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Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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stichelte Tinsley und drückte sich an die Tür, um die Jungs mit ihrem kostbaren Nass vorbeizulassen.
    »Ach, und warum hilfst du uns dann nicht?«, flüsterte Heath unwirsch zurück. Seine Turnschuhe, die vom Regen nass waren, quietschten auf den Holzdielen.
    »Ich finde, ich habe schon mehr als genug getan.« Sie stolzierte voraus. Als sie an den Duschen vorbeikamen, hörte sie das Wasser rauschen.
    »Welche Waverly-Eule duscht denn um Mitternacht?« Heath ließ im Vorbeigehen den Blick über all die geschlossenen Zimmertüren gleiten, als ob er sich die schlafenden Mädchen dahinter nackt vorstellte. Er war jetzt nicht mehr unwirsch, er wirkte wie im siebten Himmel.
    »Niemand, der dich interessiert.« Unter der geschlossenen Tür der Nachtduscherin schimmerte Licht hervor und Tinsley stieß sie auf. Es war ein kleines Zimmer, vielleicht ehemals ein Abstellraum, und es war so ordentlich und aufgeräumt wie eine Klosterzelle. Das Bett ruhte mindestens dreißig Zentimeter über dem Holzfußboden auf riesigen Ytong-Steinen.
    »Scharf«, wisperte Heath heißer und ließ die Hände über den seidigen Bettüberwurf gleiten, auf den ein riesiges Batman-Motiv gedruckt war. Vielleicht war es auch Catwoman. Tinsley konnte mit diesem ganzen albernen Superheldenkram nichts anfangen. Heath hingegen sah aus, als wolle er sich daraufwerfen und anfangen, sich zu wälzen.
    Tinsley schlug ihm die Hand vom Bett. »Hör auf, dich an Catwoman aufzugeilen! Mach dich nützlich! Wolltet ihr nicht Fässchen verstecken?« Sie hob den Rand der Decke an und beugte sich vor, um unter das Bett zu sehen. Herrje, dieses Mädchen hatte keinerlei Besitztümer. »Leer – massig Platz für Bier.«
    »Catwoman?« Heath schnaubte verächtlich, während er sein Fass sachte auf den Boden setzte und unter das Bett schob. »Die hat eine Fledermaus auf den Titten – das ist Batgirl!«
    »Du meinst, Alicia Silverstone?« Julian schob sein Fass ebenfalls unters Bett und richtete sich wieder auf.
    Heath stöhnte. »Nein! Das war eine schlimme Verunglimpfung! Das echte Batgirl war nämlich ein Genie, eine geniale Computer-Hackerin, ein Ass in Kampfsportarten …«
    Julian und Tinsley tauschten Blicke. Tinsley packte Heath bei der Hand und zog ihn zur Tür. »Du weißt, wie gerne ich dir lausche, wenn du über Comics rumschnulzt. Nur leider ist der Batgirl-Verschnitt in der Dusche wahrscheinlich inzwischen fertig mit Schamponieren und Conditioner auftragen. Also könnten wir uns vielleicht auf das hier konzentrieren?«
    »Korrekt.« Heath schob sich zur Tür hinaus, nachdem er noch einen schmachtenden Blick auf das Bettzeug geworfen hatte. Julian sah belustigt aus. Wenn Tinsley es richtig bedachte, hatte sie schon oft diesen amüsierten Ausdruck an ihm bemerkt, als ob Julian das Leben an sich sehr unterhaltsam fand. Als sie durch den Gang zur Hintertür hinausschlichen, fiel der Schein des Mondes auf sein Gesicht. Auf einmal kümmerte es Tinsley nicht mehr, dass Heath davon träumte, sich mit der duschenden Psycho-Tante von nebenan zusammenzutun, nur damit er auf ihrer blöden Tagesdecke herumlungern konnte.
    Ihr einziger Gedanke war, den Augen von Julian ihren ersten ernsten Ausdruck zu entlocken. Auch wenn er erst in der Neunten war: Sie würde ihm den Kopf verdrehen.
     
     
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 Von: 
  JLWalsh@lockwoodwalshbarristers. com 
 An: 
  [email protected] 
 Gesendet: 
  Donnerstag, 3. Oktober, 8:12 Uhr 
 Betreff: 
  Essen 
    E,
    habe dich telefonisch zu erreichen versucht, leider vergebens. Komme nach Waverly wegen des Treuhänder-Wochenendes. Treffe dich Freitagabend im Le Petit Coq. Punkt acht. Ich reserviere für drei. Bring Callie mit. J.L.W.

6 Ein Waverly-Schüler vergisst nie, mit wem er gerade liiert ist
    Donnerstagmorgen marschierte Easy Walsh eilig über den Innenhof. Nur nebenbei bemerkte er die Pfützen, die der gestrige Regen zurückgelassen hatte und die seine braunbeige gemusterten Gola-Schuhe nur knapp verfehlten. Er war in sein Moleskin-Heft vertieft, in das er sich während Mr Wildes Unterricht immer Notizen machte, besser gesagt: machen sollte. Denn Easy machte lieber Skizzen von dem, was er vor dem Fenster von Mr Wildes Kurs entdeckte – ein überernährtes Eichhörnchen mit der Nase in einer zerknüllten Zigarettenschachtel, zwei Mädchen in ärmellosen T-Shirts beim Frisbeespielen, Heath Ferro beim Blättern in einer Zeitschrift -, als dem zu lauschen, was sein Lehrer über die

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