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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Mahagonischreibtisch und griff wahllos nach einem Stapel Papiere. »Bitte!« Er blickte nicht von den Dokumenten auf, als sich die Tür öffnete.
    Juliana stand zögernd auf der Schwelle und wartete, daß er ihre Anwesenheit zur Kenntnis nahm. Statt dessen sagte er, noch immer ohne aufzusehen: »Mach die Tür zu.«
    Sie gehorchte und trat in den Raum, das Kinn trotzig vorgereckt. Wenn er vorhatte, sie mit dieser beleidigenden Behandlung zu demütigen, dann würde sie ihn umgehend eines Besseren belehren. Ohne seine Einladung lange abzuwarten, nahm sie lässig auf einem Stuhl Platz, wobei sich ihre weiten Röcke elegant um ihre schmale Taille bauschten, und griff nach einer Ausgabe der
Morning Post,
die auf einem Beistelltischchen lag.
    Tarquin blickte auf, und wieder zeigte sich in seinen Augen jene widerwillige Belustigung, als er den rotgelockten Kopf musterte, der sich über die Zeitung beugte. Er spürte deutlich den störrischen Widerstand, den die entschlossene junge Dame ausstrahlte. Viscountess Edgecombe war offensichtlich nicht bereit, sich auch nur einen Fingerbreit zu unterwerfen.
    Er legte die Papiere beiseite und sagte ruhig: »Laß uns nicht lange um den heißen Brei herumreden,
Mignonne.
So wie ich die Sache verstehe, hast du die Absicht, ein Bündnis mit Lucien einzugehen. Ist das korrekt?«
    Juliana zog die Brauen hoch. »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen, Sir. Der Viscount ist mein Ehemann. Ich bin ihm verpflichtet sowohl nach dem kirchlichen als auch dem bürgerlichen Gesetz.«
    Tarquins Lippen wurden schmal. »Juliana, so wie du dir das vorstellst, werde ich es nicht dulden! Außerdem untersage ich dir von jetzt ab jeden weiteren Kontakt mit Mistress Dennisons Mädchen. Sie werden dich hier nicht mehr treffen, und du wirst ihnen keine Besuche abstatten. Du darfst deinen guten Ruf nicht durch ein Bordell gefährden.«
    »Aber ist mein Ruf denn nicht schon gefährdet? Was bin ich anderes als eine Dirne, die vertraglich von einer Bordellwirtin gekauft wurde?«
    »Du bist meine Mätresse, Juliana. Das macht dich noch lange nicht zur Hure.«
    »Ach, das sind Wortklaubereien, Mylord«, erwiderte sie zornig. »Sie haben mich für dreitausend Pfund gekauft, wie ich mich noch sehr gut erinnere. Oder waren es Guineen? Ich fühle mich geschmeichelt, daß ich Ihnen so viel wert bin, aber ich nehme doch an, der Fortpflanzungsaspekt bei diesem Arrangement macht mich entsprechend wertvoll. Naiv mag ich vielleicht sein, aber eines weiß ich mit Sicherheit: daß Männer ihre Mätressen nicht kaufen. Sie kaufen Huren.«
    »Ich glaube, du hast jetzt alles gesagt, was zu diesem Thema gehört«, versetzte der Herzog kalt. »Und zwar mehrfach,wie ich hinzufügen möchte. Auch ich werde mich jetzt wiederholen. Du pflegst ab sofort keinen weiteren Umgang mit den Mädchen aus der Russell Street. Henny wird sich um das unglückliche Geschöpf dort oben kümmern, bis es sich soweit erholt hat, daß es gehen kann. Zu dem Zeitpunkt erhält es eine gewisse Geldsumme, die es in die Lage versetzt, sich mit einem Beschützer zu arrangieren.«
    Quentin hatte gesagt, der Herzog sei mehr als großzügig. Es schien, als hätte er nicht übertrieben, und diese freigebige Güte gegenüber einem Mädchen, das er überhaupt nicht kannte, nahm Julianas Feindseligkeit etwas die Schärfe. Da es jedoch nicht in ihre Pläne passte, musste die Schlacht weitergehen.
    »Sie sind sehr freundlich, Sir«, sagte sie förmlich. »Ich bin sicher, Lucy wird sich entsprechend dankbar zeigen.«
    »Herrgott noch mal, Mädchen, ich erwarte keine Dankbarkeit«, fauchte Tarquin. »Nur Gehorsam!«
    »Soweit ich weiß, schulde ich ausschließlich meinem Ehemann Gehorsam, Sir.«
    »Du schuldest dem Mann Gehorsam, der für dich sorgt«, erklärte er, während er sich mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung von seinem Platz erhob. Juliana musste sich zwingen, nicht zurückzuweichen, als sie zu ihm aufblickte.
    Er beugte sich vor, die Handflächen flach auf den Schreibtisch gestützt. »Du hast Lucien bereits überdeutlich dazu ermuntert, mich in eine peinliche Lage zu bringen. Gott allein weiß, wer dich heute morgen alles gesehen hat. Wer alles davon wußte, wohin du gehen würdest. Wem er davon erzählen wird. Er hat dich durch die vornehmen Straßen Londons geführt mit einem Trio von stadtbekannten Prostituierten als Begleiterinnen und dich vor aller Augen lächerlich gemacht, du dummes Kind. Diese naiven Vergeltungspläne werden
dir
sehr viel mehr

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