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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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das ist es“, antwortete sie beinahe krächzend.
    Er erhob sich. „Sturm steht bevor. Ich fürchte, ich muss gehen. Bleiben Sie in der Kajüte. Eine dünne Person wie Sie würde gleich über Bord geweht.“ Er warf die Serviette zur Seite und schritt so sicher über den inzwischen schwankenden Boden, als wäre die See still und ruhig.
    Das war seine Antwort? Sie konnte es nicht glauben.
    An der Tür hielt er inne. „Und meine Antwort lautet Nein.“ Mit diesen Worten verließ er die Kajüte.
    Tränen der Verzweiflung liefen ihr über die Wangen. Sie wusste bereits, dass ihrem Onkel nicht viel an ihr lag. Er würde weder das Lösegeld noch die Schulden ihres Vaters je bezahlen.
    Wegen dieses verfluchten Iren würde sie Sweet Briar verlieren.
    Der Zorn brach sich Bahn, und sie sprang auf und eilte durch die Kajüte. Kaum hatte sie die Tür aufgerissen, wurde sie von einer heftigen Sturmböe erfasst und über das Deck geschleudert. Noch nie hatte sie eine solche Naturgewalt erlebt; jenseits der Reling sah Virginia die tosende, schäumende See, und die Wogen schienen ihr entgegenzueilen. Sie vermochte nicht einmal, um Hilfe zu rufen, und wurde hart gegen Holz und Tauwerk geworfen.
    Der Schmerz raubte ihr die Sicht. Fliegende Gischt nahm ihr den Atem, während der Wind sie über Bord wehen wollte. Panische Angst durchfuhr sie – sie wollte nicht sterben!
    „Sie verfluchte, halsstarrige Frau!“, zischte O’Neill und schlang seine starken Arme um ihren hilflosen Leib. Augenblicke später schmiegte sie sich eng an seinen kraftvollen Körper, während die See und der Sturm sie nun beide unbarmherzig erfassten.
    Sie rang nach Luft, unfähig, den Blick zu heben, und barg ihr Gesicht an seiner Brust. Seine Arme schlössen sich enger um sie, und schließlich zog er sie mit gewaltigen, entschlossenen Schritten mit sich fort, dem Sturm trotzend.
    Er stieß sie wieder in die Kajüte und blieb einen Moment an der Schwelle stehen, vom brausenden Wind umweht. „Bleiben Sie hier drin!“, rief er laut, um sich Gehör zu verschaffen.
    „Sie müssen mich gehen lassen!“, rief sie ebenso laut zurück. Merkwürdigerweise wollte sie ihm danken, dass er ihr das Leben gerettet hatte.
    Er schüttelte bloß den Kopf, bedachte sie mit einem strafenden Blick und eilte zurück über das Deck. Gegen den Wind anrennend, erreichte er das Quarterdeck. Regen hatte eingesetzt, stark und kräftig.
    Virginia blieb im Schütze des Kajüteneingangs, außerhalb der Reichweite des Sturms, aber sie schloss die Tür nicht, die der Wind nun dauerhaft aufzudrücken schien. Jetzt erst begriff sie, wie gefährlich der Sturm war. Das Schiff war riesigen Wellentürmen ausgesetzt, wurde wie das kleine Beiboot zuvor von hohen Wogen mit in die Höhe gerissen, um im nächsten Augenblick wieder in ein tiefes Wellental zu stürzen. Angstvoll schaute sie sich an Deck um und gewahrte die Matrosen, die an Tauen Halt suchten und sogar noch in den Masten kletterten. Dort oben arbeiteten sie an den Rahen.
    Als sie erneut nach oben schaute, entfuhr ihr ein Schrei, denn ein Mann hing an einer der mittleren Rahnocken. Er musste von weiter oben heruntergestürzt sein und baumelte nun hin und her, den sicheren Tod vor Augen.
    Sie musste etwas unternehmen, aber was gab es da für eine Frau zu tun?
    Aufgeregt warf sie einen Blick auf das Quarterdeck. Sie war zu klein, um von der Kajüte zu der Stelle zu laufen, an der O’Neill stand, um ihm zu sagen, was geschehen war. Als sie wieder nach oben sah, war der Mann, der dort verzweifelt gehangen hatte, fort.
    Verschwunden ... ertrunken.
    Ein heftiger Schmerz durchfuhr sie. Er war fort, und sie hatte ihn nicht einmal schreien hören.
    Als das Schiff heftig bockte, sah Virginia, dass sämtliche Segel zusammengeschnürt waren, bis auf eines. Sofort begriff sie, dass der Matrose, der in die See gestürzt war, nach dort oben gesandt worden war, um das einzig verbliebene Segel zu reffen, das noch dem Wind ausgesetzt war.
    Plötzlich legte sich das große Schiff gefährlich auf die Seite.
    Virginia wurde zu Boden geschleudert, fand keinen Halt mehr und rutschte, bis sie zunächst mit der Schulter und dann mit dem Kopf an die gegenüberliegende Wand prallte. Einen Moment lang, während das Schiff sich seitwärts neigte, blieb sie dort benommen und reglos liegen.
    Doch dann durchfuhr es sie, dass das Schiff jeden Augenblick umschlagen könnte, falls niemand die Schieflage beseitigte. Sie blickte wieder zur Tür, die nach wie vor weit

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