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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Die beiden Sänftenträger beäugten ihn mißtrauisch.
    »Was geht Sie das an, Mann?« Die Frage hatte einen kriegerischen Unterton, und George fürchtete, daß er damit nun leider aus den beiden herausgeholt hatte, was herauszuholen war.
    Er zuckte betont gleichmütig die Achseln. »Eigentlich nichts. Mir war nur so, als hätte ich sie gestern abend im Shakespeare's Head< gesehen. Mit einer Gruppe von Männern. Vielleicht war einer von ihnen ihr Ehemann… ?«
    Beide Männer spuckten verächtlich auf die Straße. »Der Viscount taugt nicht zum Ehemann. Er hat's nicht so mit Frauen. Ich kann einfach nicht begreifen, was ihn dazu getrieben hat, sich das arme junge Ding zur Frau zu nehmen. Führt ein wahres Hundeleben bei dem Kerl, das arme Mädchen!«
    »Aber Seine Gnaden hat ein wachsames Auge auf ihn«, erinnerte ihn sein Kollege. »Und… ach, was soll's. Was gehen uns die Angelegenheiten der Herrschaften an? Ich begreif' sie sowieso nicht. Würd' selbst in einer Million Jahre nicht aus ihnen schlau werden.«
    »Das kannst du laut sagen!«
    Beide versanken in grübelndes Schweigen, und George verabschiedete sich schließlich von ihnen und schlenderte die Straße hinunter. Das Rätsel wurde immer verwirrender. War Juliana wirklich mit dem Viscount verheiratet, der sie letzte Nacht verkaufen wollte? Oder war sie in irgendeine undurchsichtige Sache hineingezogen worden? Könnte sie die Mätresse des Viscounts sein, die nur gestern als Ehefrau präsentiert wurde? Das letztere erschien ihm am wahrscheinlichsten, da er sich unmöglich vorzustellen vermochte, daß eine echte Viscountess Edgecombe an jener Sache in der Taverne beteiligt gewesen sein sollte. Ein Mann von der Herkunft und Erziehung des Viscounts würde seine Ehefrau niemals einer solch abscheulichen Demütigung aussetzen. Huren wurden dafür bezahlt, um bei einem solchen Theater mitzuwirken. Aber wenn die Bediensteten des Herzogs glaubten, sie wäre tatsächlich mit dem Viscount verheiratet, dann war etwas sehr Seltsames im Gange, die Frau, Mistress Henny, ein altes Familienfaktotum, die damit beauftragt war, sich um Juliana zu kümmern, überzeugte ihn eigentlich sehr als Detail in der Schilderung.
    Aber warum sollte sich Juliana auf einen solchen Betrug einlassen?
    Geld, natürlich. Sie hatte das Heim ihres Ehemannes ohne einen Penny verlassen, hatte nicht einmal ihre Kleider eingepackt. Irgendwie war sie unter den Einfluß des Herzogs geraten, und er verlangte von ihr, daß sie sich ihren Lebensunterhalt verdiente, indem sie diese Rolle spielte. Er war letzte Nacht gekommen, um sie zu retten, also musste er tief in die Sache verstrickt sein. Aber wußte er, daß die Schlampe, die er bezahlte, wegen Mordes gesucht wurde? Vielleicht sollte ihm mal jemand reinen Wein einschenken!
    George betrat die Taverne unter den Kolonnaden und bestellte sich ein Ale. Oder sollte er als erstes Juliana konfrontieren, bevor er sie vor ihrem Beschützer entlarvte? Wer weiß, vielleicht würde sie ja so eingeschüchtert sein, wenn sie ihn sah, daß sie sich ohne einen Muckser ergäbe. Solange sie nicht rechtmäßig verheiratet war, konnte ihn nichts und niemand daran hindern, sie für sich zu beanspruchen. Letzte Nacht hatte sie ihn offenbar nicht erkannt, aber sie war ja auch völlig verzweifelt gewesen und hatte wahrscheinlich überhaupt nicht wahrgenommen, was um sie herum vorging. Nun, beim nächsten Mal würde er sicherstellen, daß sie ihm direkt ins Gesicht sah und vor seiner Macht kapitulierte.
    George trank seinen Humpen aus und rief nach einer Flasche Burgunder. Er hatte allmählich das Gefühl, daß sich ihm ein klar erkennbarer Pfad durch diesen Wirrwarr auftat und er sich seinem Triumph näherte. Alles, was er jetzt tun musste, war, Juliana aufzulauern, damit sie ihm nicht entwischen konnte.Es sollte eigentlich keine Schwierigkeit sein, sie dazu zu bringen, ihren Vorteil zu erkennen.
    Der Burgunder kam, doch nach einigen wenigen Schlucken stand George wieder auf und ging unruhig zur Tür der Taverne. Der Gedanke an Juliana zog ihn hinaus wie ein Magnet. Seine Füße trugen ihn fast von selbst zurück in die Russell Street, wo er seinen Beobachtungsposten auf der Treppe einer Buchhandlung bezog, scheinbar ausschließlich mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt.
    Juliana fand Mistress Dennison liebenswürdig und gastfreundlich. Sie bat sie, Platz zu nehmen, und bot ihr ein Glas Sherry an, dann setzte sie sich Juliana gegenüber und fragte ohne Umschweife:

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