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Wild (German Edition)

Wild (German Edition)

Titel: Wild (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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hatte nur dabei gestanden und Angst gehabt, Lucky könnte etwas zustoßen.
    »Bei Kids-for-freedom kann man immer Zimmer zum Übernachten mieten«, stellte Moon richtig, während sie schon die Stufen zur Eingangstür hochmarschierte. »Schon wegen der Kundinnen aus Glücksstadt, die mit dem Flieger hier sind und ein ganzes Wochenende bleiben.«
    »Und um Mitternacht Lust auf Socken haben«, fügte ich hinzu.
    Lucky zuckte die Achseln, aber so wie ich folgte er Moon brav ins Gebäude. Orion zögerte, und ich dachte schon, er würde davonrennen, um sein eigenes Ding durchzuziehen, aber dann straffte er sich, setzte eine ausdruckslose Miene auf und kam doch mit.
    Die Eingangshalle war eine gewöhnungsbedürftige Mixtur aus lavendelfarbenen Wänden und Stahlelementen. Am Tresen lächelte eine uniformierte Empfangsdame uns gewohnheitsmäßig entgegen. Als Moon entschlossen auf sie zutrat, verrutschte ihr professionelles Lächeln, einen Moment lang wirkte sie irritiert.
    »Guten Abend«, grüßte Moon.
    »Äh, guten Abend, Nova. Es ist mir eine Ehre.«
    Moon freute sich sichtlich über die respektvolle Anrede. Der Titel »Neo« sowie das weibliche »Nova« waren den herausragenden Vertretern des neuen Menschen vorbehalten. »Oh danke, meine Liebe. Haben Sie noch Zimmer frei?«
    »Sie belieben zu scherzen, Nova.« Die junge Frau, die ihr bernsteinbraunes Haar wie eine Kappe trug, blinzelte verstohlen zu uns herüber. »Benötigen Sie ein Appartement für vier oder zwei Doppelzimmer?«
    »Was kostet das denn?«
    »Oh nichts. Für Sie natürlich nichts, Nova.«
    Jetzt war es an Moon, verwirrt zu sein. »Wirklich?«
    Auch das Zwinkern der Empfangsdame stimmte sie ratlos, aber Moon wäre nicht Moon gewesen, wenn sie sich das hätte anmerken lassen. »Umso besser. Dann nehmen wir das Appartement. Muss ich … ich meine, können wir … ich will nicht, dass meine Eltern davon erfahren«, sagte sie leiser. »Wenn wir unsere Namen irgendwie raushalten könnten …«
    »Aber selbstverständlich, Nova.« Erneutes Zwinkern.
    Die junge Dame händigte Moon die Schließkarte aus. »Möchten Sie gleich nach oben fahren?«
    Die Türen des Lifts gegenüber öffneten sich zuvorkommend. Wir stolperten hinein, wobei Orion darauf achtete, rückwärts zu gehen, sodass die Frau am Tresen den Blutfleck an seinem Rücken nicht sehen konnte.
    Erst als die Türen sich schlossen, begann Moon haltlos zu kichern. »Versteht ihr das? Ich schätze mal, hier kommen öfter Kids her, die ihr ganzes Geld ausgeben, gegen den Willen ihrer Erzeuger. Wenn ich nur vorher gewusst hätte, dass es so einfach ist …«
    Im grellen Schein der Liftbeleuchtung bemerkte ich den Schweiß auf Orions Stirn. Trotzdem lächelte er meiner Freundin zu. »Es war eine gute Idee, auf Namen zu verzichten.«
    »Gern geschehen.« Sie nickte zufrieden. »Und hier sind wir schon.«
    Der mit weichem Teppich ausgelegte Flur führte uns um ein paar Ecken zu der Tür mit der Nummer 3108.
    Moon seufzte vor Glück, als das riesige Appartement vor uns lag – ein plüschiger Traum in Lavendel. Die Fensterfront schenkte uns einen grandiosen Blick auf die umliegenden Häuser, die beiden Doppelbetten befanden sich in zwei getrennten Räumen, eins ein halbes Stockwerk höher, durch eine gewundene Treppe erreichbar. Es duftete dezent nach Zitrone.
    »Da«, sagte Moon. »Ein Friedrichs-Bild, ist das nicht fantastisch? Deine Familie ist berühmt, Pi.«
    Tatsächlich, das Gemälde im Wohnraum stammte aus der Früchtekorb-Serie meiner Mutter.
    Die beiden Jungen hielten sich nicht damit auf, die Einrichtung zu bewundern.
    »Wir müssen was gegen die Blutung unternehmen«, sagte Lucky sofort, doch Orion hatte keine Zeit dafür. Kaum hatte er das Appartement betreten, hastete er schon ans Fenster.
    »Man sieht die Straße nicht von hier aus.«
    »Glaubst du, wir werden immer noch verfolgt?«
    »Jedenfalls möchte ich nicht überrascht werden. Du siehst nach, ob jemand mit dem Aufzug hochkommt, Moon. Pi, kontrolliere bitte das Treppenhaus. Ich brauche ein Fenster zur anderen Seite hin, dazu muss ich in eins der Zimmer gegenüber. Und du, Lucky, kannst herausfinden, ob es einen Aufgang zum Dach gibt. Von dort müsste man einen guten Ausblick auf die Straße haben. Wenn die Empfangsdame die Wachen alarmiert hat, könnten wir möglicherweise über die Nottreppe entkommen.«
    Moon stellte sich auf die Zehenspitzen und salutierte, wie die Soldaten in den Kriegskomödien, die zu Feiertagen im Fernsehen liefen,

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