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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Lamento nicht wie geplant auf ihren Ehemann abwälzen können. Sie überlegte, ob sie selbst noch einmal zu Lucien gehen und ihn zum Mitkommen überreden sollte, verwarf die Idee jedoch sogleich. Wenn er sich inzwischen einen Rausch angetrunken harte, stände ihnen allen nur eine peinliche Szene bevor.
    »Sei es, wie es sei! Sagen Sie dem Kutscher, er möchte in die Albermarie Street zurückfahren«, wies sie den Lakaien an und setzte sich wieder zurecht. Lucy saß zusammengekauert zwischen Lilly und Rosamund, eine winzige, armselige Gestalt in ihrem dünnen Umhang gegen die prächtige Lebensfülle der anderen Frauen. Sie sah nicht älter als zwanzig aus. Was mochte sie nur verbrochen haben, daß sie so jung schon zu einem solch grauenhaften Ende hatte verurteilt werden können?

15. Kapitel
    Vor dem Haus in der Albermarie Street angekommen, stieg Juliana aus der Kutsche und reichte Lucy den Arm, als ihre Freundinnen das Mädchen halb herunterhoben. »Sollen wir noch mit hineinkommen?« Nach kurzer Überlegung schüttelte Juliana den Kopf. »Nein, ich glaube, das hier erledige ich lieber allein, Emma. Es wird unter Umständen ein bißchen peinlich. Ich kann Lucy auch ohne Hilfe die Treppe hinaufschaffen.«
    »Na schön, wie du meinst«, erwiderte Rosamund in dem vergeblichen Versuch, ihre Erleichterung zu verbergen.
    »Ihr solltet jetzt besser alles daransetzen, die Dennisons zu Lucys Gunsten umzustimmen, bis sie wieder bei Kräften ist«, sagte Juliana, während sie das arme Ding liebevoll stützte. »Morgen werde ich in die Russell Street kommen und euch berichten, wie es ihr geht. Im übrigen«, fügte sie mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln hinzu, »habe ich eine Idee, die ich gern mit allen besprechen würde – auch mit den anderen Mädchen, falls es sie interessiert.«
    »Interessiert, woran?« Lilly beugte sich vor und musterte Juliana aufmerksam.
    »Das kann ich nicht hier zwischen Tür und Angel erklären. Außerdem muß ich mir die Sache erst einmal selbst durch den Kopf gehen lassen.« Sie lächelte und hob eine Hand zum Abschied. »Dann bis morgen!«
    Ein Chor von Lebewohlrufen ertönte, als sie Lucy die Stufen zur Haustür hinaufbugsierte. Catlett öffnete, noch bevor sie den Türklopfer betätigen konnte, und ausnahmsweise einmal wich sein sonst so starrer Ausdruck einer Miene der Verblüffung, als er ihre Begleiterin entdeckte. Juliana konnte es ihm nicht verübeln. Lucy bot wirklich einen beklagenswerten Anblick. Rosamunds reichlich fehl am Platz wirkender eleganter Seidenumhang mit den feinen Rüschen betonte nur noch ihren zerlumpten, halbnackten Zustand. Juliana nickte Catlett jedoch lediglich zu, als sie dem Mädchen auf einen Stuhl in der Halle half.
    Lucy sank gegen die Lehne, ihr Gesicht weißer als Milch, ihre Augen geschlossen. Ihr Herz raste von der Anstrengung, sich von der Kutsche die Treppe hinauf und zu dem Stuhl zu schleppen. Juliana stand einen Moment lang schweigend da und betrachtete das Mädchen ratlos. Welche Anweisungen sollte sie erteilen? Sicherlich gab es noch einige unbenutzte Kammern im Haus, aber hatte sie wirklich das Recht, über einen der Räume zu verfügen, ohne des Herzogs Einwilligung? Wahrscheinlich nicht, entschied sie, doch im Moment sah sie keinen anderen Ausweg.
    »Catlett, würden Sie die Haushälterin bitten, mir eines der…«
    »Was, in Dreiteufelsnamen, geht hier vor?«
    Erschrocken wirbelte Juliana herum, als die scharfe Stimme des Herzogs hinter ihr ertönte. Offensichtlich hatte sich seine Laune während ihrer Abwesenheit nicht gehoben – aber das hatte sie auch nicht zu hoffen gewagt. Sie sah Quentin hinter ihm stehen, im Schatten seines Bruders, jedoch weniger in puncto Größe als vielmehr zufolge Tarquins Gewitterstimmung.
    Sie räusperte sich und begann: »Mylord, dies ist das Mädchen, das wir aus dem Hofmarschallgefängnis freigekauft haben, und…«
    »Catlett, Sie können gehen.« Der Herzog unterbrach sie mit diesem barschen Befehl an den Bediensteten, der so fasziniert auf Lucys zusammengesunkene Gestalt starrte, als sähe er eine Frau mit zwei Köpfen aus einem Raritätenkabinett.
    »Jetzt fahre bitte fort«, sagte Tarquin, als Catlett im Hintergrund der Treppe verschwunden war.
    Juliana holte tief Luft. »Ich bitte Sie, Sir…«
    In dem Moment stöhnte Lucy schwach, und Quentin drängte sich mit einem erstickten Ausruf an seinem Bruder vorbei, um sich besorgt über sie zu beugen.
    Juliana setzte zu einem neuen Versuch an. »Sie ist halb

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