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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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Leidens ist, im Vergleich zur Herrlichkeit später.«
    Paulus, ah ja. Das war auch so ein Missionar gewesen, wenn sie sich recht erinnerte. »Ich ziehe es vor, auch in der Ewigkeit mein Schwert am Gürtel zu tragen. Ein weißes Gewand mag dir ja stehen, mir aber nicht, und Rouwen auch nicht.«
    Sie dachte daran, wie sie am Morgen vom Opferplatz zurückgekehrt war. Sie hatte Falkenkralles Klinge in das Blut des in der Umgegend geraubten und von Baldvin getöteten Pferdes getaucht, wie auch die anderen Schwertmänner. Zurück im Lager hatte Rouwen sie auf eine seltsame Art angesehen. Ein bitterer Ausdruck lag in seinen Augen, und sein schöner Mund war verkniffen. Er hatte begriffen, was sie getan hatte – und sich abgewendet.
    Heftig sehnte sie sich danach, wieder an seiner Seite zu sitzen. So sehr, dass sie die Hände zu Fäusten ballen und die Nägel tief in ihre Handflächen graben musste, um nicht zu ihm zu gehen.
    Allvater Odin, Mutter Freya , hatte sie während des Opfers in Gedanken gefleht. Helft mir, dieser Verstrickung zu entkommen. Lasst mich mit Rouwen zusammenkommen – oder reißt diese Liebe aus mir heraus!
    Ein Dorf kam in Sichtweite. Der Treffpunkt. An einem wacklig wirkenden, von Vogelkot übersäten Steg lagen mehrere Boote unterschiedlicher Größe. Enten hockten auf den Bohlen und hüpften schimpfend nacheinander ins Wasser, als der Reiter, der am Rande einer Kuhwiese gewartet hatte, sein Pferd gemächlich heranschreiten ließ. Er hob die behandschuhte Hand zum Gruß. Dies war offensichtlich der Führer, der sie zu der Burg bringen sollte, in der sich Bruder Oxnac versteckt hielt. Stolz, diese Abmachung mit dem Earl getroffen zu haben, stand Yngvarr an der Reling. Als einziger der Männer hatte er, von Baldvin abgesehen, nicht gerudert, sondern sein Kettenhemd poliert, damit es glänzte. Unter dem Arm trug er einen Brillenhelm; an seinem Gürtel hingen sein Schwert und das lange Kampfmesser, das einmal Rouwen gehört hatte.
    »Gott zum Gruß!«, rief der Schotte.
    »Odin sei mit dir!«, erwiderte Yngvarr.
    Auch Baldvin hatte sich gerüstet. Im Gegensatz zu Yngvarr sah er jedoch keine Notwendigkeit, sich zu brüsten, und er bewegte so geschickt wie gelassen die Ruderpinne, um den Ruderern zu helfen, das Schiff an den Steg zu bringen. Ein paar Männer sprangen auf, um ein Seil um die Pfosten zu werfen und die Laufplanke über die Reling zu schieben. Rúna hielt den Atem an, als Yngvarr Anstalten machte, als Erstes darüber hinwegzulaufen. Doch er besann sich und trat zurück, um seinem Häuptling den Vortritt zu lassen.
    Ihr Herz quoll über vor Stolz, als ihr Vater in seinem prächtigen Schuppenpanzer vor den hoch zu Ross wartenden Schotten trat und höflich eine Hand hob. Der Mann sprang von seinem Rappen, und die Männer umfassten ihre Unterarme. Baldvin war anderthalb Köpfe kleiner als der kräftige Schotte, dafür sah er jünger aus. Das Gesicht des anderen war von Falten und Pockennarben übersät; seine Stirn zog sich bis zum Hinterkopf und endete in langen grauen Strähnen. Als er lächelte, entblößte er drei verbliebene Zähne. Doch auch er war gerüstet und bewaffnet, und er sah aus wie einer, der schon viele Schlachten überstanden hatte. Über dem Kettenhemd trug er einen weißen Umhang mit einer kostbaren Rundfibel.
    »Mein Name ist Angus, ich diene Lord Ian MacCallum als Edelknecht«, sagte er freundlich und mit einer eigentümlichen Aussprache. »Als er mir erklärte, mit welcher Aufgabe er mich betraut, wollte ich es nicht so recht glauben. Ihr seid tatsächlich Wikinger?« Bevor Baldvin antworten konnte, fiel Angus’ Blick auf Rúna. »Heilige Notburga! Und bei euch stehen die Weiber nicht am Herdfeuer, wie es scheint.«
    Rúna hatte auf ihr Kettenhemd verzichtet, um nicht noch mehr aufzufallen, als sie es ohnehin tat. Sie trug eine ihrer Hosen aus weichem Hirschleder, pelzverbrämte Stiefel und eine blaue, knielange Tunika. An ihrem Gürtel hingen Falkenkralle und der Sarazenendolch, an ihrem Rücken lag der Köcher mit den Pfeilen, und ihren Bogen hielt sie in der Hand. Ihre Arme waren ganz nach Kriegerart mit silbernen Reifen geschmückt. Das einzige Zugeständnis an ihre Weiblichkeit war die Kette mit dem Kristall, der zwischen ihren Brüsten hing. Sie wusste selbst nicht, warum sie dieses Schmuckstück gewählt hatte. Weshalb sie es überhaupt mitgenommen hatte. Vielleicht, um Rouwen ein Zeichen zu geben, dass sie gerne die Seine wäre …
    Der schottische Edelknecht

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