Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
aufwachen! Ihre Ladyschaft wartet auf euch.«
    Die Männer knurrten Garston wütend an, beeilten sich jedoch, Juliana behilflich zu sein, als diese die Treppe herunterkam. Als sie sich umwandte, um in die Sänfte zu steigen, fiel ihr Blick auf George, der sie von den Stufen der Buchhandlung in Nummer acht beobachtete. Er verbeugte sich schwerfällig, und seine Lippen verzogen sich zu einem hämischen Grinsen. Juliana runzelte die Stirn, als wüßte sie nicht, wer er sei.
    »Sänftenträger«, sagte sie betont laut, »dieser Mann da drüben starrt mich auf höchst sonderbare Art an. Ich finde das beleidigend.«
    Der erste Diener verbeugte sich vor ihr. »Wollen Sie, daß ich ihm das Grinsen vom Gesicht wische, M'lady?«
    »Nein«, dämpfte sie hastig seinen Eifer. »Das ist nicht nötig. Bringen Sie mich einfach zur Albermarie Street zurück.«
    George verfluchte sie als eine arrogante Schlampe. Wie konnte sie es wagen, einfach durch ihn hindurchzusehen, als wäre er nicht mehr als ein Wurm zu ihren Füßen? Wofür hielt sie sich eigentlich? Sie musste größenwahnsinnig geworden sein. Aber nun, da er sie gefunden hatte, nun, da er wußte, daß sie allein ausging, konnte er seine Kampagne planen. Wenn sie das nächste Mal ohne Begleitung die Albermarle Street verließ, würde er sie sich schnappen. Und dann würde er ihr den gehörigen Respekt vor dem Erben ihres verstorbenen Ehemannes beibringen. Mit neu erwachtem Durst kehrte er zu seinem Burgunder zurück.

19. Kapitel
    Der Herzog war noch nicht wieder eingetroffen, als Juliana das Haus in der Albermarle Street betrat. Eine Konfrontation weniger, über die ich mir Sorgen machen muß, dachte sie frohgemut. Je länger sie ihre Ausflüge in die Russell Street vor ihm verheimlichen konnte, desto einfacher würde das Leben sein. George allerdings war eine gräßliche Plage. Wenn er vorhatte, sich auf Schritt und Tritt an ihre Fersen zu heften, würde sie mit Tarquin darüber sprechen müssen, was das Geständnis ihrer Exkursionen nach sich zöge. Aus irgendeinem Grund hatte sie absolutes Vertrauen in die Fähigkeit des Herzogs, George Ridge auf angemessene Weise loszuwerden… und es schlich sich auch eine höchst ungute Vorahnung bei ihr ein, daß er dazu imstande wäre, ihren Aktivitäten einen nachhaltigen Riegel vorzuschieben, wenn er wollte. Aber mit dem Problem würde sie sich später befassen.
    Sie setzte sich an den Sekretär in ihrem Salon und breitete ein Blatt Schreibpapier vor sich aus. Dann tauchte sie die Feder in das Tintenfaß und machte sich daran, eine Liste von Posten aufzustellen, die aus dem Fonds der Schwesternschaft bestritten werden müßten, wenn er zu etwas gut sein sollte. Sie könnten nur die beitragszahlenden Mitglieder unterstützen, entschied sie, obwohl dies viele der besonders schutzlosen Straßenmädchen ausschlösse: diejenigen Frauen, die sich für ein Glas Gin in einer Toreinfahrt verkauften oder sich mit jedem x-beliebigen im Rinnstein paarten, der sie für ein paar Groschen haben wollte.
    Ein Lakai unterbrach ihre Berechnungen mit der Nachricht, daß Seine Gnaden an der Haustür stehe und sie bitte herunterzukommen. Verwirrt folgte Juliana dem Lakaien ins Erdgeschoß. Die Eingangstür stand offen, und als sie sich näherte, hörte sie Tarquin mit Quentin sprechen.
    »Ah, da bist du ja,
Mignonne
«, rief der Herzog, als sie auf der obersten Treppenstufe erschien. »Komm her und sag mir, ob sie dir gefällt.«
    Juliana raffte ihre Röcke und stolperte in ihrem Eifer halb die Stufen hinunter. Tarquin stand neben einer Rotschimmelstute mit einem eleganten Kopf und aristokratischen Linien.
    »Oh, wie hübsch sie ist!« Begeistert streichelte sie die samtige Nase. »Darf ich sie reiten?«
    »Sie gehört dir.«
    »Mir?« Juliana starrte ihn mit weitaufgerissenen Augen an. Sie hatte niemals ein eigenes Reitpferd besessen, hatte sich immer mit den Tieren in Sir Brians Ställen begnügen müssen, die kein anderer reiten wollte – klapprige alte Gäule zumeist, die nur noch auf die Weide hinausgebracht werden wollten. »Aber warum sollten Sie mir so ein wundervolles Geschenk machen?« Eine Andeutung von Mißtrauen flackerte in ihren Augen auf, und sie trat fast unbewußt einen Schritt zurück.
    »Ich hatte dir versprochen, ein Reitpferd für dich zu besorgen«, sagte er galant. »Hast du das schon wieder vergessen?« Er konnte beinahe die argwöhnischen Gedanken sehen, die ihr durch den Kopf schössen und sich in ihrem lebhaften Mienenspiel

Weitere Kostenlose Bücher