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Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Titel: Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag , Lynn Vincent
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Kraftquelle sein kann. Er selbst hatte solche Situationen erlebt, in denen es um Leben und Tod ging. Bei denen Sachkenntnis und Improvisationsgabe nichts nützte und die ganze Hightech-Ausrüstung versagte. Und er wusste: Das Meer kennt keine Gnade, es raubt einem das Letzte – alles, was bleibt, ist die Gnade des Schöpfers.
    Der Ozean und seine Geheimnisse hatten Laurence schon immer fasziniert. Obwohl die Erde zu 70 Prozent mit Wasser bedeckt ist, bekommen nur wenige Menschen diesen Teil unseres Planeten zu sehen. Und es gibt noch viele unberührte Inseln, die nur auf dem Seeweg zu erreichen sind und auf die niemand seinen Fuß setzt, der nicht bereit ist, dafür die unendlichen blauen Wassermassen zu überqueren.
    Für Laurence war der Ozean in seiner unendlichen Vielfalt fast wie ein lebendiges Wesen. Er spürte, dass das Meer lebt. Nicht nur als Lebensraum für Fische und andere Meerestiere, sondern in vieler Hinsicht. Was wäre unser Wetter ohne das Meer? Das Meer ist die Wiege der Hochdruckgebiete und der Stürme. Neunzig Prozent aller vulkanischen Aktivität gehen vom Meeresboden aus. Im Meer leben nahezu zweihunderttausend identifizierte Tier- und Pflanzenarten, doch Wissenschaftler sind der Meinung, dass es noch mehr als dreimal so viele gibt, die bis heute unentdeckt sind.
    Auch der längste Gebirgszug der Welt ist auf dem Meeresgrund zu finden: der mittelozeanische Rücken. Er ist mit 60.000 km der längste zusammenhängende Gebirgszug der Erde, der sich um den ganzen Globus zieht, vom Nordpolarmeer bis zum Atlantik, entlang der Küsten Afrikas, Asiens und Australiens und quer durch den Pazifik bis zur nordamerikanischen Küste. Er ist vier Mal länger als der Himalaja, die Rocky Mountains und die Anden zusammen.
    Im Meer liegt auch das größte, von der Natur geschaffene Bauwerk der Erde – das Great Barrier Reef vor der Küste Australiens. Es ist das größte Korallenriff unseres Planeten, mit einer Länge von gut 2.300 km, und ist sogar auf Satellitenbildern aus dem Weltraum zu erkennen.
    Aber trotz aller Faszination und Schönheit des Ozeans verlor Laurence Sunderland nie den Respekt vor dem Meer. Es war eine Art Hassliebe. Manchmal kostete er beim Segeln jede salzige Welle aus, die über ihm zusammenschlug, und manchmal wünschte er, er hätte nie einen Fuß auf ein Boot gesetzt.
    Solche und ähnliche Gedanken rasten ihm im Zeitraffertempo durch den Kopf, als er mit Abby an jenem Abend auf dem kalten, zugigen Dock stand. Aber er ließ es sich nicht anmerken. Stattdessen sah er seine Tochter an und sagte mit leicht ironischem Unterton: „Na, willst du jetzt immer noch um die Welt segeln?“
    Sie strahlte ihn an und nickte. „Gib mir ein Boot“, sagte sie. „Dann kann’s losgehen.“

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W ILD E YES
Ostküste und Ensenada, Mexiko, 2009
    Am 19. Oktober 2009, meinem sechzehnten Geburtstag, war es so weit: Die
Wild Eyes
gehörte jetzt offiziell mir! Wir hatten den Preis auf 90.000 Dollar runterhandeln können und der Augenblick, in dem mein Papa den Kaufvertrag unterschrieb, war der aufregendste Moment in meinem bisherigen Leben.
    Früher hatte ich immer gedacht, Träume sind bloß Luftschlösser und gehen im wirklichen Leben sowieso nicht in Erfüllung. Dann startete mein Bruder zu seiner Weltumsegelung und es war toll zu erleben, wie viele Menschen Anteil an seinem Abenteuer nahmen. Dass er es schaffte, machte mir Mut, dass ich es auch schaffen konnte. Und jetzt hatte ich die
Wild Eyes
. Nun konnte der Traum Wirklichkeit werden.
    In Newport in Rhode Island checkte Papa das Boot durch, um zu sehen, was alles getan werden musste. Es sah so aus, als bräuchten wir die
Wild Eyes
nicht vor Ort komplett zu überholen, sondern könnten sie an die Westküste transportieren. Dafür gab es mehrere Möglichkeiten: entweder per Lkw quer durch die USA oder per Schiff. Doch wenn wir unseren Zeitplan einhalten wollten, gab es nur einen Weg: Wir mussten das Boot notdürftig seeklar machen und nach Fort Lauderdale in Florida segeln. Von dort würde ein Frachtschiff die
Wild Eyes
durch den Panamakanal nach Ensenada in Mexiko bringen.
    Papa installierte nagelneue Batterien, überholte die Generatoren und reparierte die Funk- und Kommunikationsanlage.
    Als wir fertig waren und in Newport auf besseres Segelwetter warteten, lernten wir einen norwegischen Skipper kennen, einen kurzbeinigen, abenteuerlich aussehenden kleinen Mann mit langem Bart wie ein Wikinger. Er lud uns ein, auf seinem Boot

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