Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
Vom Netzwerk:
kribbelnd. Lag es an Easys Berührung? Oder war ihr kalt? Oder lag es daran, dass sie sich im Tunnel Ratten vorstellte? »Habt ihr Ratten gesehen?«
    »Keine Ratten.« Nur ein paar Idioten , dachte Easy, weil ihm wieder einfiel, wie er Heath fast eine gescheuert hätte. Normalerweise war Easy friedfertig, aber Heath war mit seinen Andeutungen über Callie noch unerträglicher gewesen als üblich. Herrje, schon wieder Callie.
    Jenny sah auf Easy hinunter. Ihr Lächeln war schüchtern. Hinter ihren rubinroten Lippen blitzten ihre Zähne ein wenig hervor. »Es ist nett, hier von dir Besuch zu haben... Ich hab ungefähr fünf Stunden an blöden Algebra-Hausaufgaben gesessen. Wenn ich noch ein Trinom teilen muss, dann kann es sein, dass ich jemanden umbringe.«
    Uff, Schularbeiten. Oje. Easy schloss die Augen. »Tja, also, ich hab den Tag damit verbracht, die blöde Geschichtsaufgabe zu verdrängen, die Wilde mir gestern aufs Auge gedrückt hat.« Freitagmorgen hatte ihm Wilde gemailt und ihm seine wenig rühmliche Note in der Klassenarbeit mitgeteilt. Genaugenommen hatte Easy die Arbeit versaut, wie vorhergesagt. Aber weil Mr Wilde zur Sponti-Sorte Lehrer gehörte, hatte er Easy die Chance gegeben, mit einer Arbeit übers Wochenende seine Note auszugleichen. Er sollte ein fiktives fünfseitiges Interview zwischen einem Nachrichtenreporter und General George Washington zu Papier bringen, das darum kreiste, warum Washington einen exzellenten ersten Präsidenten des neu gegründeten Landes abgab. Es war ja nett von Wilde, dass er ihm diese Chance bot, aber war dem Guten kein schlaueres Thema eingefallen?
    Er rieb sich mit der Hand über die Augen und dachte an die vielen Stunden, die er mit Alan beim Xbox-Spielen verplempert hatte – sicher vier. Und gestern Nacht war er lang aufgeblieben, um an den Karikaturen zu arbeiten, aus denen er seine Abschlussarbeit für den Kurs in Porträtzeichnen entwickeln wollte – die allerdings erst Ende des Halbjahrs fällig war. Es gab Millionen anderer Dinge, die er hätte tun können – hätte tun sollen.
    »Wann musst du die Aufgabe denn abgeben?«, fragte Jenny mitfühlend und berührte eine der Locken an Easys linkem Ohr.
    »Montag.«
    »Warum lässt er dir so wenig Zeit dafür?« Jenny riss die Augen auf. »Weiß er nicht, dass du auch noch andere Hausaufgaben hast?«
    »Na ja...« Easy eierte herum. »Es ist ja so was wie eine Extrachance. Den Test am Donnerstag hab ich nämlich verhauen.«
    »Oh nein!« Jenny sah unglücklicher aus, als wenn sie selbst die Arbeit in den Sand gesetzt hätte. »So ein Mist!«
    »Schon gut. Ich saug mir morgen Abend was aus den Fingern. Ich mag jetzt nicht länger daran denken.«
    Jenny biss sich auf die Lippe und machte ein bekümmertes Gesicht. »Du hättest heute Abend nicht kommen brauchen, weißt du. Wir hätten uns auch ein anderes Mal sehen können.«
    Easy war ein wenig gekränkt. »Du wolltest nicht, dass ich komme?«
    »Nein!« Jenny legte ihre kleine Hand auf Easys Brust. Er glaubte, ihre Wärme durch das verwaschene Chicago-Clubs-Logo spüren zu können. Ob Jenny wohl gerne zu Baseball-Spielen ging? Und ob sie mit ihm einen Hotdog vom Imbiss teilen würde, ohne Stress wegen der vielen Kalorien zu machen?
    Jenny seufzte. »Easy, das hab ich doch nicht gemeint. Ich dachte nur..., du weißt schon.« Sie zuckte die Schultern. »Du bist noch auf Bewährung, wegen der Geschichte vom Schuljahrsanfang. Ich will nicht, dass du noch mehr Ärger kriegst.«
    Easy versuchte zu lächeln, aber er merkte, wie sich ihm die kleinen Nackenhaare aufstellten.
    Obwohl Jenny nichts sagte, was nicht stimmte, oder an was er nicht schon selbst gedacht hatte, es ging ihm … auf die Nerven. Er meinte, aus Jenny seinen Vater sprechen zu hören, als würde sie seine Arbeit fortsetzen und an seiner Stelle ein Auge auf ihn haben. Und das gab Easy das Gefühl, erstickt zu werden, egal wie gut gemeint es eigentlich war.
    Jenny wollte nicht, dass er noch mehr Ärger bekam, was ja an sich nett war. Aber ging sie nie ein Risiko ein? Was war, wenn Easy eines Tages zum Beispiel fallschirmspringen wollte? Er hatte immer davon geträumt, durch die Luft zu fliegen! Würde Jenny ihm das dann ausreden wollen? Oder würde sie sich einen Fallschirm umschnallen und Hand in Hand mit ihm aus dem Flugzeug springen? Unwillkürlich überlegte Easy, ob Callie dazu bereit wäre. Sie war ja eine Art höhere Tochter und würde sich wahrscheinlich um ihre Frisur in fünftausend Meter Höhe

Weitere Kostenlose Bücher