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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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Wand und damit in die Bewusstlosigkeit geschickt hatte.
    Sie raffte das Bänkchen auf – das Einzige in diesem Raum, was sich notfalls als Waffe verwenden ließ – und kauerte sich an die Wand.
    Zwei gerüstete Krieger betraten die düstere Kammer.
    »Sei friedlich, Mädchen.« Der Vordere, ein wuchtiger Kerl mit einer alten Kriegsnarbe quer über dem kahlgeschorenen Schädel und frischen, leuchtenden Kratzern auf den Wangen, hatte eine Fackel in der Hand. »Wir wollen dir nichts tun.«
    Der andere, hochgewachsen und sehnig, grinste. »Das ist eine Wildkatze, mit der kannst du nicht so reden.«
    Der Glatzkopf trat näher. »Komm, leg das Bänkchen weg, es nützt dir doch eh nichts. Wenn du brav bist, binden wir dich auch nicht auf der Bettstatt fest, wie du es verdient hättest.«
    »Gleich beißt sie dir in die Hand! Die gehört anders angefasst.«
    Unwillig verzog er das Gesicht. »Was glaubst du, woher ich diese Kratzer habe? Sie hat sich wie der Teufel gewehrt, als wir sie hier hereingeschafft haben. Aber jetzt …«
    »Aber jetzt was? Denkst du, das stundenlange Warten seitdem hat sie mürbe und friedlich gemacht? Sie hockt da, als wollte sie uns mit dem Bänkchen von den Beinen holen.«
    »Nein, sie ist nur ängstlich. Das ist doch verständlich. Mädchen, wir sollen dich holen. Da draußen ist deine Sippe. Die Wikinger warten auf dich.«
    War das wahr? Baldvin. Sverri, Hallvardr und die anderen? Yngvarr?
    Und Rouwen?
    »Und wenn du jetzt gefügig bist, Mädchen, bringen wir dich auch zu ihnen. Ein bisschen Zeit haben wir noch.«
    So war das also. Rúna schob sich an der Wand hoch und suchte mit den Füßen festen Stand. Mit beiden Händen packte sie fest das Bänkchen.
    »Sieht nicht so aus, als sei sie einverstanden.«
    »Dann werden wir ihr eben beibringen, wie sie sich zu verhalten hat.«
    Beide zugleich stürzten auf sie zu; der Kahlschädel schlug ihr das Bänkchen aus den Händen, so schnell, dass sie gar nicht dazu kam, damit zuzuschlagen, und so heftig, dass ihre Finger schmerzten. Der lange Kerl griff in ihr Haar. Sie drehte den Kopf und biss in sein Handgelenk. Brüllend schlug er mit der anderen Hand nach ihr. Der Kahlköpfige zerrte an ihr und stieß sie zu Boden. Rúna schlug mit gekrümmten Fingern nach ihm, um ihm noch weitere Schrammen im Gesicht zu verpassen. Sie spürte, wie ihre Fingernägel brachen. Sie wehrte sich mit aller Kraft, trotzdem konnte sie nicht verhindern, auf den Rücken geworfen zu werden. Der Kahle hielt sie mit einem Knie nieder, packte ihr Kleid am Ausschnitt und riss es bis hinunter zum Bauchnabel auf.
    »Schau dir diese Äpfel an.« Ihm rann der Sabber aus dem geifernden Mund, als er triumphierend grinste. »Wer nimmt sie zuerst?«
    Rúna dachte dumpf, dass es an der Zeit wäre, die Götter anzuflehen. Aber ihr Kopf weigerte sich noch, zu glauben, dass ihr das geschehen konnte.
    »Ich.« Der Lange begann schon an seinen Beinkleidern zu nesteln. »Geh du hinaus und sieh zu, dass keiner etwas mitbekommt. Das gäbe nur Geschrei, wenn es dem Burgherrn zu Ohren käme.«
    »Gut, aber mach schnell, ich will auch noch.« Der Kahle löste sich von Rúna und stand auf. Hochschnellen konnte sie nicht, denn der andere warf sich auf sie. »Und sei nicht zu grob! Ich mag’s nicht, wenn die Weiber wie tot unter mir liegen.«
    Sie lachten mit tiefen, vibrierenden Stimmen. Rúna atmete mehrmals tief durch, um sich dann mit aller verbliebenen Kraft gegen den Mann zu wehren. Dieses Mal würde sie nicht in seine Hand beißen, sondern in sein Gesicht …
    Der Glatzkopf hatte kaum die Tür hinter sich zugemacht, da kehrte er schon zurück und rüttelte an der Schulter seines Kumpans.
    »Was ist?« Ärgerlich hob der Kerl den Kopf. »Haben wir nicht ausgemacht …«
    »Verdammt, sieh doch«, knurrte der andere zwischen zusammengebissenen Zähnen und nickte zur Tür.
    Rúna entwand sich dem gelockerten Griff und wich hektisch zurück. Sie war erhitzt vom Kampf, doch als auch sie einen Blick zur Tür warf, schwappte eine Welle eisiger Kälte über sie hinweg.
    Auf der Schwelle stand der Mönch.
    Der Blick seiner blauen Augen glitt von den Männern zu ihr. Und an ihr hinab. Hastig schlang sie die Arme um sich, doch zu spät, er hatte ihre Blöße gesehen.
    Ihr Atem kam schwer vor ohnmächtigem Zorn. Dass die beiden Wächter sie begrapscht hatten, war schlimm gewesen. Doch allein vom Blick des Mannes, der sich ihrer Mutter aufgezwungen hatte, fühlte sie sich noch viel schlimmer erniedrigt.

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