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Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Titel: Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Taubenschläger-Straße 12, Murrenbach.
    Er legte
den Brief zurück und kratzte sich mit gestrecktem Mittelfinger in den braunen
Locken.
    Donnerwetter!
Da ist die Hutschnur schiefgewickelt, weil die Kuhhaut nicht zum Schießhund
passt — würde Klößchen sagen.
    Also kein
Oberlehrer, sondern — vermutlich? nein, gewiss! — ein Nervenarzt. Und sein
Sanatorium eine Klaps... eine Nervenheilanstalt. War denen ein Geisteskranker
entsprungen?
    Tim entete
zum Eingang zurück.
    Frau Wettau
hatte inzwischen serviert.
    Dem
Nervenarzt war der Appetit vergangen. Er trank zwar den Kaffee, verschmähte
aber den Apfelkuchen, der frisch von vorgestern war. Der Catcher machte sich
drüber her, über beide Stücke.
    Catcher?
überlegte Tim. Das ist höchstens sein Freizeit-Hobby. Hauptberuflich bändigt er
nicht Roswell, den Würger von Blackmoore, oder Tai-Tu-Wan, den asiatischen
Kopfabreißer — sondern Kranke, wenn die toben. Wärter ist er. Oder sagt man
Pfleger? Vielleicht nur, wenn er sanft zuzugreifen pflegt. Aber nach Sanftheit
sieht er nicht aus.
    Klößchen
hatte die Cola in sich hineingegossen und schrie nach dem zweiten Halbliter.
    Karl sah
Tim an. „Ist dir ein Licht aufgegangen?“
    Tim nickte.
Leise berichtete er.
    Karl
spitzte die Lippen, pfiff aber nicht — Frau Wettau hätte es womöglich als
ungebührliche Nötigung empfunden. Klößchen ließ den Mund offen und vergaß
seinen Durst.
    „Heilige
Psychokiste (die Sache mit der Seele)“, murmelte er. „Jetzt kriegt die
Sache Profil. Einer, der an Parapluie (Regenschirm) leidet, ist
entwischt und...“
    „Wahrscheinlich
meinst du Paranoia (Verfolgungswahn )“, wisperte Karl.
    „Sage ich
doch. Ist also entwischt, der Hirnkranke. Und Margit hat ihn gesehen. Dann ist
es doch kein Jogger. Habe mich geirrt. Aber irren ist menschlich. Deshalb leide
ich nicht an Neu... an Neu... wie heißt die Blume? Rose, richtig. An neuer
Rose, also.“
    „Neurose“,
verbesserte Karl, „ist ein Nervenleiden, das nicht auf organischen Mängeln
beruht. Gewisse Fehlverhalten rechnet man dazu. Zum Beispiel, wenn einer
dauernd Schokolade frisst, zentnerweise.“
    „Es soll
mal einen gegeben haben“, sagte Klößchen, „der wusste soviel, dass ihm zum
Schluss der Kopf geplatzt ist.“
    Frau Wettau
brachte Klößchens Glas.
    „Wir zahlen
auch gleich“, sagte Tim.
    Seine
Freunde machten Aha!-Gesichter.
    Als Margits
Mutter gegangen war, sagte er: „Was mir an der Sache andalusisch (spanisch) vorkommt, ist die Heimlichkeit. Wenn ein Geisteskranker, noch dazu ein
gefährlicher, entsprungen ist — wieso steht das nicht in der Zeitung? Wieso
weiß Kommissar Glockner nichts davon? Wieso ist die Öffentlichkeit nicht
gewarnt? Das ist einfach unmöglich. Deshalb, Freunde, sind wir vielleicht
völlig auf dem falschen Dampfer — mit unseren Überlegungen.“
    „Willst du
den Dr. Plemplem fragen?“, erkundigte sich Klößchen.
    „Remplem
heißt er. Nein! Merkst doch, wie geheimnisvoll der tut. Wenn der wirklich einen
seiner Tobsüchtigen vermisst, wird er das uns nicht sagen.“
    „Du willst
sichergehen“, nickte Karl. „Aber wie und wo was erfahren?“
    „In Murrenbach.
Dort weiß sicherlich der Dorfbriefträger mehr als dem Remplem lieb ist.“

3. Gerüchte in
Murrenbach
     
    Angst und
Entsetzen lähmten Susanne nur kurz — nur für die Dauer eines Atemzugs.
    Dann
schleuderte sie ihren Koffer hinter sich. Laut schreiend stürmte sie weiter.
    Der Koffer
traf den gespenstischen Kerl, prallte ihm wuchtig an die Schienbeine. Das
schmerzte. Er brüllte auf wie ein Auerochse. Beinahe wäre er gestürzt. Aber die
plumpe Gestalt wahrte das Gleichgewicht.
    Wütend
folgte er seinem Opfer, dem sechsten.
    Freilich —
zählen konnte er nicht. Nicht mal bis drei. Sein Geist war verwirrt. Schlimme
Vorstellungen geisterten in seinem Hirn umher. Das zwang ihn zum Handeln, und
die Folgen waren entsetzlich.
    Susanne
verlor auch die zweite Sandale. Es waren Schuhe zum Pflastertreten.
Waldläufertauglichkeit ging ihnen ab.
    Voller
Entsetzen stürzte sie sich in die Büsche. Wie dicht die zusammenrückten! Wie
schmal der Weg wurde! Und jetzt bog er ab, machte Kurven und Schleifen!
    Als sie
begriff, dass sie nicht mehr auf dem Weg war, hatte Umkehr keinen Sinn.
    Im
Gegenteil! Sie wäre dem Monster direkt in die Arme gelaufen. Denn er hetzte
heran, holte auf, kam näher, stieß Speichelblasen über die Lippen und wirre
Worte.
    „...Fressen,
wenn Winter... Vorrat... kein Hunger... Lämmer!...

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