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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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»Wissen Sie schon, ob Sie empfangen haben?«
    Juliana verschluckte sich fast an ihrem Sherry, bevor sie sich daran erinnerte, daß es in diesem Haus keine Tabuthemen gab, wenn es um weibliche Angelegenheiten ging.
    »Es ist noch zu früh, um Gewißheit zu haben, Ma'am«, erwiderte sie mit anerkennenswerter Gelassenheit.
    Mistress Dennison nickte wissend. »Sie kennen natürlich die Anzeichen?«
    »Ich glaube schon, Ma'am. Aber falls Sie mir noch mehr Wissen darüber vermitteln könnten, wäre ich wirklich interessiert.«
    Mistress Forster hatte ihr Stillschweigen über all diese Dinge nur ein einziges Mal gebrochen, um Juliana zu sagen, daß sie, wenn ihr monatliches Unwohlsein ausbliebe, normalerweise schwanger sei. Juliana hatte den Verdacht, daß an der Sache noch mehr dran sein musste als jene eine knappe Tatsache, deshalb war sie dankbar für Elizabeths Anteilnahme.
    Elizabeth schenkte sich noch ein Glas Sherry ein und begann, die Symptome der Empfängnis zu beschreiben und die Methode, um das voraussichtliche Datum der Niederkunft zu errechnen. Juliana hörte fasziniert zu. Mistress Dennison nahm kein Blatt vor den Mund, nannte das Kind beim Namen und ließ keine Zweifel offen.
    »So, Kind, ich hoffe doch, daß Sie diese Dinge jetzt verstanden haben.«
    »O ja, vollkommen, Ma'am.« Juliana erhob sich, um sich zu verabschieden. »Ich bin Ihnen für die Aufklärung sehr verbunden.«
    »Nun, meine Liebe, Sie sollten wissen, daß ein Mädchen, selbst wenn es von hier fortgeht, um eine solch vorteilhafte Beziehung wie Sie einzugehen, trotzdem eines meiner Mädchen bleibt. Auf alle Fragen, die Sie möglicherweise haben, werden Sie hier eine Antwort finden. Und wenn die Zeit kommt, werde ich Ihnen gerne bei der Geburt Ihres Kindes beistehen. Wir sind eine Familie, die zusammenhält, verstehen Sie.« Sie lächelte Juliana herzlich an.
    »Ich hoffe, Sie sehen sich imstande, Lucy Tibbet in Ihre Familie aufzunehmen, Ma'am.« Juliana knickste höflich. »Seine Gnaden war so freundlich zu sagen, daß er ihr eine gewisse Summe Geldes geben will, wenn sie sein Haus verläßt, so daß sie in der Lage sein wird, sich niederzulassen. Aber sie wird Freunde brauchen. Wie wir alle«, fügte sie hinzu.
    Mistress Dennison sah leicht verärgert darüber aus, daß sie in dieser Angelegenheit unter Druck gesetzt wurde, und erwiderte deshalb etwas steif: »Seine Gnaden ist überaus großzügig, wie immer, Juliana. Lucy hat wirklich Glück. Vielleicht mehr, als sie verdient. Aber es bleibt zu hoffen, daß sie eine wertvolle Lektion gelernt hat und in Zukunft ein wenig mehr acht gibt.«
    Juliana senkte hastig den Blick, um das Aufblitzen von Zorn in ihren Augen zu verbergen. »Ich bin sicher, Sie werden tun, was Sie für das beste halten, Ma'am.«
    »Ja, natürlich, Kind, das ist mein Prinzip!« Elizabeth neigte anmutig den Kopf. »Und ich denke doch, wenn Lucy aufrichtige Reue zeigt, dann werden Mr. Dennison und ich eine Möglichkeit sehen, ihr zu helfen.«
    »Ma'am.« Juliana knickste erneut und machte kehrt, um den Raum zu verlassen, bevor ihr eine heftige Äußerung entschlüpfen konnte. In ihrer Hast stolperte sie über einen kleinen, spindelbeinigen Tisch, und die zierlichen Porzellanfigürchen auf der polierten Platte flogen in alle vier Windrichtungen. »Oh, ich bitte vielmals um Verzeihung.« Sie bückte sich, um den nächstbesten Gegenstand aufzuheben, und dabei schwang ihr Reifrock wild herum und warf einen Kerzenleuchter aus Alabaster auf einem niedrigen Absatz um.
    »Lassen Sie nur, meine Liebe. Bemühen Sie sich nicht.« Elizabeth erhob sich hastig aus ihrem Sessel und griff nach der Klingelschnur. »Ein Lakai wird sich darum kümmern. Lassen Sie einfach alles so, wie es ist.«
    Juliana wich vorsichtig rückwärts aus dem Raum; die Röte in ihren Wangen hatte jedoch nichts mit Verlegenheit zu tun, sondern mit mühsam beherrschter Wut.
    Sie eilte die Treppe in die Halle hinunter. Die Mädchen hatten sich inzwischen alle wieder in ihre Zimmer zurückgezogen, um sich für die Tagesarbeit umzuziehen. Eine Zofe durchquerte geschäftig die Halle mit einer Vase frischer Blumen für den Salon. Juliana erhaschte einen Blick auf einen Lakaien, der die Karaffen auf der Anrichte nachfüllte. In ein paar Stunden würden die ersten Kunden eintreffen.
    Mr. Garston öffnete ihr mit einer förmlichen Verbeugung die Tür und schnippte dann gebieterisch mit den Fingern, als er die an der Sänfte dösenden Träger herbeirief. »He, ihr da,

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