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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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offen stand, aber nun seltsam über ihr hing, in einem ungewöhnlichen Winkel.
    Wir werden alle sterben, dachte sie voller Angst.
    Virginia begann, den schrägen Kajütenboden zu erklimmen, wobei sie sich an den fest verschraubten Tischbeinen festhielt, dann an den Beinen des Betts. Sie streckte sich und bekam die Türschwelle zu fassen. Ihre Arme schmerzten, die Schultergelenke waren überspannt. Langsam zog sie sich hoch, und als sie das letzte Stück überwunden hatte und sich an den Türrahmen klammerte, blickte sie sich angsterfüllt um.
    Auch die Matrosen kämpften gegen die furchtbare Schräglage des Schiffes an. Die tiefer liegende Seite war zwar noch nicht unter Wasser, wurde aber bereits von Wellen mit weißen Schaumkronen überspült. Virginia warf einen Blick in die Masten und erstarrte.
    Niemand anders als Devlin O’Neill kletterte, einen Dolch zwischen den Zähnen, in den Großmast, dicht gefolgt von einem anderen Seemann. Hoch oben blähte sich das große Segel und flehte den Sturm geradezu an, das Schiff zum Kentern zu bringen.
    Er wird sterben, dachte sie wie in einem Taumel, genau wie der andere Matrose. Denn während O’Neill kletterte, sich mit aller Macht gegen das Schlingern des Schiffes stemmte und gegen den heftigen Wind und den Regen ankämpfte, legte sich die Fregatte noch weiter auf die Seite.
    Blankes Entsetzen packte Virginia, als sie dies sah. Selbst wenn er überlebte, waren sie gewiss verloren, denn kein Mann vermochte gleichzeitig gegen den Wind und das bockende Schiff anzukämpfen, um dann ein Segel zu kappen.
    Sie sah, wie O’Neill innehielt, als wäre er erschöpft; der Mann unter ihm blieb ebenfalls stehen. Virginia konnte den Blick nicht von den Wanten losreißen. Sie betete, während sich beide Männer in einer kurzen Atempause an den schwankenden Mast klammerten.
    Jetzt kletterte er weiter. Inzwischen hatte er die Rahe erreicht, von der der Matrose hinabgestürzt war, und begann, die Takelage mit dem Dolch zu bearbeiten. Der andere Seemann half ihm. Atemlos verfolgte Virginia die Handgriffe der beiden Männer. Die Zeit des bangen Wartens schien kein Ende zu nehmen, doch plötzlich löste sich das riesige Segel von dem Tauwerk und entschwand gespensterhaft in der sturmschwarzen Nacht.
    Das große Schiff ächzte und sank langsam zurück in seine ursprüngliche Lage.
    „Oh mein Gott“, wisperte sie und sah, wie die Männer den gefahrvollen Abstieg wagten. Es war offenkundig, dass O’Neill soeben sein Schiff und seine Crew gerettet hatte, und es war zudem klar, dass er einen Schritt gewagt hatte, den manch anderer nicht einmal in Erwägung gezogen hätte.
    Sie begann zu zittern. Dieser Mann kannte keine Angst.
    Ihr wurde hingegen bewusst, dass sie noch nie in ihrem Leben eine größere Angst verspürt hatte.
    Sie vermochte nicht zu sagen, wie lang sie schon dort am Eingang der Kajüte gehockt hatte, als ein Matrose ihr zurief: „Gehen Sie hinein, der Captain will es so.“
    Virginia blieb keine Zeit, es sich anders zu überlegen, denn sie wurde in die Kajüte gedrückt. Der Matrose zerrte mit aller Kraft an der Tür, um sie von der Wand freizubekommen, und kämpfte dabei gegen den Sturm an. Schließlich schlug er ihr die Tür vor der Nase zu.
    Diesmal hörte sie, wie ein Schloss angebracht wurde.
    Virginia stolperte zu dem Bett, sank dort kraftlos nieder und verlor das Bewusstsein.
    Das Sonnenlicht fiel hell und warm durch die Bullaugen der Kajüte, als sie erwachte. Ihr ganzer Körper schmerzte, und es hämmerte in ihrem Kopf. Die Lider waren ihr so schwer, dass sie Mühe hatte, die Augen zu öffnen. Noch nie war sie in ihrem Leben so müde gewesen, sie verspürte nicht einmal den Wunsch aufzuwachen. Daher kuschelte sie sich in die Decke, umhüllt von beruhigender Wärme. Doch dann setzte eine leichte Verunsicherung ein – warum war nur ihr Rücken von einer Decke gewärmt?
    Mit geschlossenen Augen tastete sie nach der Decke ... und merkte, dass es keine Zudecke gab und dass sie nicht allein war.
    Sie verspannte sich.
    Ein großer, hart geformter Körper wärmte sie von den Schultern bis zu den Zehenspitzen. Sie spürte leise Atemzüge am Nacken, und ein Arm ruhte auf ihrer Taille.
    Oh Gott, dachte sie und blinzelte in die grelle Mittagssonne. Natürlich wusste sie, wer neben ihr im Bett lag, und so starrte sie auf O’Neills große sonnengebräunte Hand, die sanft auf ihrer Haut ruhte. Sie schluckte, und eine eigentümliche, schwere Wärme erwachte tief in ihrem

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