Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn
Umkreis bekannt.
Ausflugs-Gaststätten lockten. Bei Schönwetter war am Wochenende die
Zufahrtsstraße verstopft.
Im Zuge
dieser Aufwärtsentwicklung hatte sich die Gemeinde aufs Doppelte vergrößert.
Die Zahl der Kühe nahm ab. Aber eine Diskothek war entstanden.
Die Jungs
fragten einen Gleichaltrigen nach der Taubenschläger-Straße.
„Soll die
hier sein? Nee. Nie gehört.“
„Das
Privatsanatorium!“, sagte Tim.
„Ach so.
Das ist außerhalb. Hinter dem Fuchswäldchen. Aber erst müsst ihr in Richtung
Steinbruch fahren. Wollt ihr einen von denen“, er tippte sich an die Schläfe,
„besuchen?“
Tim
schüttelte den Kopf. „Sind dort Geisteskranke?“
„Na, nur!
Da hat jeder ‘nen Hammer. Und wie. Ganz schwere Fälle. Deshalb sind ja auch
alle Fenster vergittert. Und aufs Gelände gucken kannst du nicht. Der Doktor
versteckt seinen Laden hinter mannshoher Hecke. Mein Vater sagt, das sei ein
Schandfleck für den Ort. Aber was soll man machen?“
Er zeigte
ihnen, wo es zum Steinbruch ging.
Als sie der
Straße folgten, hörten sie den Wagen hinter sich.
Auf Tims
Kommando schwenkten sie in die nächste Hofeinfahrt, wo eine junge Frau mit dem
Gartenschlauch ihren Alfa Romeo abspritzte.
Auf der
Straße sauste Remplems Ami-Schlitten vorbei.
„Wollt ihr
zu mir?“, fragte die Frau verwundert. Sie trug Shorts und hatte eine Zigarette
im Mundwinkel.
„Wir suchen
Frau Albertine Säuselbrink“, sagte Tim todernst. „Sind Sie das?“
„Eigentlich
nicht. Wo soll denn die Adresse sein?“
„In der
Taubenschläger-Straße, ganz am Ende.“
„Du meine
Güte! Das ist in der Klapsmühle. Will sagen: in der Nervenheilanstalt. Das
heißt, geheilt wird dort nicht, nur verwahrt.“
Tim
strahlte die Frau an. „Um ganz ehrlich zu sein: Wir suchen keine Frau
Säuselbrink, aber wir interessieren uns für diese Anstalt. Wir sind Reporter
einer Schülerzeitung und einer brandheißen Sache auf der Spur. Es geht um
Tagebücher... nein, nicht die! ...um Tagebücher einer Person, die möglicherweise
geistig ausgerastet und inzwischen verschwunden ist. Sie verstehen?“
Sie
verstand nicht, sagte aber: „Aha! Dann habt ihr euch also eben vor Dr. Remplem
versteckt, als der vorbeirauschte. Ich kann ihn nicht leiden, den Kerl. Und
sein Igor ist mir unheimlich.“
„Igor?“
„Sein
medizinischer Oberaufseher. Wenn dem ein Fell wächst, kann er als Gorilla
auftreten.“
„Den haben
wir gesehen“, nickte Tim. „Sie sagten eben, dort wird nicht geheilt, sondern
nur verwahrt. Was meinen Sie damit?“
„Das
pfeifen hier zwar die Spatzen vom Dach, aber von mir wisst ihr nichts! Klar?“
Sie drohte mit dem Gartenschlauch, was Klößchen zu einer unfreiwilligen Dusche
verhalt.
Entsetzt
sprang er zurück, als der Strahl ihn traf.
„Entschuldige!“,
lachte die Frau. „Ist nur Wasser. Also: Remplems Sanatorium ist eine
Abschiebestation. Dort landen Geisteskranke, die unheilbar sind — und
möglicherweise auch gemeingefährlich. Aber es ist ein Privatsanatorium. Das
heißt, die Kranken werden von ihren Angehörigen dorthin verfrachtet. Und die
Angehörigen müssen kräftig dafür zahlen. Nur Gutbetuchte können sich das
leisten — bei Remplems Preisen.“
„So geht’s
nun mal zu“, mischte sich Karl ein. „Dagegen ist doch nichts zu sagen. Dass
sich Familien mit gemeingefährlichen Geisteskranken belasten, ist doch nicht
zumutbar. Auch wenn es sich um den Erbonkel handelt.“
Die Frau
nickte. „Aber hierher werden auch Kranke abgeschoben, die eigentlich in
sogenannte ,Feste Häuser’ und unter staatliche Aufsicht gehören, dorthin, wo es
kein Entkommen gibt. Ein Gerücht sagt, es wären welche dabei, die schon
Schlimmes angestellt hätten. Aber die Familien vertuschen die Missetaten. Ob
das wahr ist, kann ich nicht beurteilen. Fest steht allerdings, dass Dr.
Remplem mit den Behörden Ärger hat. Seine Sicherheitsvorkehrungen genügen
nicht. Es hieß sogar mal, man wollte ihm die Genehmigung entziehen und seine
Anstalt schließen. Ich glaube, das steht immer noch auf des Messers Schneide.“
Am liebsten
hätte Tim die Frau umarmt. Aber das wäre sicherlich missverstanden worden.
Jedenfalls bedankte er sich herzlich.
Als sie
weiterfuhren, sagte Klößchen. „Hat leider nichts gebracht. Wir sind so klug wie
vorher.“
„Mann,
Willi!“, entsetzte sich Tim. „Hat dir die Sonne das Gehirn ausgetrocknet?“
„Wieso?“
„Na, jetzt
wissen wir’s doch. Margit spinnt nicht. Es gibt diese Spukgestalt, den
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