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Wild (German Edition)

Wild (German Edition)

Titel: Wild (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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auf seiner Kleidung prangten noch zahlreiche Flecken. Theaterblut.
    »Herzlichen Dank für diese lustige Vorstellung!«, rief einer der Genesungshelfer. »So eine wunderbare Aufführung hatten wir hier noch nie!«
    Während Jupiter vor Aufregung fast umkippte, lächelte Moon geheimnisvoll und fasste ihn bei der Hand. »Wir müssen los. Auf Wiedersehen!«
    Gleichzeitig erreichten wir alle die Drehtür und liefen eifrig winkend nach draußen.
    Hinter uns ragten die vielen Stockwerke des Genesungshauses in den dunkelblauen Himmel, und vor uns surrte die Straßenbahn vorbei. Was sonst wie ein einziger Brei aus Geräuschen und Farben um mich herumgewabert hatte, faszinierte mich jetzt mit seiner Schärfe. Alle meine Sinne waren wach, waren begierig, mehr zu sehen, zu hören, zu fühlen. Das alles war neu für mich. Ich hatte nicht gewusst, in was für einer Stadt wir lebten, was Neustadt wirklich war. Nichts hatte ich gewusst.
    »Pi? Pi, hör auf zu träumen! Wir müssen hier weg.«
    »Was für ein wunderbares Publikum«, sagte Moon. »Die konnten auch richtig würdigen, wie schön Jupiter gestorben ist. Wir haben erst den Unfall gespielt und dann Romeo und Julia und dann Ein Schüler stürzt vom Gerüst , unsere eigene Improvisation.«
    Ich fühlte mich immer noch völlig benommen, doch aus den Augenwinkeln bemerkte ich eine Bewegung am Ausgang des Genesungshauses. Ein paar weiß gekleidete Helfer, die sich umsahen und auf uns zeigten. Vielleicht waren es aber auch Wächter; nie zuvor war mir aufgefallen, dass beide Berufsgruppen nahezu identische Uniformen trugen.
    »Und was jetzt?«, fragte Moon. »Gehen wir ein paar Cocktails trinken?«
    »Ja«, sagte ich. »Gute Idee.«
    Nur ein, zwei Straßen weiter befand sich das kleine, aber feine Einkaufsviertel von Bezirk Vier, wo es um diese Zeit von Jugendlichen wimmelte. Wenn es uns gelang, in der Menge unterzutauchen …
    Ich warf einen Blick zurück über meine Schulter. Die beiden Wachleute waren ein gutes Stück zurückgefallen. Neben mir japste Jupiter nach Luft.
    Da waren schon die Cafés, die Bänke, die künstlichen Bäume. Wir mischten uns in den Strom der jungen Leute – die sportlichen Angeber, die auf ihren Boards herumkurvten, die Verrückten, die auf Spiralfedern sprangen, oder die aufgetakelten Mädchen, die ihnen dabei zusahen.
    »Sieh nach vorn«, sagte Lucky. »Immer nur nach vorne.«
    Wir schlängelten uns durch die Menge und blieben schließlich vor den bunten Auslagen unseres Lieblingscafés stehen. Mit brennenden Augen versuchte ich in der spiegelnden Schaufensterscheibe unsere Verfolger zu erkennen.
    »Sie sind weg, glaube ich«, meinte Star. »Und wir haben den kleinen Dicken verloren.«
    Auf einmal war mir danach, wie irrsinnig zu kichern.
    Die Getränke waren bunt, süß und gesund. In der Flüssigkeit wirbelten blaue und grüne Schlieren durcheinander, und Düfte wie aus einem Traum kitzelten mich in der Nase. Mir war übel. Keinen einzigen Schluck von dem Zeug würde ich heute über die Lippen bringen. Angewidert schob ich das Glas beiseite.
    Moon rührte versonnen in ihrem Cocktail. Die Verfolgungsjagd hatte sie weder zum Schwitzen gebracht noch ihre Frisur zerstört. Ihr Haar glänzte seidig im weißlichen Licht der Lampen. »Vielleicht sollte ich mal wieder was korrigieren lassen«, meinte sie. »Die sind dort alle so nett im Genesungshaus. Aber ich möchte ungern das nächste Abenteuer verpassen.«
    Lucky ignorierte sie und rückte ein bisschen näher an mich heran. »Was hat der Junge gesagt?«
    »Dass er Phils Herz bekommen soll«, antwortete ich leise. »Die Ärzte haben ihn bereits aufgegeben, verstehst du? Sie geben Marty das Herz.«
    Luckys Gesicht wurde grau. »Aber sie können doch nicht einfach …« In atemloser Wut ballte er die Fäuste.
    »Das ist noch nicht alles. Hast du gehört, was er seinem Besucher erzählt hat? Sie haben Marty absichtlich das Bett neben Phil gegeben. Das war die Idee seines Vaters! Wie grausam ist das denn? Was sind das nur für Leute? Und …«
    Ich zögerte. Sollte ich es aussprechen oder nicht? Was brachte es? Aber die ohnmächtige Wut in mir, die ich in Luckys Augen gespiegelt sah, trieb mich dazu. »Marty hatte Angst.«
    »Das hätte ich auch«, knurrte er, »wenn jemand anders für mich sterben müsste.«
    »Verstehst du nicht? Angst. Richtige Angst. Todesangst!«
    »Du meinst, er hatte Gefühle ? Aber der neue Mensch …« Er verstummte erschrocken.
    Der Gedanke war undenkbar … und doch. Alle

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