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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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hatte Thomas in der Admiralität in London gearbeitet. Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt, um über ihn nachzudenken.
    Denn Tillie zerrte sie fort und trieb sie zu äußerster Eile an. Erst da merkte Virginia, dass man sie entdeckt hatte – ein Dutzend Soldaten schaute zu der gemauerten Wand herüber.
    Als die ersten Schüsse krachten, rannten Tillie und Virginia um ihr Leben.
    „Großer Gott!“, rief Devlin aus. Er saß auf einem Pferd, das er einem Bürger der Stadt abgenommen hatte, und schaute sich entsetzt um.
    Hampton glich einem Inferno. Tote und Verwundete lagen auf den Straßen, Männer der Miliz und Zivilisten neben Frauen und Kindern. Bereits in den Jahren zuvor hatte Devlin plündernde und mordende Soldaten gesehen, aber er hatte nicht mit der schrecklichen Mordlust gerechnet, deren Zeuge er nun war. Schnell hatte ihn an Bord der „Defiance“ die Nachricht ereilt, dass die englischen Landungstruppen außer Kontrolle geraten waren. Jetzt beschlich Devlin der furchtbare Verdacht, dass Admiral Cockburn für dieses Blutbad verantwortlich war.
    Selbst in diesem Moment zerstörten einige betrunkene Soldaten ein Geschäft. Das nebenstehende Gebäude brannte bereits lichterloh, auf der Straße lagen eine tote Frau und ein Kind.
    „Leutnant“, rief Devlin mit lauter Stimme einem Offizier zu.
    Der junge Mann lenkte sein Pferd in Devlins Richtung.
    „Halten Sie diese Männer dort auf, und stellen Sie alle unter Arrest“, befahl er. Mit den Gedanken war er bei Virginia.
    „Aber Sir!“ Der junge Leutnant sah ihn mit großen Augen an.
    „Erschießen Sie die Plünderer, wenn es nicht anders geht!“, sagte er energisch. „Sämtliche Truppen haben sich wieder bei den jeweiligen Befehlshabern einzufinden. Unsere Arbeit hier ist zu Ende. Der Sieg ist unser.“ Tief im Innern fühlte er sich elend, und eine große Traurigkeit drang in sein Herz. Doch er schob die Gefühle beiseite. Der Kampf mochte gewonnen sein, doch es blieb noch eine Menge zu tun. Mit einem Schenkeldruck brachte er das Pferd in einen leichten Trab, entschlossen, sich in der Stadt umzuschauen. Doch bei all dem Durcheinander war es nicht möglich, sich einen Überblick zu verschaffen. Überall verwüsteten britische Soldaten Wohnhäuser und Geschäfte. Als er um eine Häuserecke bog, gewahrte er zwei Seesoldaten, die vor den Augen grölender Infanteristen über eine wehrlose Frau herfielen. Von aufloderndem Zorn gepackt, zog Devlin den Säbel und hielt auf die ehrlose Bande zu. Sofort drehten sich einige um und liefen davon, die anderen wichen ehrfürchtig zurück. Die Frau richtete sich schluchzend auf und rannte fort.
    „Stillgestanden!“, befahl er barsch und verspürte das wilde Verlangen, jeden Einzelnen von ihnen niederzuschlagen. Die Männer starrten ihn mit ängstlich geweiteten Augen an. „Plünderer und Marodeure kommen vors Kriegsgericht!“, donnerte er. „Melden Sie sich bei ihren Befehlshabern!“
    Die Männer standen Gewehr bei Fuß. „Aye, Sir“, erwiderte einer von ihnen, dessen Augen aus den Höhlen zu quellen schienen.
    Devlin trieb sein Pferd wieder an und musste an Virginia denken. Dies war ihre Heimat – die Stadt lag nicht weit von Sweet Briar entfernt, daher war sie gewiss oft hier gewesen –, und er hasste, was er und die Briten angerichtet hatten. Zumindest bleibt Virginia der Anblick des Grauens erspart, dachte er grimmig, und er dankte Gott dafür.
    Aber es sah nicht danach aus, als könne Hampton von weiteren Zerstörungen verschont bleiben. Noch vor Einbruch der Dunkelheit würde die Hälfte der Stadt in Schutt und Asche liegen, und Devlin hatte Angst, die Verluste auf amerikanischer Seite zu zählen. Abermals durchströmte ihn die beruhigende Gewissheit, dass Virginia sicher in Sweet Briar war.
    Die Dämmerung brach an. Der Kampf war vorüber, abgesehen von einigen kleineren Scharmützeln; die meisten Soldaten waren wieder unter Kontrolle. In einer Straße, wo zahllose Milizmänner und einige britische Soldaten tot oder schwer verwundet herumlagen, stieg Devlin vom Pferd und trat zu einem der Feldärzte, die sich der verletzten Engländer annahmen. „Wie hoch sind die Verluste?“, fragte er tief bekümmert.
    „Wir haben nicht viele Männer verloren“, antwortete der junge Arzt. Schmutz und Blut klebten an seiner Kleidung. „Aber ich fürchte, die Verluste auf amerikanischer Seite gehen in die Hunderte.“
    „Wie viel Hundert?“, hakte Devlin nach, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung

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