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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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kälteempfindlich? Ich hörte, ihr haust in eiskalten Zellen. Hier«, sie hielt ihm die Flasche vor die Nase. »Davon wird dir warm.«
    Er setzte sich auf. Kurzerhand hielt sie ihm die Öffnung an den Mund, da er es mit seinen gebundenen Händen nicht selbst tun konnte. Er versuchte den Kopf zu schütteln, aber sie ließ nicht locker. Endlich trank er.
    »Frau«, schnaufte er erschöpft, als sie die Flasche absetzte. »Das ist ein Sündengetränk!«
    »Rede kein dummes Zeug. Du bist so durchgefroren, dass du niemals mehr warm wirst, es sei denn, du nimmst noch ein paar ordentliche Schlucke.«
    Sie versorgte ihn noch einmal. Der Met lief sein Kinn hinab. Erst als er hustete, setzte sie die Flasche ab.
    »Danke, aber das reicht jetzt wirklich.« Er stieß auf. »Es schmeckt sündhaft gut.«
    »Ihr Mönche seid alle besessen von der Sünde, oder?« Wenn er wüsste, was sie mit Rouwen – seinem Bruder gewissermaßen – getan hatte, würde er sich wohl vor Entsetzen in Luft auflösen. Konnte er etwas mitbekommen haben? Vermutlich nicht, Rouwens Zelt stand zu weit entfernt.
    Sie setzte sich zu ihm. »Was passiert mit einem Tempelritter, wenn er sich zu einer Frau legt?«
    Im beginnenden Tageslicht konnte sie sehen, wie er errötete. »Frau, warum …«
    »Keine Ausflüchte, ja?« Sie rüttelte ihn an der Schulter. »Sag schon.«
    »Er muss Buße tun.« Seine Stimme war so leise, dass sie nah an ihn heranrücken musste, was ihn vor Schreck noch leiser werden ließ. »Das legt der Beichtvater fest, ein Kaplan; das ist, so viel ich weiß, ein Älterer, ein ehemaliger Ritter.«
    »Und dann?«
    Er zuckte die Achseln. Oder fror er etwa immer noch? Sie gab ihm noch einmal zu trinken, und dieses Mal wehrte er sich nicht mehr.
    »Also?«
    »Ja, ich weiß es nicht, ma dame. Ist er reuig? Dann fällt die Strafe milde aus. Doch kann er von der Frau nicht lassen? Dann droht die Exkommunikation.«
    »Was ist das?«
    »Er wird von der Gemeinschaft ausgeschlossen. Das heißt, nicht allein von der Gemeinschaft der Mönche, sondern von allen Christen. Er kann dadurch sein Seelenheil verlieren.«
    Ah, der Met machte ihn redseliger. Gut. »Wir glauben, dass alle Toten an denselben Ort kommen, ins Reich Hel. Dort soll es nicht schön oder schlimm sein, es ist einfach so. Ein Krieger gelangt nach Walhall, und ein besonders bösartiger Mensch nach Niflheim. Ein solcher muss Angst um sein … Seelenheil haben.« Das ungewohnte Wort kam ihr etwas zögernd über die Lippen. »Und du glaubst, dass das mit Rouwen geschehen könnte? Weil er eine Frau liebt?«
    Er verzog das Gesicht. »Nur Heiden können solche Fragen stellen.«
    »Verzeih«, sagte sie säuerlich. »Aber in meiner Heimat konnten die Christenpriester nicht richtig Fuß fassen. Daher habe ich nie mehr als einen Fetzen hier und einen Fetzen da gehört. Außerdem muss es mich ja nicht kümmern, ich bin keine Christin. Ich glaube …«
    »Alle Menschen können ihr Seelenheil verlieren!«, unterbrach er sie inbrünstig. »Und alle, die sich vom Licht Gottes nicht anlocken lassen, werden in ewiger Finsternis enden. Was du glaubst, ist dabei völlig unerheblich!«
    »Ich glaube, dass ich in Walhall einziehen werde. Berühmte Krieger werden mich empfangen und in ihre Mitte geleiten. Und dann werden wir feiern bis zur Götterdämmerung.«
    »Ja, ich weiß, die gefallenen Helden feiern mit Met und Frauen. Dieser Met ist wirklich ein Teufelszeug. Was willst du denn dort in … in Walhall anfangen als Frau? Mit den anderen Frauen tanzen? Bis in alle Ewigkeit?«
    Sie runzelte die Stirn. »Es sind genügend Krieger dort, das sagte ich doch.«
    »Aber ich dachte, du liebst Rouwen. Er wird jedenfalls nicht dort sein. So wie er flucht, sollte er aber auch aufpassen, dass er das Himmelstor nicht verfehlt. Er hat sogar bei der Beichte geflucht!« Er lachte. Wahrhaftig, er lachte; der Met hatte eine Wirkung auf ihn, die sie überraschte. Am liebsten hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst, die ihn wieder zur Besinnung brachte.
    »Na, wenigstens frierst du nicht mehr«, fauchte sie.
    »Ich glaube, dieser Mann wird niemals sein Seelenheil verspielen. Jeder andere, aber nicht dieser!«, rief er glucksend. »Niemals, niemals, ma dame!«
    »Ich hab’s begriffen! Ich bin eine böse Heidin, und er ist ein guter Christ.«
    »Genau!«
    Wütend warf sie eine der Decken über ihn, sprang hoch und stapfte zurück in ihr Zelt. Diese Christen waren ja alle verrückt! Besessen von ihrer Angst vor der Sünde und dem

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