Wild auf Fußball
Fußballern reintut.
»Und wen findest du toll?«
»Kaká, Lukas Podolski, Klose, Messi, Mesut Özil ...« Den Schönling Cristiano Ronaldo verschweigt sie.
»Und Ronaldinho von AC Mailand?«
Als wenn Ella nicht wüsste, wo Ronaldinho spielt.
»Nö«, sagt Ella. »Der ist mir viel zu eingebildet.«
»Eingebildet? Du hast sie ja nicht mehr alle. Ronaldinho doch nicht! Der ist das reinste Naturtalent.«
»Aber er hat so lange Zähne, damit sieht er aus wie ein Osterhase.«
Bonita lacht. »Aber er spielt doch nicht mit den Zähnen Fußball!«
»Wer weiß, wie oft der schon in den Ball gebissen hat, so wie der aussieht«, sagt Ella.
»
Sehr
komisch«, sagt Bonita. »Ronaldo ist DER Spieler. Er trickst jeden aus mit seinen Übersteigern. Der kann Zickzack übern Ball
laufen! Sag bloß, das hast du noch nicht gesehen?«
»Klar habe ich das gesehen«, sagt Ella. Dass sie das selber übt, verrät sie natürlich nicht.
»Außerdem kann er mit links und rechts schießen.«
»Für die 6,5 Millionen, die er jedes Jahr verdient, sollte das eine Selbstverständlichkeit sein!«
Bonita kichert. »Du redest wie ...«
»... wie wer?«
»Ich weiß auch nicht, aber irgenwie komisch. Kommt das von deinem Stubenarrest? Ist dir langweilig, willst du gern sticheln?«
Ella merkt, wie sie heiße Ohren bekommt, ihr Gesicht wird auch heiß, dann ist sie bestimmt knallrot. Zum Glück kann Bonita
das nicht sehen.
»Meine kleine Schwester fängt auch immer an zu sticheln, wenn ihr langweilig ist«, sagt Bonita. »Undmeine große Schwester zieht sie dann damit auf. Übrigens hat die mir letztens echt coole Fußballbilder mitgebracht. Kann ich
dir ja mal zeigen.«
Ella beißt sich auf die Lippen. Über Bonitas Familienkonstellation möchte sie jetzt eigentlich nichts hören. Sie hat nicht
so tolle Schwestern wie Bonita. Sie hat überhaupt keinen, der ihr Fußballbilder mitbringt.
»Ella? Bist du noch da?«
»Ja«, schnauzt Ella. »Aber ich muss jetzt Schluss machen ...« Sie möchte jetzt lieber wieder mit den Wohnzimmerkissen kicken.
»Übrigens, wegen der Mathearbeit ...«, sagt Bonita.
Jetzt fängt die schon wieder mit Mathe an!
»Och«, sagt Ella. »Irgendwie schaff ich das schon.«
»Klar«, sagt Bonita. »Du schaffst ja alles.«
Ella hat jetzt genug geredet. Sie möchte das Telefonat gern beenden. Nachdem sie aufgelegt hat, ist sie erst froh, Bonita
abgewimmelt zu haben, aber so ganz glücklich ist sie damit doch nicht. Und wieso meint Bonita, dass sie alles schafft? Sollte
das ein Scherz sein? Macht sie sich etwa über sie lustig?
Ella bringt das Foto von Malle zurück in ihr Zimmer, steckt es tief unten in die Fußballmappe. Dann wirft sie sich aufs Bett
und beißt ins Kissen. Das ist immer noch besser, als zu heulen.
Nach vier Tagen ist Ella fertig mit der Welt, am Boden zerstört, bereit, alles zu tun, nur um nachmittags nicht mehr eingesperrt
zu sein. Aber der Preis ist hoch. Mama und Papa verlangen, dass sie sich mit Lino verträgt, unter Zeugen. Mama und Papa stehen
bereit. »Von mir aus«, sagt Ella und reicht Lino die Hand, ohne ihn anzugucken. Er nimmt sie kurz, drückt sie und lässt sie
fallen.
Als Ella nach der Schule wieder über den Sportplatz schlendert, ist es, als würde sie das erste Mal Mittagssonne schnuppern!
Der Rasen duftet, Vögel zwitschern, Autos hupen. Sie steht wieder mitten im Leben und muss vor Freude erst mal eine Runde
rennen. Fast wäre alles wieder in Butter, wenn sie morgen nur nicht die Mathearbeit schreiben würden. Die hat sie nämlich
ganz verschwitzt, obwohl Bonita sie ja vorgestern noch darauf angesprochenhat. Aber vielleicht kann sie am Abend noch ins Buch gucken.
Am Abend ist aber ausgerechnet ein wichtiges Fußballspiel im Fernsehen: Real Madrid gegen FC Liverpool, Champions League,
Achtelfinale. Das muss sie sehen, da spielt Fernando Torres mit. El Niño, wie er genannt wird, möchte sie unbedingt mal wieder
sehen, der ist so süß und der absolute Top-Stürmer. Lino findet den auch gut, schon allein wegen seinem Killerinstinkt. El
Niño weiß, wo er zu stehen hat, und ist eiskalt vor dem Tor.
Brrrrrrr. Ella bekommt jetzt schon eine Gänsehaut, wenn sie nur an seinen Schuss denkt. Papa guckt um die Ecke und sagt, Ella
solle sich doch eine Jacke holen, wenn ihr kalt sei, nicht dass sie sich noch erkälte.
»Mir ist nicht kalt, Papa.«
Mama kommt und fragt: »Wem ist kalt? Ella?- Wie kann dir denn bei der
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