte dir so passen«, unterbrach sie ihn. »Das hier wird kein Christennest.«
    Er reckte das Kinn, und sie hatte den Eindruck, als müsse sie zu ihm aufschauen, obwohl sie es war, die auf einem Pferderücken saß. »Warum bist du gekommen? Nur um zu streiten?«
    Er wirkte störrisch, wie er so dastand, und doch konnte sie nicht anders, als in seiner Gegenwart zu schwelgen. Ihn anzustarren, jede Einzelheit – dieser Mund! – in sich aufzusaugen. Die Wunde an der Stirn, die Yngvarr ihm verpasst hatte, war zum Glück nur ein kleiner Kratzer. Sie entsann sich des Gefühls, das ihren Körper durchströmt hatte, als ihr Finger zwischen ihren Beinen auf Wanderschaft gegangen war. Mit untrüglicher Gewissheit wurde ihr klar, dass ein Kuss – ein Kuss von ihm – ähnlich erregend sein würde.
    Nicht wie von Yngvarr.
    Alles in ihr sehnte sich danach, seinen wunderschönen Mund mit den eigenen Lippen zu berühren. Sie lauschte in sich hinein, ob da vielleicht eine mahnende Stimme irgendwo in ihrem Kopf nistete und sie daran erinnerte, dass er ein Gefangener war. Ein Feind. Ein Christ! Wenn Yngvarr von ihren Wünschen wüsste, würde er Rouwen … Er würde … Nein! Mit einer ärgerlichen Handbewegung verscheuchte sie diese Gedanken, schwang sich von Frigg und machte entschlossen zwei Schritte auf Rouwen zu.
    So nah stand sie bei ihm, dass sein warmer Atem über ihre Stirn strich. Freya und alle Götter! Sie begehrte diesen Mann.
    »Ich … bin gekommen … um …« Auch das noch, sie stammelte herum wie Arien, wenn er mit den Fingern im Honigtopf erwischt wurde. »Ich will von dir Schwertkampfunterricht.«
    Seine Augen weiteten sich überrascht. »Wieso von mir?«
    »Weil ich dich habe kämpfen sehen und du gut bist.«
    »Yngvarr schien mir kein schlechter Lehrer zu sein«, wandte er ein.
    »Du bist besser.«
    Sie konnte schlecht sagen, dass sie lernen musste, sich ihres Lehrers – Yngvarrs – zu erwehren. Vorhin hatte sie sich schwach gefühlt. Nein, sie war schwach gewesen. Wäre Yngvarr noch entschlossener vorgegangen, so hätte sie sich ihm ergeben müssen. Sie wollte sich nicht noch einmal so fühlen. Und sie musste sich als würdige Nachfolgerin ihres Vaters beweisen. In alten Geschichten über berühmte Wikingerclans war oft zu hören, dass starke Krieger einen schwachen Anführer zu Fall brachten und den Häuptlingsstuhl an sich rissen …
    »Ich will dich nicht unterrichten«, riss Rouwen sie aus diesen sorgenvollen Gedanken.
    »Du hast nichts zu wollen. Du wirst gehorchen.«
    »Nein. Du bist meine Feindin. Du hast mir einen Schwur

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