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Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Karas Tür näherte, ging ein Mädchen durch die Eingangshalle, das Jenny definitiv noch nie gesehen hatte. Ihr dunkelblondes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und unter dem Deckhaar schimmerte es tiefbraun. Diesen Look sah man auf den Straßen um den Union Square, aber auf der Waverly-Akademie? Die Fremde in dem langen dunklen Rock und der eng anliegenden Lederjacke kam Jenny auch älter vor als die anderen Mädchen – o-oh! War das etwa eine neue Lehrerin? Oder eine Studentin, die Marymount angeheuert hatte, um das Wohnhaus zu überwachen? Jenny hörte hektisches Rumoren und eiliges Türenschlagen – offensichtlich hatten andere die Fremde in ihrer Mitte auch entdeckt. Kara stürmte um die Ecke. »Schnell, hier rein.« Sie zog Jenny in ihr Zimmer und schlug die Tür hinter ihnen zu.
    »Wer war das?«, fragte Kara. Ihre Augen funkelten verwegen und die Aufregung schien ihr zu gefallen. Sie hatte sich eine weiße, romantische Seidenbluse mit Empire-Taille und viereckigem spitzenbesetzten Halsausschnitt angezogen, die die Brust betonte und sie wie eine Heldin aus Shakespeares Zeiten aussehen ließ. Die weiten Ärmel waren lang und glatt, und Kara hatte die Bluse mit einer funkigen schwarzen Hose kombiniert, die um die Schenkel eng anlag und an den Waden ausgestellt war. Darunter spitzten ihre zerkratzten Doc Martens hervor. Sie schien sich in diesem Outfit viel wohler zu fühlen als in dem engen dunkelorangen Kleid und es passte auch viel besser zu ihr.
    »Keine Ahnung, wer die Fremde ist.« Jenny lehnte sich an Karas Bücherschrank, der, mit aufrecht stehenden und quer liegenden Büchern vollgestopft, der einzige unordentliche Anblick in dem ansonsten perfekt aufgeräumten Zimmer war. »Für eine Lehrerin hat sie ziemlich jung ausgesehen.«
    »Aber warum sollte jemand einfach in ein fremdes Mädchenwohnhaus spazieren?«, überlegte Kara, ging in die Hocke und füllte zwei Plastikbecher mit Bier aus dem Fass unter ihrem Bett. »Vielleicht ist sie aus einem anderen Wohnhaus?«
    Jenny lächelte und ließ den Blick über die Bücher gleiten. Wie schön, mal ein mit Literatur gefülltes Regal zu sehen, wo die meisten Mädchen ihre Bücherschränke als Schuhregale benutzten. Sie entdeckte einige ihrer Lieblingsbücher – Goodbye, Columbus von Philip Roth, Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug von Kurt Vonnegut, Stolz und Vorurteil von Jane Austen. Dann fielen ihr zwei Fächer mit dünnen bunten Rücken und kleiner Schrift auf. Sie zog ein Bändchen heraus: ein X-Men-Comic aus dem Jahr 1968 ! »Wahnsinn. Sind das alles Comics?«
    »Hm...« Kara wurde rot. »Ich weiß, es ist voll daneben, aber ich bin irgendwie besessen davon. Wie der Comic-Typ in den Simpsons .«
    »Nein!«, widersprach Jenny und zog ein Exemplar von Ghost World heraus, ihrem Lieblings-Comic. Ihr gefiel, wie die Bilder und Texte ineinandergeblendet waren. »Nicht zu fassen, dass du das hier hast!«
    Aus dem Wandschrank drang plötzlich ein scharrendes Geräusch. Dann flog die Tür mit einem Knall auf und Heath Ferro taumelte heraus. Sein Zustand war nicht der allerfrischste: Er trug ein schwarzes Chiffontuch wirr um den Kopf gewickelt, roch verdächtig stark nach Bier und wirkte so benommen, als sei er gerade von einem Nickerchen erwacht. »Redet ihr da etwa über Comics?«
    »Ist das etwa mein Tuch?« Kara wollte danach greifen, aber Heath zuckte zurück. Er lümmelte sich vor ihr Regal und zog Comic-Hefte heraus.
    »Heiliges Superheldenuniversum! Du hast die Originalausgaben von den X-Men ?« Er sah zu den Mädchen auf. Seine grünen Augen leuchteten, als sei er auf eine fette Goldader gestoßen. »Ich fass es nicht, dass du auch auf Comics stehst!«
    »Weil ich ein Mädchen bin?« Kara stemmte eine Hand in die Hüfte und reckte kampfeslustig das Kinn vor. Ups , dachte Jenny, da ist jemand angepisst .
    »Weil du so ein irre heißes Mädchen bist!« Heath stand auf und hielt Kara ungewohnt höflich und wohlerzogen seine Hand hin. Jenny fielen fast die Augen aus dem Kopf. Als sie Heath zum ersten Mal begegnet war, hatte er ihr pausenlos frech auf den Busen gestarrt. Und auf einmal spielte er den Gentleman? Holla! Das war ja was ganz Neues. »Ähem, wir sind noch gar nicht richtig miteinander bekannt gemacht worden.«
    Kara sah Heaths Hand an, als habe er gerade verkündet, er hätte die Vogelgrippe. »Und dennoch trägst du mein Tuch und versteckst dich in meinem Schrank. Wie passend!«
    Heath ließ sich nicht beirren. Im Gegenteil, Karas

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