Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
Vom Netzwerk:
Nacht, und kaum war die Sonne untergegangen, kam die Party auf dem Dach in Schwung. Tinsley hatte das Fass den ganzen Tag im Auge behalten, darauf geachtet, dass es im Schatten stand, und das Eis im Kühler nachgefüllt. Als sie jetzt auf dem Dach stand – in Gold-Metallic-Lederstiefeln von Giuseppe Zanotti, einem cremefarbenen Seidenrock von Gold Hawk mit handgehäkeltem Saum und einem schlichten Shirt -, fühlte sie sich… friedlich. Was so viel bedeutete wie: Ihr war sterbenslangweilig. Das verbotene Dach von Dumbarton war überraschend öde. Die Backsteinbalustrade versperrte den Mädchen den Blick in alle Richtungen, außer auf einige olle hohe Bäume, deren leuchtend buntes Laub majestätisch wirkte. Majestätisch öde.
    Sage und Celine hatten ein halbes Dutzend Plastikstühle aus dem Keller heraufgeschafft. Tinsley ließ sich gelangweilt auf einem nieder und nippte an ihrem kalten Bier. Bis auf Callie waren alle Mädchen der Café Society anwesend. Dass die zwergenartige Jenny Humphrey und die zickige Brett auch einmal zur Gruppe gehört hatten, war ihr beinahe schon entfallen. Beinahe . Es ärgerte Tinsley, dass es Brett Messerschmidt anscheinend nichts ausmachte, ausgeschlossen worden zu sein. Sie hatte erwartet, dass jedermann in Waverly ihre ehemalige beste Freundin schneiden würde, nachdem sich herumgesprochen hatte, dass sie auf Tinsley Carmichaels Abschussliste stand. Aber Tinsley hatte sich verspekuliert. Brett schien es so weit gut zu gehen. Sie war weiterhin mit den Geheimclub-Ladys zusammen, wenn Tinsley nicht in der Nähe war, und es schien fast, als müsse Tinsley noch etwas warten, ehe sich Brett vor ihr auf den Boden werfen, die Spitzen ihrer Stiefel küssen und sie bitten würde, noch mal ganz neu anfangen zu dürfen.
    Die Metalltür zum Dach wurde geräuschvoll aufgestoßen und Tinsley aus ihren Gedanken gerissen. Callie kam umwerfend neu eingekleidet auf sie zu. »Die Eingeborenen da unten werden unruhig.« Sie sah Tinsley vielsagend an, während sie vorsichtig über einen Ytong-Stein stieg. »Sie wollen hier aufkreuzen. Mit Ausnahme von Jenny und Brett natürlich«, verbesserte sie sich bitter und zog eine Schnute. »Die sind in meinem Zimmer mit Lesbenmaniküre beschäftigt.«
    Tinsley strich ihren cremefarbenen Rock zurecht und ließ den Blick über die Szenerie gleiten – Alison Quentin und Verena Arneval tanzten zu der Musik, die aus Tinsleys iPod kam. Benny Cunningham und Celine Colista kauerten um das Fässchen und versuchten, ein neues Trinkritual zu erfinden – eines, das noch nicht zehntausend Mal gespielt worden war. Sage Francis plauderte mit Emily Jenkins, deren Aufnahme in die Café Society Tinsley schon in dem Moment bereut hatte, als Emily in einem Kleid aufs Dach kam, das aussah wie ein altbackener Fummel von Macy’s aus den Neunzigern.
    Tinsley seufzte tief. Sie wollte es nicht laut zugeben, aber diese Party war... langweilig. Todlangweilig. »Ach zum Teufel.« Sie stand auf. »Komm, wir laden sie ein.«
    Callie sperrte überrascht den rosigen Mund auf. »Wie bitte?«
    »Hast du was auf den Ohren?« Tinsley schritt entschlossen auf die Tür zu und stürzte ihr Bier in einem Zug hinunter.
    »Aber da ist, also... Yvonne, die Streberin aus der Brit-Band, und das strähnige Mädchen, das so ein Bild von Jewel an der Tür hat, und diese...«
    Tinsley blieb stehen und tätschelte Callie die Wange. »Sei nicht so ein Snob, Schätzchen.« Ihre veilchenblauen Augen funkelten vor Belustigung. Das konnte doch interessant werden! »Es ist genug Bier für alle da.«
    »Von mir aus.« Callie verdrehte die Augen.
    Tinsley gefiel es, sich unvorhersagbar zu verhalten und: hochherzig. Letzteres war ein Wort, das immer in Highschool-Eignungstests abgefragt wurde, und sie hätte nie erwartet, es je für sich in Anspruch zu nehmen. Sie riss die quietschende Eisentür auf. Mehrere Mädchen stoben davon, ein paar blieben jedoch hoffnungsvoll stehen. Warum sollte sie nicht ein bisschen Glanz in deren Leben bringen?
    »Hallo, Mädels.« Tinsleys geübter Blick glitt über vage vertraute Gesichter – Mädchen, die sie im Unterricht, in der Cafeteria oder vielleicht sogar in den Duschräumen gesehen hatte, wo sie am Waschbecken neben ihr die Zähne putzten. Mädchen, die sie eigentlich nicht kannte und die sie auch nicht unbedingt kennenlernen wollte. Sie erkannte Yvonne, die Streberin, die mit ihr in Italienisch war und die mit ihrem zierlichen Körper und dem langen blonden Haar vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher