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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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nachhing und gar nicht auf die Kajüte achtete. Sein Gesichtsausdruck war seltsam starr. Sie fragte sich einmal mehr, was in ihm vorgehen mochte.
    Dann schritt die rothaarige Schönheit über das Deck und stieg hinauf zu ihm auf das Quarterdeck. Virginia sah, wie sie ihm einen Strauß Rosen darbot. Mit einem Mal schien O’Neill die Irin wahrzunehmen und wandte sich ihr zu. Doch dann warf die Schöne den Blumenstrauß zur Seite, schlang die Arme um ihn und küsste den Kommandanten.
    Virginia blinzelte erschrocken.
    Rasch umarmte O’Neill die Frau, ließ sich auf den Kuss ein, vertiefte ihn sogar und hielt die Schöne fest umschlungen in den Armen.
    Jubelrufe brandeten in der Menge auf, viele riefen immer wieder O’Neills Namen.
    Virginia war wie hypnotisiert und vermochte den Blick nicht von dem Paar auf dem Quarterdeck zu wenden. Doch schließlich kam ihr gesunder Menschenverstand ihr zu Hilfe. Sie erkannte, dass sich ihr genau jetzt die perfekte Gelegenheit zur Flucht bot, und daher eilte sie aus der Kajüte, überquerte das Deck und schloss sich den Matrosen an, die mittlerweile die Gangway hinunterströmten. Gleichzeitig versuchten die Leute aus der Stadt, an Bord der Fregatte zu kommen.
    Auf den Docks schaute sie zurück. O’Neill hatte sich von der Frau gelöst, vermutlich nur deshalb, weil ihm jemand – offenbar ein offizieller Vertreter der Stadt – die Hand reichte.
    Virginia ließ das Hafenbecken hinter sich, betrat die mit Kopfsteinpflaster ausgelegte Straße, ging an mehreren Fuhrwerken vorbei und bog schließlich in eine kleine, schmale Wohnund Geschäftsgasse ein. Dann erst rannte sie los.
    Devlin ging langsam zu seiner Kajüte. Inzwischen hatten die Städter das Schiff wieder verlassen, und sämtliche Crewmitglieder genossen den Freigang. Er war in gedämpfter Stimmung. Nur ein einziges Mal war er nach Hause zurückgekehrt, seit er mit dreizehn Jahren in die Kriegsmarine eingetreten war. Und das war vor genau sechs Jahren gewesen, als er ein strammer Bursche von achtzehn Jahren mit kalten Augen gewesen war, der soeben sein erstes Kommando nach der Schlacht von Trafalgar erhalten hatte. Damals waren keine Rosen ausgestreut worden, als er den Schoner in den Hafen lenkte. Keine Menge hatte ihm zugejubelt. Doch alle waren sie aus ihren Geschäften und Häusern getreten, um einen kurzen Blick von ihm zu erhaschen, als er auf seinem Weg nach Askeaton vorübergeritten war. Die Leute hatten getuschelt, aber er hatte sich geweigert, den Wortlaut zu ergründen.
    Erst jetzt merkte Devlin, dass er nicht allein war. Jack Harvey stand unweit der Kajüte und rauchte Pfeife. „Und der verlorene Sohn kehrt heim“, sagte er pathetisch.
    Devlin blieb stehen, sein Zorn auf den Arzt war verflogen. Tatsächlich hatte er Harveys Treuebruch mittlerweile hingenommen, so, wie er auch den Tod des Mannes einfach nur hingenommen hätte. „Ich bin wohl kaum der verlorene Sohn irgendeines Menschen.“
    „Sie sind der verlorene Sohn dieser Stadt.“
    „Die Leute lassen sich täuschen und sehnen sich nach einem Helden – nach irgendeinem Helden –, solange er Ire und katholisch ist, ganz gleich, ob es sich dabei nur um ein reines Fantasiegebilde handelt.“
    „Es ist schon lustig, dass Sie jeder in der Flotte unausstehlich, rüde und herrisch findet, nicht zuletzt übermäßig arrogant. Ich aber kenne die Wahrheit. Sie sind einer der bescheidensten Menschen, die ich bislang kennenlernen durfte.“
    „Gibt es einen Grund, warum Sie hier stehen, Jack? Ich bin seit sechs Jahren nicht daheim gewesen und habe vor, Askeaton noch vor Anbruch der Dunkelheit zu erreichen.“
    „Dann sollten Sie sich besser beeilen“, erwiderte Mr. Harvey trocken.
    Devlin wusste, dass der Arzt keine Eile hatte, das Schiff zu verlassen, aber für ihn wurde es in der Tat Zeit. Als er die Kajütentür öffnete, erschrak er, denn er merkte sofort, dass Virginia nicht mehr da war. Ungläubig sah er sich in dem Raum um, doch dann, als ihm aufging, dass ihr irgendwie die Flucht gelungen war, verspürte er so etwas wie aufkeimende Bewunderung für die junge Frau. Sie war noch entschlossener als er selbst.
    „Kluge kleine Hexe“, grummelte er.
    Da vernahm er einen seltsamen, erstickten Laut unter seinem Bett.
    Rasch bückte er sich und zog den gefesselten und geknebelten Gus hervor. Er durchtrennte die Stricke und befreite den Burschen von dem Knebel. Gus war erschreckend bleich. „Sir, es war mein Fehler. Ich übernehme die volle Verantwortung für

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