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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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aufgezwungen, der mich hindert, dich und deine Leute zu bekämpfen. Dagegen kann ich nichts mehr tun. Aber wenn ich mit meiner Weigerung verhindern kann, dass du noch stärker wirst, dann werde ich wenigstens das tun.«
    Sie stapfte auf ihn zu, riss die Hand hoch zu einem Schlag auf seine Wange. Wie er es schon einmal getan hatte, fing er sie mühelos ab. So starrten sie sich eine lange Zeit an. Bis die Spannung zwischen ihnen beinahe unerträglich wurde …
    Rouwen lockerte seinen Griff. Rúnas Finger glitten durch die Rundung seiner Hand. Sie wollte, musste ihn jetzt küssen – sollte sie feststellen, dass es enttäuschend wäre, so hätte sie wenigstens eine Erkenntnis gewonnen. Sie umfasste sein Gesicht, reckte sich auf die Zehenspitzen und presste ihren Mund auf seinen.
    Ein Keuchen entrang sich ihm – er war überrumpelt.
    Auch Rúna war überwältigt davon, endlich diese Lippen zu schmecken. Es übertraf ihre kühnsten Erwartungen. Dieser Kuss hatte nichts mit Yngvarrs unbeholfenen Versuchen zu tun. Dieser Kuss schien eine andere Wirklichkeit zu offenbaren. Rouwens Lippen waren fest und doch von angenehmer Weichheit. Er strich sanft über ihre, was wohlige Schauer durch ihren Körper jagte. Als er eine Hand um ihren Hinterkopf legte, war sie sich nicht sicher, noch fest auf dem Boden zu stehen. Sie schloss die Augen, um dieses Gefühl ganz und gar zu genießen. Um noch mehr davon zu bekommen, mehr … mehr …
    Er stieß sie von sich.
    Rúna wankte drei Schritte zurück. Das Pony hielt sie auf; sie legte eine Hand an das Halfter, um nicht zu fallen.
    »Was …«, keuchte sie. »Warum … warum stößt du mich weg?«
    Und warum fragte sie das? Es klang ja fast, als wollte sie sich seine Zuneigung erbetteln? Ihre Hand umschloss den Dolchgriff an ihrem Gürtel. Ja, die vertraute Berührung half ihr, die Fassung wiederzugewinnen. »Du bist vermählt, richtig?«, sprach sie die naheliegendste aller Befürchtungen aus. Freya sei Dank – ihre Stimme klang fest.
    Seine noch nicht. »Nein«, keuchte er.
    »Aber du liebst eine andere. Etwa Athelna?«
    »Allmächtiger, nein!«
    »Was ist es dann? Du hast einen Schwur geleistet. Einen Schwur, mich nicht anzufassen.«
    »Das«, er wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen, »das kommt der Sache schon näher.«
    »Wer hat das von dir gefordert? Etwa Yngvarr?«
    Er trat vor sie. In seinen Augen blitzte es. Manchmal hatte sie den Eindruck, dass sich die Bernsteinfarbe veränderte. Als sei er ein Alb. Seine Finger bohrten sich so fest in ihre Schulter, dass es weh tat. Sein Blick und seine Berührung genügten, um ihre Bemühung, selbstsicher und stolz aufzutreten, zum Scheitern zu verurteilen. Sie schaffte es nicht, die herrische Kriegerin herauszukehren.
    »Ich entbinde dich von diesem Schwur, Rouwen«, flüsterte sie.
    »Das kann nichts und niemand, Rúna Wirbelwind, und wenn ich dich noch so sehr begehre. Du weißt, dass ich keinen Schwur breche. Der im Übrigen mit Yngvarr nichts zu tun hat.«
    Sie wollte nicht länger zuhören; was immer er jetzt sagte, es wäre ohnehin nur eine Ablehnung. Sie riss sich von ihm los, schwang sich auf das Pony und galoppierte wütend davon.
    Wütend vor allem auf sich selbst, dass sie sich so erniedrigt hatte.

8.
    A cht Tage. Acht Tage in Gefangenschaft. Rouwen blätterte in der Bibel, dankbar, dass es sie gab. Seine linke Hand spielte mit einer Schnur, in die er Knoten gemacht hatte, eine Art Rosenkranz. Pater noster … Das Gebet entglitt ihm immer wieder, und was er im schummrigen Tageslicht las, vergaß er fast im selben Moment. Seine Gedanken glitten ständig zu dem schönen blonden Wirbelwind, der ihn geküsst hatte. Vorgestern war das geschehen; seitdem hatte er Rúna nicht mehr zu Gesicht bekommen … der du bist im Himmel … Irgendetwas planten die Yoturer. Heute früh war niemand gekommen, um ihn aus der Heilerhütte zu lassen, damit er sich die Beine vertreten konnte. Auf dem Tisch stehend hatte er beobachtet, wie die Krieger ins Langhaus liefen, hatte gehört, dass sie erregt miteinander tuschelten.
    … geheiligt sei … Hatte es damit zu tun, dass er sich Rúnas Forderung, sie im Kampf zu unterrichten, widersetzt hatte? Nein, das glaubte er nicht.
    Wahrscheinlich haben sie sich etwas ausgedacht, das mir die Zunge lockern soll . Bald würde er schreien, hatte Yngvarr ihm gestern zugerufen. Gott im Himmel, du willst meine Standhaftigkeit prüfen. Lass es mich ertragen, ich flehe dich an .
    Es gab im Dorf

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