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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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Räuspern ließ sie aufschrecken. Sie zuckte zusammen, wollte hinter einen der Pfeiler springen, doch sie schärfte sich gerade noch rechtzeitig ein, nichts Auffälliges zu tun. Und auch nichts Dummes mehr. Wie leichtsinnig von ihr, sich hier in närrischen Träumereien zu ergehen!
    Ein weiterer Schwarzgekleideter näherte sich, er hielt auf Rouwen zu. Wenn Rouwen sich umwenden würde, um ihm entgegen zu sehen, musste er sie entdecken! Hastig ging sie in die Knie, machte ungelenk das Kreuzzeichen und sich selbst so klein wie möglich.
    »Bruder …« Freundlich sprach der Mönch – wie nannte man sie, Benediktiner? – Rouwen an. Mit einer Geste lud der Mönch ihn ein, ihm an die Seite zu folgen. Dort stand ein Stuhl. Der Mönch ließ sich darauf nieder, Rouwen kniete wiederum. Rúna erhob sich mit klopfendem Herzen und ging langsam in Richtung der beiden. Hinter einem Pfeiler blieb sie stehen, kniete sich wieder hin und dankte den Göttern still, dass noch immer niemand von ihr Notiz nahm. Sie äugte vorsichtig um den Stein herum: Der Schwarze hatte eine Hand auf Rouwens Kopf gelegt, während Rouwen leise sprach. Seine Worte klangen scharf und waren dennoch kaum zu verstehen.
    »… Tag und Nacht … denke ich an sie …«
    An wen? Athelna?
    »… fürchte um mein Seelenheil, Pater, … mein Gelübde …«
    Sprach er von dem Schwur, den er Athelna gegeben hatte? Angestrengt lauschte Rúna. Die nächsten Worte gingen im Husten eines alten Weibes unter, das in der Nähe auf dem Steinboden kauerte. Als es wieder ruhig war, sprach nur noch der Mönch, und zwar irgendetwas Lateinisches.
    »Ego te absolvo …«
    Der Mann schlug über Rouwens Haupt ein Kreuzzeichen. Rouwen küsste ihm den Handrücken, erhob sich und verneigte sich tief. Geschmeidig machte er auf dem Stiefelabsatz kehrt, ordnete seinen Umhang und marschierte geradewegs in Richtung des Ausgangs. Rúna hielt den Atem an. Nur eine Armlänge entfernt schritt er an ihr vorüber. Dann war er fort.
    Tief atmete sie ein und aus. Sie spürte eine entsetzliche Leere. Enttäuschung. Er hatte dem Mönch anvertraut, dass er Athelna beistehen wollte. Was könnte er sonst gemeint haben? Und dieser Mönch würde diese Neuigkeiten gewiss sofort zu Ian MacCallum tragen. Selbst wenn Rouwen nicht preisgegeben hatte, das Baldvin hier war, um den Mönch Oxnac zu fangen, so könnte MacCallum es sich sicher denken. So oder so: Rouwen hatte sie verraten.
    Der Mönch stand auf. Er strich seine Kutte glatt und ging mit gesenktem Kopf dicht an der Wand entlang, in Richtung einer seitlichen Tür. Entschlossen eilte Rúna ihm hinterher.
    »Bruder?«, sprach sie ihn leise an.
    »Ja?«
    Er war noch jung, stellte sie überrascht fest. Ein wenig blass und dünn – wahrscheinlich aß er zu wenig und betete zu viel. Die kahle Stelle auf seinem Kopf war nicht groß; Rúna hatte während ihres Rundgangs durch die Stadt schon festgestellt, dass sie wuchs, je älter ein Mönch war. Er besaß große, wässrigblaue Augen, die freundlich dreinschauten. Aber auch ein wenig misstrauisch, als sei sie ihm nicht geheuer. Als sie dicht an ihn herantrat, runzelte er die Stirn und wich zurück. Doch die Steinwand in seinem Rücken beendete seinen Rückzug nach dem ersten Schritt.
    »Womit kann ich dir … Heilige Maria!«
    »Mein Name ist Rúna Baldvinsdottir, und ich mache mit dir jetzt einen Ausflug, und du wirst freundlich lächelnd neben mir herlaufen und nicht schreien, sonst bist du des Todes. Hast du verstanden?«
    Er schluckte und starrte auf die Klinge, deren Spitze sich in seine Seite drückte. »Gott im Himmel, ja«, hauchte er.

11.
    N atürlich war nicht unbemerkt geblieben, dass er sich entfernt hatte. Auf Baldvins Frage, wo er sich herumgetrieben habe, hatte Rouwen unumwunden zugegeben, in der Stadt gewesen zu sein – alles andere hätte ohnehin unglaubwürdig geklungen.
    Wenn du uns verraten hast, wirst du es bitter bereuen , hatte Baldvin ruhig gesagt. Dabei hatte er sich nicht einmal besorgt angehört.
    Ich habe euch nicht verraten .
    Damit war das Thema überraschenderweise erledigt. Baldvin vertraute ihm.
    Mit Recht. Schließlich hatte Rouwen nichts getan, was den Wikingern schaden könnte. Trotzdem fühlte er sich unwohl, als er sich in den Kreis der Männer setzte, die ein kleines Lagerfeuer entzündet hatten und frisch erlegtes Wild brieten. Sverri reichte ihm ein Stück Fleisch. Es stammte von einem Hasen und war trocken und zäh. Es wurde wenig geredet, jeder brütete anscheinend

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