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Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Titel: Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag , Lynn Vincent
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Als „Homeschooling“-Schüler wurden wir zwar zu Hause, aber auch regelmäßig in „Homeschool“-Gruppen zusammen mit anderen Kindern unterrichtet. Viele von ihnen waren sehr kontaktfreudig, selbstbewusst und neben der Schule in Sport- und anderen Vereinen aktiv. All das lag mir nicht. Ich war von Natur aus schüchtern, eher eine Einzelgängerin. Ich verbrachte meine Zeit lieber mit meinen Tieren.
    Es begann mit dem Huhn. Unser Nachbar hatte uns ein Küken geschenkt, und mein Vater nannte es „Gertrude“. Es dauerte nicht lange und wir hatten einen ganzen Hühnerhof, denn Papa brachte eines Tages aus dem landwirtschaftlichen Genossenschaftsladen eine Kiste voller niedlicher, flaumiger Küken mit. Ich war hin und weg. Wir hatten auch zwei Hunde, Australische Treibhunde namens Sandy und Lacy, ein paar süße Zwergkaninchen und ein riesiges Rex-Kaninchen, das so groß war wie ein Kleinkind.
    Dann kamen die Truthähne, sechs Stück an der Zahl. Inzwischen war ich Mitglied in einer Vereinigung der amerikanischen Landjugend, und als meine Gruppenleiterin ein neues Zuhause für ihre Truthähne suchte, weil ihre Tochter sich nicht um die Vögel kümmerte, sagte mein Papa: „Kein Problem, wir nehmen sie.“
    Bald hatten wir eine richtige Farm in unserem Vorstadtgarten, mit Kaninchen, Hunden und Federvieh. Die Nachbarn müssen gedacht haben, nun wären wir völlig abgedreht. Als mein Papa uns die Truthähne aufhalste, hielt ich ihn erst für verrückt. Doch dann kam ich auf die Idee, mit den Vögeln bei Wettbewerben auf Landwirtschaftsausstellungen teilzunehmen, und stellte fest, dass Truthahnzüchter bereit sind, für prämierte Tiere hohe Preise zu bezahlen. Ich habe keine Ahnung, was ein prämierter Truthahn heute so einbringt, aber ich weiß noch, dass ich damals für den ersten $ 500, für den zweiten $ 600 und für den dritten $ 1.200 bekam! So kam es, dass ich als Dreizehnjährige stolze $ 2.300 auf dem Konto hatte.
    Ein Jahr später erfüllte ich mir mit dem Truthahngeld den Traum vom eigenen Pferd. Mama und Papa hatten gehört, dass in der Nähe ein ehemaliges Turnierpferd zu verkaufen war. Also fuhren wir hin. „Czar“ war ein eleganter Brauner, ein Warmblut mit russischem Arabereinschlag und seidiger, langer Mähne. Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir konnten ihn bei Nachbarn unterstellen, die zwei eigene Pferde und eine Koppel mit Offenstall hatten. Ich ging jeden Tag rüber, um Czar zu versorgen und zu striegeln, und ritt ihn ungefähr jeden zweiten Tag. Manchmal ließ ich auch meine kleinen Geschwister auf ihm reiten.
    In unserer Vorstadtsiedlung, wo wir leben, ist ein Pferd auf der Straße kein alltäglicher Anblick. Zum Glück ist Czar ein gutmütiges Tier und absolut verkehrssicher. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, wenn ich mit ihm, meistens ohne Sattel, durch die Siedlung trottete. Es schien ihn nicht im Geringsten zu stören, wenn Autos hupten, rückwärts aus der Einfahrt fuhren oder wenn Kinder hinter uns herliefen und lautstark „Ein Pferd! Ein Pferd! Darf ich auch mal reiten?“ riefen.
    Alles in allem – unsere Familie, unser Segeltörn, meine Tiere und meine Zeit bei der Landjugend – eine perfekte Kindheit. Trotzdem war da diese Unruhe in mir. Sie wurde von Jahr zu Jahr größer und ich hatte manchmal das Gefühl, auf der Stelle zu treten.
    Als ich dreizehn war, nahm mein Papa mich gern mit, wenn er Boote überführen musste. Und zwar nicht mit dem Anhänger, sondern auf dem Seeweg, von einem Hafen zum nächsten. Das war für mich immer das Größte.
    Und – egal, wie groß das Haus und wie klein die Boote waren – in festen Häusern fühlte ich mich zunehmend eingesperrt. Ich vermisste die Weite des Meeres. Das Meer war mein Zuhause.
    In dem Jahr sagte ich zu meinem Vater, dass ich eines Tages allein um die Welt segeln würde. Es wunderte mich nicht, dass Papa nicht gleich vor Freude in die Luft sprang. Schließlich gibt es mehr Leute, die im Weltraum waren, als solche, die den Globus per Segelboot im Alleingang umrundet haben. Aber er nahm mich ernst und hielt das Ganze nicht bloß für eine fixe Idee.
    „Mal sehen, was noch aus dir wird“, sagte er nur.

2 A BBYS T RAUM
Marina del Rey und Thousand Oaks, Kalifornien, 2006
    Als ich dreizehn war, musste mein Papa eines Tages zwei Boote auf einmal überführen, von Ventura Beach nach Marina del Rey (ein Stadtteil von Los Angeles, benannt nach seinem Jachthafen). Zuerst wollte ich wieder bei ihm mitsegeln, aber am Ende

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