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Wild (German Edition)

Wild (German Edition)

Titel: Wild (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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zu funkeln und waren auf einmal tief, als hätte sich ein flaches buntes Plättchen unversehens in ein faszinierendes dreidimensionales Bild verwandelt.
    »Na, hast du Schiss?«, fragte er mich, und sein neues, gefährliches Lächeln brachte meine Haut überall zum Prickeln. Hinter ihm tauchten Moon und Jupiter auf. Seine Wangen glühten vor Aufregung.
    »Warum habt ihr denn eure ganze Klasse mitgebracht?«, wollte Star wissen.
    »Ich bin der beste Schauspieler«, erklärte Jupiter stolz. »Oh Mann, das wird ein Auftritt!«
    Star blinzelte verwirrt.
    Moons Augen glänzten voller Vorfreude. »Ich habe meine künstliche Träne mitgebracht. Und einen Beutel Theaterblut. War ganz leicht, das aus der Aula mitgehen zu lassen.«
    »Hör mir gut zu, Star«, sagte Lucky. »Wir müssen sehr schnell sein, deshalb alles Wichtige jetzt schon. Wir gehen alle zusammen ins Genesungshaus, und Jupiter wird so tun, als ob er einen Unfall hatte. Moon wird laut schreien und heulen, damit alle Helfer losstürmen, um das Problem zu lösen. In der Zwischenzeit, wenn alle abgelenkt sind, rennen wir zum Fahrstuhl und fahren hoch zu Phil.«
    Das war mein Anteil an unserem Plan.
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber ich weiß doch nicht mal, in welchem Zimmer er liegt. Die haben uns nur gesagt, dass er hier ist. Und dass wir uns nicht mit seinem Anblick belasten sollten. Mama und Papa fanden das okay so. – Als wenn sie irgendetwas belasten würde«, fügte sie bitter hinzu.
    »Das ist kein Problem, das hat Merkur schon für mich rausgefunden. Er hat sich in die Gästeliste gehackt.«
    Darauf war Lucky gekommen – Merkur war ein Genie, wenn es um Computer ging.
    Unsere ursprünglichen Ideen waren viel abenteuerlicher gewesen. Mit dem Seil hinten an der Genesungshausfassade hochklettern und durch den Lüftungsschacht hinein. Irgendetwas wie aus dem Fernsehen. Uns beiden war danach, etwas zu tun, das in einen Film gepasst hätte, aber schließlich hatten wir uns auf diese harmlosere Variante geeinigt. Moon und Jupiter wussten natürlich nicht, wie ernst die Sache für Star war. Meine beste Freundin war nur von der Idee begeistert, in der Öffentlichkeit eine Theaternummer durchzuziehen, und Jupiter wäre ihr überall hin gefolgt.
    »Alle bereit?«
    Luckys Blick bewirkte, dass meine Knie wackelig wurden. Es war, als wäre ich in eine neue Art von Wolke eingetaucht, durch die pausenlos Blitze zuckten, in der meine Nerven bis zum Zerreißen angespannt waren. Die Luft schien zu vibrieren.
    »Dann los.«
    Vor dem Genesungshaus inszenierten wir den kleinen Unfall. Jupiter stolperte auf der Treppe vor dem Eingang und wälzte sich im Theaterblut, dann schleppten wir ihn durch die Drehtür, die viel zu schnell eingestellt war für benebelte Neustadtbewohner, und stolperten durch die mit künstlichen Pflanzen aufgehübschte Eingangshalle. Moons Schluchzen sorgte für reichlich Aufmerksamkeit.
    »Jupiter!«, heulte sie. »Oh Jupiter, verlass mich nicht! Oh, das viele Blut! Ich kann doch gar kein Blut sehen!«
    Sofort stürzten aus allen Türen weißgekleidete Helfer herbei, und sogar die freundliche Dame am Empfang beugte sich über den Tresen, um nichts zu verpassen. Zu dritt rannten wir durchs Foyer zu den Aufzügen. Moon hatte uns den Weg beschrieben; sie kannte sich im Genesungshaus aus, weil sie wegen ihrer Nasenkorrektur hier gewesen war.
    »Zimmer 418«, sagte Lucky, und der Lift schoss in die Höhe.
    »Wollten eure Freunde nicht wissen, was wir hier machen?«, fragte Star.
    »Moon liebt Streiche«, erklärte ich. »Also kein Grund zur Sorge.«
    »Aber kam es ihnen nicht komisch vor?«
    »Ja, ein bisschen schon«, meinte Lucky. »Doch das Gute ist, es ist allen egal. Hauptsache, sie haben Spaß dabei.«
    Mit einem leisen Sirren öffnete sich die Lifttür im vierten Stockwerk. In diesem Flur war es merkwürdig still. Während man sich unten im Foyer noch hätte einbilden können, in einem Hotel zu sein, war die Atmosphäre hier durch den glänzenden Bodenbelag und die in einem kalten Weiß gestrichenen Wände fremd, fast unheimlich, und es roch komisch.
    Eine Genesungshelferin in weißer Tracht kam uns gut gelaunt summend entgegen. Sie warf uns einen irritierten Blick zu, also lächelten wir sie übertrieben fröhlich an und gingen einfach weiter.
    »He!«
    Wir drehten uns um. Die Helferin war stehengeblieben. »Was macht ihr eigentlich hier?«
    »Wir besuchen einen Schulfreund, im Auftrag unseres Lehrers«, sagte ich rasch, bevor einer der anderen

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