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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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schüttelte noch einmal den Kopf, dann riss er sich von Rúnas Anblick los. »Ich bin hier, um Euch zu Bruder Oxnac zu führen, Herr Baldvin«, versicherte er ihrem Vater. »Mein Herr erklärte mir, dass er die Fehde beenden will, weil er sich nach seiner Tochter sehnt und eingesehen hat, wie schlimm die Tat des Mönchs war. Ich soll Euch sagen, dass er all das zutiefst bedauert. Wie geht es Lady Athelna?«
    Baldvin nickte. »Gut, mein Wort darauf. Wie weit ist es bis zu Oxnacs Versteck?«
    »Da ihr keine Pferde habt …«, der Edelknecht ließ den Blick über die Besatzung schweifen. »Nun, morgen Abend dürften wir Burg Daenston erreicht haben. Ein Stück können wir weiter den Eye Water hinauffahren, danach müsst ihr laufen. Ich nehme mein Pferd mit, wenn’s recht ist.«
    Baldvin kehrte aufs Schiff zurück und nahm Rouwen beiseite. »Kann man ihm trauen?«, hörte Rúna ihn leise fragen.
    Yngvarr, der nur drei Schritte entfernt stand, zischte: »Du fragst ihn? «
    »Ich würde ihm nicht trauen«, sagte Rouwen. Es klang ein wenig, als meinte er Yngvarr.
    Baldvin zwirbelte den sauber geflochtenen und mit goldenen Ringen geschmückten Bartzopf. »Wir nehmen ihn an Bord«, entschied er. »Und werden doppelt wachsam sein.«
    Rouwen half dem Schotten, das Pferd – das ihr riesenhaft vorkam – über die Laufplanke zu führen. Frigg, die kleine Ponystute, war im Vergleich zu diesem schwarzen Berg aus Muskeln ein niedliches Schoßtier. Selbst Yngvarrs Schlachtross sah dagegen harmlos aus, und es war mit Abstand das größte Tier auf Yotur. Bewundernd sah Rúna zu, wie Rouwen das fremde Pferd handhabte. Ganz ohne Furcht. Er tätschelte den mächtigen Hals und scheute sich auch nicht, die Hand auf das Maul mit den kräftigen Zähnen zu legen und die zart wirkenden Nüstern zu streicheln. Er führte das Tier in die Mitte des Schiffes und band es am Kielschwein fest. Angus, der breitbeinig auf den Planken stand, sah ihm wohlwollend zu.
    »Du verstehst dich auf Pferde.« Er schien zu überlegen, ob er fragen solle, wer der Fremde war, der sich durch seine gebräunte Haut und das Silberkreuz an seinem Hals so deutlich von den Wikingern unterschied. Doch dann entschied er sich offensichtlich, besser nicht zu erkunden, wie dieser Mann hierher geraten war.
    Der Schotte fühlte sich unter den Kriegern scheinbar wohl; er schäkerte mit Arien, der sich in die schmale Brust warf und leidenschaftlich erklärte, diese Reise mitzumachen, um zu lernen. Angus’ Lachen klang ähnlich wie das des Vaters, tief, rau und herzlich.
    Die Mienen der Männer entspannten sich. Rúna dachte, dass sie sich, hätte sie an des Earls statt entscheiden müssen, wer die Wikinger in die Falle locken sollte, ebenfalls für einen solchen Mann entschieden hätte.
    Lediglich Yngvarr blickte weiterhin so finster drein wie sonst auch.
    »Rúna! Rúna! Sieh doch mal!« Es war Arien, der sie an der Schulter rüttelte.
    Rúna setzte sich mit einem Ruck auf. Dann rieb sie sich den Schlaf aus den Augen. »Was ist denn?« Ihr tat der Rücken weh, als sei sie eine alte Frau. Sie streckte sich und betrachtete missmutig die Bordwand. Erschöpft von der schlaflosen Nacht hatte sie sich an den Rand der Ruderplattform gesetzt, die Beine baumeln lassen und die Schulter an die Bordwand gelehnt. Trotz der Müdigkeit hatte sie es wieder einmal bedauert, eine Frau zu sein, da sie nicht kräftig genug war, ihren Beitrag an den Riemen zu leisten. Rouwen schien den Schlaf nicht zu vermissen, denn er hatte so kraftvoll wie alle anderen gerudert. Irgendjemand – Sverri – hatte ein Lied angestimmt, und dann hatten sie der Rhythmus der Ruderblätter und die sanfte Schaukelei einschlafen lassen.
    »Jetzt schau doch«, drängte Arien. »Da!« Er deutete ans Ufer. Eine schwarzgekleidete Gestalt lief über eine Wiese.
    Rúna brauchte eine Weile, bis sie begriff: Die Windjägerin hatte am seichten Ufer festgemacht; Seile lagen um eine Ulme, die schräg über dem Wasser wuchs. Das Ende der Laufplanke lag auf einer sandigen Stelle, und dort hatten die Sandalen des Priestermönchs tiefe Spuren hinterlassen. Er hatte sich eine mit schmutzigem Gebüsch bewachsene Böschung hinaufgekämpft und flüchtete nun, das Gewand bis über die Knie gerafft.
    »Wer hat ihn denn laufen lassen?«, begann sie noch ganz verwirrt. Da hörte sie Yngvarr brüllen.
    »Warum hast du das getan, Engländer?« Er stieß Rouwen an der Schulter an. »Hast du deinen Schwur vergessen?«
    »Den, dass ich mich nicht

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