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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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Fesseln genommen hast.«
    »Ich habe für Durcheinander gesorgt? Aber Vater. Du hast ihn überhaupt erst gefangen genommen.«
    In der ihm eigenen Art strich er sich über den Bartzopf. Über seine rechte Hand zog sich eine breite Narbe, die aussah, als habe er sich dort verbrannt. Es war die Spur der gerissenen Rahsegelschot, die ihm während seiner letzten Wikingfahrt die Hand verletzt hatte. Er lächelte verschmitzt, und seine wasserblauen Augen leuchteten, als er zu ihr aufsah. »Ja, das stimmt. Du meinst wirklich, er hat sich nicht gewehrt, weil er es dir geschworen hat?«
    »Ja, Vater, das glaube ich.«
    »Trotzdem ist deine Idee, ihn wie Athelna frei herumlaufen zu lassen, ziemlich gewagt. Um es vorsichtig auszudrücken.«
    »Was soll er tun? Du wirst ihn weiterhin von ein paar Männern bewachen lassen. Ob sie hinter ihm hertrotten oder sich rund um Stígrs Haus langweilen, ist doch gleich. Und weit käme er ohnehin nicht. Nicht mit einer Fußkette.«
    »Warum liegt dir eigentlich so viel daran?«
    Das wusste sie selbst nicht so genau. Weil er ein so schönes, starkes, gefährliches Raubtier war, das es nicht verdiente, in Stígrs schäbiger Hütte zu darben? Das konnte sie ihrem Vater schlecht sagen. »Ich denke ja nur an Stígr«, antwortete sie also. »Er soll wieder über seine Hütte verfügen können, wenn er zurück ist.«
    Baldvin warf die rotblonde Mähne in den Nacken und entblößte die gelben Zähne zu lautstarkem Gelächter. »Natürlich. Stígr, natürlich! Weshalb auch sonst?«
    Anderntags ritt Rúna auf ihrem Highlandpony über die Insel. Dieses Mal hatte sie auf ihren Bogen verzichtet. Auch auf ihr Kettenhemd. Lediglich ihr Messergürtel, der tief auf ihren Hüften saß, erinnerte daran, dass sie eine Kriegerin war. Aber heute wollte sie sich ausnahmsweise ganz als Frau fühlen. Es musste an der herrlichen Frühjahrssonne liegen, die den Schnee und den Regen der letzten Wochen vergessen ließ. Überall zeigten die Wiesen bunte Flecken, und überall summte und brummte es. An einem alten Broch saß sie ab, ließ Frigg frei grasen und kletterte auf die runde, halb zerfallene Mauer des alten Turms. Hier oben hatte man einen wunderbaren Ausblick auf das wie flüssiges Silber ausgegossene Meer, aus dem sich hier und da die dunklen Felsen anderer Inseln erhoben. An manchen Tagen konnte man hier Wale beobachten. Es roch streng nach den Ausscheidungen einer Basstölpelkolonie ganz in der Nähe. Trotzdem liebte Rúna diesen Ort.
    Eine Brise zerrte an ihren Haaren, die sie heute offen trug, und an ihrem schlichten Hauskleid über den ledernen Beinkleidern. Sogar geschmückt hatte sie sich: mit dem eingefassten Kristall. Obschon sie noch nicht wusste, für wen er gedacht gewesen war, hatte sie nicht mehr das Gefühl, sie dürfe ihn nicht besitzen. Rouwen hatte sie vorhin gesehen, und seine Bernsteinaugen hatten aufgeblitzt. Nicht ärgerlich. Eher wohlwollend.
    Als sie ein Geräusch hinter sich hörte, drehte sie sich um und sah Yngvarr auf einem normannischen Ritterpferd herangaloppieren. Es gehörte zur Beute einer seiner Wikingfahrten. Ein solches Pferd hatte sie sich auch erobern wollen – aber das musste nun warten. Es stand noch nicht, da war Yngvarr schon aus dem Sattel gesprungen. Behände kletterte er auf die Mauer, setzte sich dicht neben Rúna nieder und ließ die Beine baumeln. Vorm Heraufsteigen hatte er sich noch einen langen Grashalm ausgezupft, auf dem er nun genüsslich herumkaute. Verschmitzt schaute er Rúna an. Wie anders als Rouwen er doch aussah, mit seinem sauber geschnittenen Bart, den hellen, offenen Flechten und den hellgrauen Augen. Die Grübchen in seinen Wangen vertieften sich, als er lächelte.
    Sie wusste noch genau, wie ihr Herz geklopft hatte, wenn sie mit ihm allein gewesen war. Früher.
    In einem anderen Leben war das wohl .
    Jetzt war es ihr unangenehm. Hatte er sich verändert? Hatte sie sich verändert? Oder was war der Grund?
    Tu nicht so, als ob du das nicht weißt .
    Yngvarr plauderte über den Frühling, was sie kaum wahrnahm. Erst als er plötzlich auf etwas anderes zu sprechen kam, horchte sie auf.
    »Dein Vater plant irgendetwas, was den Engländer betrifft.«
    »Was denn?«
    »Ich glaube, es geht darum, dem Mann endlich zu entreißen, woher er kommt.«
    Kein schönes Thema für einen so schönen Tag, fand sie. Andererseits waren sie schließlich Wikinger und als solche immer im Kampf und auf Beute aus.
    Nachdenklich nagte Yngvarr auf seinem Halm herum, während

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