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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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brauchte, und dann umschloss sie tiefes Schwarz.
    Langsam kam sie wieder zu Bewusstsein und fand sich in ihrem Bett wieder, nur noch von ihrem Unterhemd und den Pantalons bekleidet. Auf ihrer Stirn lag eine Eiskompresse. Tillie saß neben dem Bett, ihre Augen waren vor Angst und Sorge ganz groß. Schwer seufzend holte Virginia Luft. Erleichterung durchströmte sie. Schließlich lächelte sie. „Tillie. Das Kind. Es hat sich wieder bewegt.“ Und das stimmte. Bevor sie zu Boden gesackt war, hatte sie ihr Kind gespürt.
    Tillie erwiderte das Lächeln nicht. „Wir brauchen einen Arzt. Du bist ohnmächtig geworden und mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen! Ich habe Frank zu Doc Barnes geschickt.“ Ihrem Tonfall war zu entnehmen, dass sie keine Widerworte billigte.
    Virginia schloss die Augen. Diese Schwindelattacken nahmen in letzter Zeit zu. Ihr Herzschlag kam ihr unregelmäßig vor. Sie hatte Angst. Diesmal war sie ohnmächtig geworden und mit dem Kopf aufgeschlagen – was, wenn sie wieder hinfiel? Sie schaute besorgt zu Tillie auf. „Ich stimme dir zu. Ich muss einen Arzt aufsuchen. Irgendetwas stimmt nicht. Ich mache mir Sorgen um das Kind, Tillie.“
    Tillie stand auf und sah mit einem Mal entrüstet aus. „Ich weiß, was nicht stimmt. Du brauchst deinen Mann an deiner Seite, das stimmt hier nicht. Er hat dein Herz gebrochen, und jetzt bist du ganz krank davon! Wie kann er dich nur so behandeln! Wie kann er gegen uns Krieg führen!“, rief sie erbost.
    Virginia wusste nicht, was sie sagen sollte, denn sie begann sich zu fragen, ob Tillie recht hatte. Es schien so, dass sie immer dann besonders kurzatmig wurde und dieses Schwindelgefühl verspürte, wenn sie Devlins Namen oder eine Kriegsnachricht hörte, die mit ihm in Zusammenhang stand. Die Angst um ihren Ehemann belastete sie allzu stark. Und als sie ihn in der letzten Woche kurz gesehen hatte – und in seinen Armen gewesen war –, hatte sie ihn mehr denn je geliebt. Umso schlimmer traf sie die Gewissheit, auch weiterhin von ihm getrennt zu sein. Wie sehr sie sich nach einer ruhigen Zukunft sehnte!
    Am folgenden Tag kam Doc Barnes und erklärte nach eingehender Untersuchung, Virginia dürfe sich in der Schwangerschaft nicht so viel zumuten; sie leide an Erschöpfung, die teils auf Überanstrengung und teils auf die Anspannung in diesen unruhigen Zeiten zurückzuführen sei. „Sie bleiben jetzt schön im Bett, wenn Sie das Kind nicht verlieren möchten.“ Mit diesem letzten Ratschlag verließ der alte Arzt das Schlafzimmer.
    Virginia schaute Tillie an. „Es ist Ende Juni. Das Baby wird nicht vor August kommen. Ich kann doch nicht zwei oder gar drei Monate im Bett liegen!“
    „Wenn es aber sein muss“, ermahnte Tillie sie. Doch sie wurde nachdenklich. „Vielleicht sollten wir dem Captain mitteilen, wie krank du bist.“
    Virginia erstarrte. Dann sagte sie: „Ich bin nicht krank. Und Devlin hat schon genug Sorgen.“
    „Er sollte aber Bescheid wissen“, beharrte Tillie.
    Virginia sah grimmig aus. „Ich möchte noch einen anderen Arzt sprechen, Tillie. Das sollten wir tun.“ Gewiss müsste sie nicht monatelang im Bett liegen. Bestimmt war alles in Ordnung.
    Tillie seufzte. „Du bist immer noch genauso störrisch wie ein Maultier.“
    Virginia schaute ihrer Freundin nach und sank matt in die Kissen. Ein Teil von ihr wollte Tillie recht geben, aber Devlin hatte genug zu tun. Zudem waren sie voneinander getrennt – und sie war eine stolze Natur. Aber er war gekommen, um sie zu sehen. Vielleicht würde er wiederkommen.
    Verglichen mit dem geschäftigen Hafen und den Einkaufsstraßen von Norfolk war Hampton ein kleines, verschlafenes Städtchen. Einige Tage nach ihrem Schwächeanfall fühlte Virginia sich wieder gut genug, um die kurze Fahrt dorthin zu wagen; Frank lenkte den einspännigen Wagen, und Tillie hatte sich auf die Rückbank neben Virginia gesetzt. Die Frauen hatten sich fein herausgeputzt und trugen Hauben und leichte Umhänge. Es war ein angenehmer Sommertag. Keine einzige Wolke war am hellblauen Himmel zu sehen. „Wir sind eine Stunde zu früh“, merkte Virginia an.
    „Besser als eine Stunde zu spät“, sagte Tillie. „Sollen wir uns noch ein wenig die Beine vertreten, ehe wir Dr. Niles aufsuchen?“
    „Warum nicht?“ Virginia rang sich ein Lächeln ab. Vielleicht würde ein kleiner Spaziergang durch das ruhige Städtchen ihr helfen, Devlin aus dem Kopf zu bekommen. Immer wieder waren ihre Gedanken um seinen unangekündigten

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