Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
platzen.
    »Du störst überhaupt nicht. Nur zu«, forderte Tarquin sie auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Beine lang ausgestreckt und über den Knöcheln gekreuzt. Quentin sah wieder jenen warmen, amüsierten Ausdruck in den Augen seines Bruders aufleuchten.
    »Ich dachte, da Sie mein Reitkostüm ausgewählt haben, würden Sie mich gerne darin betrachten.« Juliana betrat den Raum.
    »Es ist wirklich wunderschön.« Sie konnte ihren Stolz nicht verbergen, als sie sich dem Herzog und Lord Quentin präsentierte und auf ihren bewundernden Kommentar wartete. »Finden Sie nicht auch, daß der Samt am Kragen und an den Ärmelaufschlägen etwas Raffiniertes hat?« Sie reckte den Hals, um ihr Bild in dem Spiegel über dem Kaminsims zu begutachten. »Die Farbe ist so schmeichelhaft für meine Augen und meine Haut.« Mit einem kritischen Stirnrunzeln korrigierte sie den Sitz ihrer schwarzen, mit Goldborten verzierten Kopfbedeckung. »Und ich hatte auch noch nie so einen eleganten Hut.«
    Tarquin lächelte unwillkürlich. Es hatte ihm gefallen, ihre Garderobe zusammenzustellen, aber Julianas Freude und Begeisterung und die Tatsache, daß er genau das Richtige ausgesucht hatte, erhöhten sein Vergnügen um ein Vielfaches. Die cremefarbene Seidenweste sowie die Jacke und der Rock aus grünem Wolltuch, die mit dunkelgrünem Samtbesatz verziert waren, brachten das leuchtende Jadegrün ihrer Augen und ihr prachtvolles Haar herrlich zur Geltung. Die taillierte Jacke mit dem Schößchen und der weite, elegant schwingende Rock hoben die schwungvollen Kurven ihres Körpers auf das vorteilhafteste hervor.
    Sie versank vor den Herren in einen Hofknicks, dann erhob sie sich und wirbelte übermütig im Kreis herum, wobei sich der Saum ihres weiten Rockes prompt um ein Tischbein wickelte. Mit einem gemurmelten Fluch befreite sie den Stoff von dem Tischbein, bevor ein größerer Schaden entstehen konnte.
    »Sie sehen ganz bezaubernd aus«, erklärte Quentin. »Tarquin hatte schon immer ein gutes Auge, wenn es um Damenkleider geht.«
    »Investieren Sie immer derart viel Zeit und Mühe, von Geld ganz zu schweigen, in die Garderobe aller Ihrer Mätressen?« Juliana zupfte an ihrem schneeweißen Leinenhalstuch und glättete eine Falte.
    Quentin wandte sich ab, um sein Grinsen zu verbergen, als Tarquin ungläubig auf die dreiste Juliana starrte. »Ob ich was tue?«
    »Oh, war das indiskret von mir?« Sie lächelte strahlend. »Tut mir leid, das wollte ich nicht. Ich habe nur gefragt, weil es mich interessiert. Ich glaube, es ist ungewöhnlich, wenn sich Männer so gründlich mit Frauenkleidern befassen.«
    »Lassen wir das Thema, ja?« Der Herzog setzte sich kerzengerade auf, und auf seiner Stirn erschien eine steile Falte.
    »Na schön, wenn Sie darauf bestehen.« Sie zuckte die Achseln. »Aber wie viele haben Sie?«
    »Wie viele was?« bellte er, bevor er sich auf die Zunge beißen konnte.
    »Mätressen.«
    Tarquins Miene umwölkte sich, seine nachsichtige Gelassenheit verflog abrupt. Quentin fand, es war an der Zeit einzuschreiten, und er erhob sich hastig von seinem Stuhl. »Juliana, meine Liebe, ich glaube, Sie sollten jetzt Ihren Ausritt machen. Ich werde Sie zu den Ställen begleiten und Ihnen beim Aufsitzen behilflich sein.« Er schob sie energisch aus dem Raum, bevor sie noch etwas Vernichtendes sagen konnte und bevor Tarquin Gelegenheit hatte, seinem kochenden Zorn Ausdruck zu verleihen.
    »Sie sind nicht gerade ein Muster an Takt, wie?« bemerkte Quentin im Stallhof.
    »Fanden Sie die Frage ungehörig?« meinte Juliana lässig, als sie beim Aufsteigeblock anlangte. »Ich finde, sie war durchaus berechtigt.« Sie setzte sich im Sattel zurecht, arrangierte schicklich ihre Röcke und schenkte Quentin ein spitzbübisches Grinsen, das er einfach erwidern musste.
    »Sie sind unverbesserlich, Juliana.«
    Ted schwang sich auf einen kleinen, stämmigen Wallach und musterte Juliana kritisch. »Die Stute ist frisch und ausgeruht, Ma'am. Glauben Sie, daß Sie ohne Kandare mit ihr fertigwerden?«
    »Natürlich.« Juliana drückte der Stute sanft die Fersefi in die Flanken, und Boadicea stürmte vorwärts in Richtung Straße. Juliana zog souverän die Zügel an und brachte das Pferd zum Stehen.
    Ted grunzte. »Ihr Sitz ist in Ordnung«, kommentierte er mit einem Nicken in Quentins Richtung. »Denke doch, sie wird ihre Sache machen.«
    Quentin hob eine Hand zum Abschied, als die Pferde in ruhigem Schrittempo den Stallhof verließen;

Weitere Kostenlose Bücher