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Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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farblosem Unterlack, Q-Tips, Nagellackentferner. Es war wie in einem feinen Nagelstudio in New York. Zumindest kam es dem so nahe, wie das in Waverly möglich war.
    Brett hatte einen Mani-Pedi-Abend vorgeschlagen und Jenny hatte begeistert eingewilligt. Angeblich war das etwas, was Callie, Tinsley und Brett früher regelmäßig veranstaltet hatten. Jenny freute sich, Brett jetzt so nahezustehen, dass sie in die einschüchternd großen Fußstapfen der anderen treten durfte. Sie hatte allerdings den Verdacht, dass die Mani-Pedi-Abende der drei nie so harmlos gewesen waren. Nach allem, was sie mitbekommen hatte, war immer Rivalität mit im Spiel gewesen und der heimliche Wunsch, sich gegenseitig auszustechen. Jede hatte versucht, cooler und stylischer zu sein als die anderen, und selbst Brett war manchmal wie besesssen davon gewesen, Tinsley und Callie zu übertrumpfen.
    »Äh, Malibu ist ein bisschen zu abgefahren für mich.« Jenny rümpfte die Nase beim Anblick der metallisch glitzernden blauen Flasche. »Blaue Nägel, das passt, glaube ich, nicht zu mir.« Ihre Zehen, die unbequem in einem Zehentrenner aus Schaumgummi steckten, hatte sie in leuchtendem Kirschrot lackiert. Vanessa Abrams, die Highschool-Freundin ihres Bruders Dan, die jetzt in Jennys altem Zimmer in dem Apartment ihres Vaters wohnte, war eher der Typ Mädchen, der sich punkigen Nagellack leisten konnte. Zu den abrasierten Haaren und den Grufti-Klamotten würden blaue Fingernägel sicher fast normal aussehen. Allerdings stand Vanessa nicht unbedingt auf Pediküre.
    »Ich dachte, Künstler seien so wagemutig«, zog Brett sie auf. Sorgsam darauf bedacht, ihren noch feuchten Unterlack nicht zu verwischen, drückte sie Jenny das Fläschchen in die Hand.
    Jenny drehte es zwischen den Fingern. Manchmal war sie schon eine rechte Langweilerin. Also: Warum nicht mal was Neues wagen? »Glaubst du, dass er nachts leuchtet?«
    »Das solltest du vielleicht mal mit Easy allein ausprobieren.« Brett hatte sich den blauen Lack bereits auf die Fußnägel gepinselt und ließ vergnügt die Zehen tanzen.
    »Wir wollen morgen Abend zusammen essen gehen«, erzählte Jenny, während sie den winzigen Pinsel auf den Daumennagel drückte und zusah, wie sich der Lack verteilte. Er war überhaupt nicht so punkig schwarzblau, eher brombeerfarben und gar nicht übel. »Ich bin schon ganz kribbelig. Ich hab die letzten Tage nicht viel von ihm gesehen.«
    »Und wie viel von Easy willst du sehen?«, fragte Brett anzüglich und schüttelte eine Strähne ihres knallroten Haars aus dem Gesicht.
    Genau in diesem Moment ging die Tür auf und Callie stolzierte herein. Sie trug ein irres hellblaues Michael-Kors-Kleid und hellbraune Jimmy-Choo-Slingpumps, die noch nicht einmal auf den Modeseiten der Vogue erschienen waren. Jenny und Brett tauschten Blicke, aber Callie gab vor, nicht gehört zu haben, dass eben der Name ihres Ex gefallen war. Sie versetzte Jenny einen mächtigen Schreck, indem sie ihr sogar direkt ins Gesicht sah. Nicht gerade mit einem Lächeln, aber auch nicht mit dem alten Du-existierst-für-mich-gar-nicht-Blick, mit dem sie Jenny bedacht hatte, seit sie wusste, was da mit Easy lief. War die Eiszeit zu Ende? Taute Callie allmählich auf?
    »Hey, Cal«, grüßte Brett freundlich. Callie stöckelte um die beiden Mädchen herum an ihren Schrank. »Toll, das Kleid und die Schuhe. Neu?«
    Callie riss ihre Schranktür auf und blieb tief in Gedanken stehen, als ob sie Brett nicht gehört hätte. »Was?«, fragte sie einen Augenblick später. Mit einer gleitenden Bewegung zog sie das Kleid über den Kopf und warf es achtlos über die Stange in Tinsleys altem Schrank, den sie mit Beschlag belegt hatte, kaum dass Tinsleys Sachen nach unten gebracht worden waren. »Ach so, ja, ja. Neu.«
    Brett und Jenny sahen sich wieder an. Jenny riss die braunen Augen auf und bewegte stumm die Lippen: »Alles ist neu!« Brett nickte und machte ein besorgtes Gesicht. Callie war bekannt dafür, Unmengen Kohle zu verpulvern, wenn sie niedergeschlagen war. Letztes Jahr hatte sie nach einer verpatzten Chemieprüfung das Limit ihrer Visa-Platinum-Karte bei Saks.com überschritten, obwohl ihr Limit jenseits von Gut und Böse lag. Jenny beobachtete, wie Brett den Blick über die Stapel von Schuhschachteln gleiten ließ. Genug, um ein ganzes Dorf aus Kartons zu bauen. Hätte Jennys anarcho-kommunistischer Vater diese Stapel gesehen, hätte er den Kopf geschüttelt und etwas Bissiges über auffälliges

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