Wild auf Fußball
sich auf sein Fahrrad und fährt los. An der nächsten Wegkreuzung macht
er eine Vollbremsung,weil seine Freunde nicht nachkommen. Sie stehen noch bei Ella.
»Also, ich finde, dass ihr schon ziemlich gut spielt, dafür dass so viele Mädchen dabei sind«, sagt Nummer 8 so leise, dass
Lino es nicht hört.
»Klar spielen wir gut! Und wir werden von Tag zu Tag besser! Das kannst du meinem Bruder ruhig verklickern. Und wenn es je
wieder zu einem Spiel zwischen uns kommen sollte, dann putzen wir euch vom Platz, auch ohne Elfmeter!«
»He, kommt ihr jetzt endlich?!«, ruft Lino. Die Jungs sehen ziemlich verdattert aus. Ella kriegt selbst eine Gänsehaut, so
gut hat sich das eben angehört. Sie grinst die beiden an und guckt zu, wie sie auf ihre Räder steigen und Lino hinterherfahren.
»Adiós muchachos!«, ruft sie ihnen nach.
Um halb vier ist sie die Erste auf dem Platz. Es dauert ewig, bis alle da sind und sich umgezogen haben. Bonita muss erst
noch ihren neuen weißen Sport-BH zur Schau stellen und Hilde auch, obwohl es bei der außer Rippen nichts zu verpacken gibt.
Svenja und Carmen wollen unbedingt wissen, wo es diese Teile gibt.
»Bei Tchibo«, sagt Hilde und lässt einen Träger auf ihr Schlüsselbein flutschen.
»Ich brauche unbedingt auch einen«, sagt Svenja sofort.
»Ich auch!«, sagt Carmen. »Für das nächste Mauertraining.«
»Am besten gleich eine kugelsichere Weste«, brummelt Ella vor sich hin und schnürt ihre Schuhe zu. Carmen und Svenja klackern
mit ihren Fußballschuhen durch den Umkleideraum, als wären es Stöckelschuhe.
Nach dem Konditionstraining hocken alle auf dem Sportplatz, nur Ella federt im Stehen und hüpft auf der Stelle und freut sich
schon auf die Schussübungen.
Auf dem Platz sind BHs und Stöckelschuhe schnell vergessen. Ella ist richtig in Fahrt und Hilde und Carmen auch. Ballannahme
und -abgabe klappen wunderbar und Bonita zeigt ihre besten Paraden. Hinterher sind alle völlig fertig, aber zufrieden mit
sich und ihrer Leistung und die Trainer loben und loben, was das Zeug hält. Frau Wilms sagt wieder dreimal »riesig« in einem
Satz, da gucken sich Ella und Bonita an und müssen lachen.
»Ihr habt so schön miteinander gespielt, das war die reinste Wonne«, sagt Herr Kübel und betont das »miteinander«.
»Und genau so muss es sein! Denn wir sind eine Mannschaft. Wir sind die Starken, die Sieger, wir sind das Mixed-Team Victoria!«
Dann sollen sie alle aufstehen, sich anfassen und sich in einen Kreis stellen - so wie die Profis das auch machen.
»Auch beten?«, fragt der kleine Tom.
Die anderen lachen. Frau Wilms sagt: »Wenn du möchtest, kannst du auch beten.«
Ella und Bonita verdrehen die Augen. Sie stehen sich gegenüber im Kreis.
Malle tritt in den Kreis. »Was ich euch noch fragen wollte«, sagt er und guckt in die Runde. »Was haltet ihr davon, noch einmal
gegen die Südtiger zu spielen? Ich hätte große Lust dazu, damit das Gemunkel aufhört, der letzte Elfmeter wäre gar kein richtiger
Elfmeter gewesen!« Malle schaut Ella an. Ella wird rot. Sogar wenn Lino nicht da ist, macht er ihr Ärger.
»Dann werden wir es ihnen zeigen«, sagt Malle. »Ein für alle Mal!«
»Ja«, sagt Ella. »Gute Idee.«
Die anderen sind auch einverstanden. Der Kreis wird mit einem kräftigen Händedruck - von allen an alle - aufgelöst. Malle
sagt, er will noch heute Lino anrufen.
Das Spiel am Wochenende gegen die Grundschule Rickenheim gewinnt Victoria. In der Rickenheimer Mannschaft sind nur zwei Mädchen,
die waren zwar schnell und gut, aber nicht schnell genug für Victoria! 4:1!
Die Sieger und Siegerinnen steigen in den Mannschaftsbus von Heinzelmanns Farbenkiste und rufen dreimal: » Vic-to-ri-a! « Total erschöpft, aber glücklich hängen sie in den Sitzen; Beine baumeln über die Lehnen. Knie sind grasverschrammt. Die
Reservespieler mussten ihnen vorhin die Fußballschuhe ausziehen, so fertig waren sie vom Kämpfen.
Jedes Mal wenn sie an einer Ampel halten, kommt es Ella vor, als schauten die Leute auf der Straße zu ihnen in den Bus empor,
zu den Spielern und Spielerinnen in den roten Trikots.
Am Montag sind sie sogar in der Zeitung. »Victoria schießt sich nach vorn!«, steht da übereinem Mannschaftsfoto, auf dem Ella in der ersten Reihe zu sehen ist, lässig, einen Fuß auf den Ball gestützt, wie ein Tropenheld,
der gerade einen Tiger erlegt hat.
Lino tut so, als hätte er den Artikel nicht gesehen, dabei hat Ella
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