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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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grinsen“, zischte sie. „Sie haben verbrecherische Taten begangen. Furchtbare Verbrechen! Erklären Sie sich, Captain!“
    Er gab auf. Diese Frau wagte es, ihm Befehle zu erteilen. Dies war der erste wahrlich unterhaltsame Augenblick in seinem Leben. Sie befand sich auf seinem Schiff, unterstand seinem Befehl und begann, ihn herumzukommandieren. Jetzt lachte er wirklich.
    Virginia erstarrte und erschrak angesichts dieses rauen Geräuschs, das sich seiner Kehle entrang. Sie war immer noch wütend, dass er sich nicht als Offizier zu erkennen gegeben und ihr dadurch zugemutet hatte, mit einem schlimmen Schicksal zu rechnen. „Ich warte auf eine Erklärung, Captain“, forderte sie ihn scharf auf.
    Er schüttelte den Kopf und sah sie an. Sehr leise sagte er: „Haben Sie keine Angst vor mir?“
    Sie zögerte. Was bezweckte er mit dieser Frage?
    „Seien Sie ehrlich“, sagte er, scheinbar ernst.
    „Sie erschrecken mich“, hörte sie sich selbst sagen, und ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Schließlich verbesserte sie sich: „Sie haben mich zu Tode erschreckt, und ich habe Ängste ausgestanden. Für nichts, verflucht!“
    „Damen pflegen nicht zu fluchen.“
    „Das kümmert mich nicht. Außerdem bin ich nicht gerade wie eine Dame behandelt worden.“
    Er bedachte sie mit einem sehr eigentümlichen langen Blick. „Ein anderer Mann hätte Sie in dieses Bett gezogen – wo Sie hingehören. Aber da haben Sie sich wohl kaum wiedergefunden, nicht wahr?“
    Angst stieg in ihr hoch. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie vermochte kaum noch zu atmen. „Ich ... gehöre wohl ... kaum in Ihr Bett!“, stammelte sie. Furchtbar beunruhigende Bilder bestürmten sie, wie sie dort lag, bei ihm, in seinen kraftvollen Armen.
    Seine Brauen, dunkler als sein Haar, schnellten in die Höhe. „Ich stimme Ihnen zu. Dünne Frauen neigen dazu, ausgesprochen unangenehm zu sein.“
    Ihr blieb vor Empörung die Luft weg. Dann rief sie: „Ich bin erst vierzehn, Sir! Würden Sie ein Kind in Ihr Bett holen?“
    Seine Augen huschten zu ihr.
    Aufgeregt befeuchtete sie die Unterlippe. Sie schwitzte, denn sie musste ihn von ihren Worten überzeugen.
    Er schob nachdenklich den Kiefer vor und taxierte sie mit verengten Augen, sodass ihr Herz vor Angst einen Schlag lang aussetzte. „Sie spielen ein gefährliches Spiel, Miss Hughes“, sagte er leise.
    „Dies ist kein Spiel!“
    „Wirklich? Dann erklären Sie mir doch, warum Sie sich ohne Gesellschafterin oder Anstandsdame auf dieser Überfahrt befunden haben?“
    Verzweifelt suchte sie nach den richtigen Worten. „Ich musste Captain Horatio belügen, um überhaupt an Bord zu dürfen“, sagte sie und befand ihre Erklärung für brillant. „Natürlich hätte er kein Kind allein nach England reisen lassen. Ich habe ihm erzählt, ich sei schon achtzehn ...“
    Er unterbrach sie, und sein Blick war kalt. „Sie haben nicht wie vierzehn ausgesehen in Ihrem nassen Kleid, Miss Hughes.“
    Sie versteifte sich.
    Seine Lippen deuteten ein dünnes Lächeln an. „Setzen Sie sich. So interessant dieses Gespräch auch ist, ich bin nicht ohne Grund gekommen. Ein Sturm droht uns einzuholen, und wenn es dazu kommt, steht uns eine lange Nacht bevor.“ Schnell trat er an den Tisch und rückte ihr den Stuhl zurecht.
    Es fiel Virginia schwer, wieder Platz zu nehmen. Merkwürdigerweise verfluchte sie es jetzt, bezüglich ihres Alters gelogen zu haben; es behagte ihr nicht, dass er sie noch für ein Kind hielt. Aber schenkte er ihren Worten überhaupt Glauben? Er war kein Pirat! Ihr Zorn, getäuscht und grundlos eingeschüchtert worden zu sein, kehrte zurück. „Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie ein Captain der Royal Navy sind?“
    Er zuckte bloß die Achseln. „Kümmert Sie das?“
    „Natürlich!“, rief sie und wandte sich ihm ganz zu. „Weil ich glaubte, ich wäre Ihre Gefangene, obgleich ich mir das nicht zu erklären vermochte. Jetzt sehe ich die Sache anders, verstehe allerdings immer noch nicht, warum ich auf Ihrem Schiff und nicht an Bord der ,Americana’ bin. Ich weiß, dass die britische Kriegsmarine keine Skrupel hat, amerikanische Schiffe aufzubringen, wie Sie unlängst bewiesen haben, denn Ihr Land bringt unseren Rechten keinen Respekt entgegen! Aber wir liegen nicht im Krieg mit Ihnen, und Sie sind kein Pirat! In gewisser Weise sind wir Verbündete. Gewiss werden Sie mich in Portsmouth freilassen!“ Denn das war die Schlussfolgerung, die sie gezogen hatte, als sie seine

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