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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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zu.
    Verzweifelt schaute sie zurück.
    Nur wenige Fuß hinter ihr stand Carlos und grinste sie frech an. Seine Hände zuckten, als wolle er sie jeden Moment packen.
    Jetzt sah Virginia wieder zu den Matrosen hinüber, die auf sie zurannten.
    Das schwarze Wasser schimmerte im Sternenlicht.
    Es sah so ruhig aus. Und sie war eine gute Schwimmerin.
    Virginia stürmte zur Reling und kletterte hinauf.
    Carlos rief: „Packt sie, bevor sie springt!“
    Virginia verharrte auf der obersten Stange, zog den Dolch aus dem Gürtel und streckte beide Arme hoch über den Kopf. Dann sprang sie.
    Devlin ging zu den Docks und ließ die Schenken im Hafenviertel hinter sich. Seine Stimmung war wahrlich schlecht. Seit er Fuß auf irischen Boden gesetzt hatte, hatte er beinahe an jeder Ecke geglaubt, Gerald O’Neill zu sehen, der ihn zu sich winkte, um ihm etwas zu sagen.
    Aber was hätte ihm sein Vater sagen wollen? Eastleigh war finanziell schwer angeschlagen. Vor langer Zeit schon hatte Devlin beschlossen, dass ein jämmerliches Dasein in Armut eine weitaus bessere Strafe für den Earl wäre als der Tod. War das etwa keine gelungene Rache?
    Er brauchte jetzt wahrlich keine dieser schmerzvollen Erinnerungen aus fernen Tagen, nicht, wenn seine Gefangene frei herumlief. Und er konnte sich unmöglich ruhig zurücklehnen, solange er sie nicht hinter Schloss und Riegel hatte. Zwar machte er sich bewusst, dass es ihn nicht kümmern würde, wenn ihr wirklich die Flucht gelänge; immerhin war sie nicht mehr als Salz, welches er genüsslich in Eastleighs klaffende Wunden zu streuen gedachte. Doch diese vernünftigen Überlegungen vermochten seine Wut nicht zu mindern. Virginia Hughes war weitaus mehr als eine Frau, die ihm trotzte. Sie war eine Herausforderung, die er sich nicht entgehen lassen wollte.
    Große, violett leuchtende Augen sahen ihn flehentlich an. Ohne Sweet Briar kann ich nicht überleben. Bitte, lassen Sie mich gehen! Bitte, ich flehe Sie an ...
    Er weigerte sich, Mitgefühl zu empfinden. Gewiss, er wünschte Virginia nichts Schlechtes, aber ihr Nachname lautete Hughes, und deshalb würde sie ihm und seinem Vorhaben dienen. Merkwürdigerweise jedoch erkannte er, dass sie ein unschuldiges Opfer in seinem Rachefeldzug war.
    Devlin verlangsamte die Schritte, als er begriff, dass er letzten Endes doch Mitleid mit der jungen Frau hatte. Für Elizabeth empfand er nichts, aber seine Gefangene tat ihm leid, vermutlich weil sie noch so jung und unschuldig war. Vielleicht aber auch, da sie nicht ahnen konnte, dass Eastleigh gar nicht über genügend Geld verfügte, um ihre geliebte Plantage zu retten.
    Abermals bohrten sich ihre violett schimmernden Augen in ihn, diesmal milde vor Sehnsucht nach der geliebten Heimat. Ich wurde auf Sweet Briar geboren. Es liegt in der Nähe von Norfolk, Virginia, und ist der Himmel auf Erden.
    Der Zorn brach sich Bahn und machte ihn leicht benommen. Mitleid war eine Schwäche. Und wenn sie damit fortfuhr, seiner Autorität zu trotzen, könnte er sie sich mit Leichtigkeit mit seinem kraftvollen Leib gefügig machen, bis ihre Augen einen weichen, hingebungsvollen Ausdruck annähmen. Dann, fürwahr, würde sie nicht mehr an Flucht denken.
    Mit einem Mal hörte er Schreie von den Docks.
    Devlin erschrak, und sämtliche Gedanken an körperliche Freuden schwanden, als er die Aufregung an Bord der „Mystere“ sah. Einige Männer liefen die Landungsplanke hinauf. Jemand hielt eine Fackel hoch und rief den anderen etwas zu, das in Devlins Ohren nach seinem Namen klang. Dann haftete sein Blick ungläubig auf der Reling, doch er begriff sofort, was vor sich ging. Dort stand Virginia mit ausgestreckten Armen und war im Begriff, in den Fluss zu springen.
    Was, zur Hölle, machte sie da?
    Devlin hatte das Gefühl, dass sein Herz einen Schlag lang aussetzte.
    Im nächsten Augenblick ließ sie sich fallen, und er lief die restlichen Yards zu den Docks hinunter. Er sah, wie sie in das Wasser eintauchte, und gerade bevor er mit pochendem Herzen hinter ihr hersprang, fragte er sich, ob sie überhaupt schwimmen konnte.
    Als er in das kalte Wasser tauchte, verspürte er Angst. Bestimmt wusste sie, wie man schwamm! Immerhin konnte diese Frau schießen, wie ein Matrose fluchen und einen Mann ausziehen, um dessen Kleider zu entwenden. Vermutlich war sie eine ausgezeichnete Schwimmerin – aber das beruhigte ihn nicht.
    Das Wasser war schwarz wie die Nacht. Während er tauchte, tastete er wie wild mit den Armen nach ihr, fühlte

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